Montagnachmittag, kurz vor 2 Uhr. Im Erlanger Stadtteil Bruck kommen die Teilnehmer der
sogenannten Gestaltgruppe zusammen. Gestalt, das steht für Gehen, Spielen und Tanzen als
lebenslange Tätigkeiten. Das Ziel? Durch Bewegung Demenzerkrankungen vorbeugen.
Susanne Buchthal ist mit 90 Jahren die älteste der Teilnehmerinnen.
Mein Mann hatte zwei Jahre vor seinem Tod die anfängliche Demenz und ich habe es mit
erlebt. Ich bin außerdem ehrenamtlich tätig in einem Alten- und Pflegeheim und habe es
immer wieder erlebt, wie schlimm es ist, wenn Menschen dement werden. Und deshalb probiere
ich alles Mögliche aus, dass die Möglichkeit einer Demenzerkrankung minimiert wird.
Zum heutigen Ablauf, wir machen uns wieder so richtig fit und fröhlich durch den Nachmittag.
Wie immer spaßvoll, humorvoll, ohne Schmerzsymptome.
Das Programm richtet sich an über 60-Jährige, die ein erhöhtes Risiko haben an Demenz zu
erkranken, weil sie sich wenig oder gar nicht bewegen und sozial isoliert sind. So wie
Heidi Schulze früher.
Ich habe eigentlich nie Sport gemacht oder selten Sport gemacht. Und ich muss sagen,
schade, dass ich es nicht schon früher getan habe. Ich war selbstständig und früher hatte
ich zwar Kontakt mit Leuten, aber keinen in der Freizeit. Und als ich dann nicht mehr
gearbeitet habe, war ich natürlich einsam, da musste ich mir Freunde suchen. Und ein
ganz wichtiger Faktor war, wie ist dieses Gestaltprojekt. Also ich bin nicht mehr so
einsam.
Als Demenz ins Leben gerufen wurde das Programm 2010 als Modellprojekt vom Institut für Sportwissenschaft
und Sport der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Soziologin Andrea Wolf begleitet das Projekt.
Es gibt verschiedene Risikofaktoren von Demenz, das man in den letzten Jahren aus wissenschaftlichen
Studien, international und national, kennt. Und da spielen zum Beispiel bestimmte Erkrankungen
eine Rolle, wie zum Beispiel die Depression, aber auf der anderen Seite auch wichtige
Lebensstilfaktoren, wie zum Beispiel Bewegungsmangel, dass wir auch mit dem Gestaltprogramm dann
direkt angehen.
5, 6, 7, 8, Tipp, Tipp.
Zum Beispiel eben mit Gehen, Spielen und Tanzen. Aber auch mit gemeinsamen Ausflügen,
damit die Senioren aktiv bleiben, wenn das Programm beendet ist. Denn die Kurse sind
auf drei bis sechs Monate angelegt. Danach sollen die Teilnehmer genug Motivation, Know-how
und Kontakte gesammelt haben, um sich selbst um ihre Bewegung und andere Aktivitäten zu
kümmern.
Und wir schieben uns hier aus der Talienbewegung mal rechts, mal links. Die, die den Stab haben,
wir halten den Stab mal so vor uns. Eine Einheit der Hände, schön auf einer Linie.
Alle Übungen sind an die Bewegungsmöglichkeiten von älteren Menschen angepasst.
Mein neues Knie macht nämlich langsam nicht mehr mit.
Wer nicht mitmachen kann oder will, darf auch einfach zusehen oder sucht sich sein eigenes
Tempo.
Manchmal komme ich mir vor wie so ein Elefant, der immer so rechts und links hebt. Aber
es lacht ja keiner. Und deshalb fühle ich mich hier auch frei.
Mittlerweile hat das Erlanger Sportamt die Leitung übernommen. Gemeinsam mit Vereinen
und anderen Trägern bietet die Stadt derzeit neuen Gestaltkurse an. Denn das Pilotprojekt
hat sich bewährt.
Wir haben in dem Gestalt-Modellprojekt verschiedene Tests unternommen. Und dort haben wir festgestellt,
dass die Teilnehmer damit ihr Kurzzeit und ihr Arbeitsgedächtnis verbessern könnten.
Was für uns auch ein sehr wichtiges Ergebnis war, weil genau diese Gedächtnisformen ja
auch bei einer Demenz schwer betroffen sind. Und dort eine Verbesserung zu erzielen wirkt
auf jeden Fall eine Demenzerkrankung vor.
Wir kreisen beide Arme, Schultern öffnen.
Das eine ist, dass durch Sport, durch die Bewegung auf jeden Fall schon mal die Durchblutung
Presenters
Katrin Ohlendorf
Andrea Wolff
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:06:17 Min
Aufnahmedatum
2017-05-27
Hochgeladen am
2017-09-12 14:13:51
Sprache
de-DE
Gesund im Alter dank Bewegung
Ein Film von Katrin Ohlendorf