Für die Fachwelt kam es nicht ganz überraschend.
Am 3. Oktober 2017 ging der Nobelpreis in Physik an die Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne.
Am LIGO, einer Detektoranlage in den USA, hatten die drei Ende 2015 zum ersten Mal Gravitationswellen direkt gemessen.
Und damit Einsteins Behauptung bewiesen, dass diese Wellen im Universum existieren.
Was kaum jemand weiß, diese Leistung wäre so niemals möglich gewesen, ohne den Prototypen
eines Laserinterferometers für die Messung von Gravitationswellen.
Der wurde bereits in den 1970er Jahren in Garching bei München gebaut.
Von dem Physiker und Computerpionier Heinz Billing.
Heinz Billing ist wahrscheinlich der bescheidenste Wissenschaftler, der mir je untergekommen ist.
Darum kennt ihn noch keiner und darum weiß keiner, dass er nicht nur für die Entwicklung von Computern
entscheidende Beiträge geleistet hat, sondern einer von ganz wenigen Menschen in der Welt war,
die vor einem halben Jahrhundert angefangen haben, experimentell nach Gravitationswellen zu suchen.
Die Grundidee hinter dem, was Billing aufgebaut hat und LIGO und anderen Gravitationswellendetektoren sind,
ist das Gleiche. Das Prinzip ist immer das, dass ich Licht in einer Vakuumröhre zwischen Spiegeln hin- und her schieße
und über sogenannte Interferenz, das ist die Überlagerung von Lichtwellen, Abstandsänderungen, Messe.
Billing hat gesagt, ja das ist es doch, das ist doch viel einfacher und das können wir doch mit Labormitteln machen.
Ray Weiss hatte ja schon die Idee der optischen Delay Line, sodass man selbst mit relativ geringen Spiegelabständen
sehr große Einschlusszeiten des Strahls und damit große gute Empfindlichkeit erzeugen kann
für die Messung von Gravitationswellen in einem Interferometer, was praktisch so aufgebaut war wie das
Michelson-Interferometer. Und das haben wir dann gemacht.
Billing ist danach in den Ruhestand gegangen und hat tatsächlich gewartet. Billing war noch lang auch nach dem Ruhestand aktiv.
Das berichten Mitarbeiter seiner Arbeitsgruppe. Er hat also sich tatsächlich noch weiter um Physik gekümmert
und dann aber letztendlich 30 Jahre lang warten müssen, um am Schluss seines Lebens Gott sei Dank
und glücklicherweise noch feststellen zu können, dass diese Arbeit, die er da reingesteckt hat,
dieses Lebensjahrzehnt tatsächlich sich gelohnt hat, weil dieser Durchbruch der Forschung jetzt erfolgt ist.
Aber er hat damals schon zu mir gesagt, Herr Dansmann, eins sage ich Ihnen, ich bleibe so lange am Leben,
bis Sie diese Gravitationswellen nachgewiesen haben. Und das hat er geschafft.
Ich habe schon auch eine Zeitung geliehen, das ist nachgewiesen, ja. Ja, genau.
Und was hat er also, wo hat er es nachgeliehen worden, das hat er die Theorie, die,
was die Theorie schon behauptet hat, hat er wirklich jetzt bewiesen.
Billing starb am 4. Januar 2017, knapp ein Jahr nachdem sich der Traum seines Forscherlebens erfüllte.
Er wurde 102 Jahre alt.
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:03:39 Min
Aufnahmedatum
2017-12-11
Hochgeladen am
2017-12-11 09:49:35
Sprache
de-DE