Bologna - eine Chance für die Geisteswissenschaften [ID:924]
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Ich würde noch eine Frage aber in die ganze Runde geben wollen. Würden Sie dafür plädieren,

nach dem Bachelor zunächst einen Einstieg in einen Beruf zu suchen und dann zurück zu kommen

an die Universität und einen Masterstudiengang draufzusetzen, möglicherweise in Teilzeit,

möglicherweise berufsbegleitend oder würden Sie eher empfehlen, gleich das Studium sozusagen

bis zu einem Ende im Master zu führen. Nach dieser Runde würde ich dann gerne auch oder auch schon

diese Runde die Diskussion öffnen und würde auch bitten, die Mikrofone ins Publikum zu geben. Ich

gebe keine Reihenfolge vor. Herr Hausmeister. Also ich könnte mir jetzt natürlich gute Gründe

dafür vorstellen und wenn sich jemand dafür entscheidet, das so zu machen, kann das für die

Laufbahn ausgesprochen gut sein. Das will ich also gar nicht in Abrede stellen. Ich muss sagen,

als erstes Gegenargument, vor allem wenn Sie sagen, dann in Teilzeit den Bachelor zu machen,

als erstes Gegenargument fiel mir ein, ich bin zwar hier als Kulturreferent eingeladen,

ich bin aber auch der Jugendreferent dieser Stadt und wenn ich mir vorstelle, wie alt man dann ist,

in welchem Alter und sich in einer Ausbildungssituation befindet, wo man von dem Job nicht

leben kann, weil er in Teilzeit ist, wo man im Studium voll belastet ist, dann wundere ich mich

nicht, wenn man sich nicht dazu entscheiden kann, Kinder zu kriegen, weil man nicht weiß,

auf welcher ungesicherten Basis man das bekommt. Ich glaube, dass das für die Karriereplanung

sehr sinnvoll sein kann, für die Lebensplanung aber hoch riskant und man sollte beides in ein

gewisses Gewicht zueinander bringen. Von daher halte ich das für eine mögliche, aber schwierige

Entscheidung. Mir wäre es eigentlich sinnvoller und wichtiger, wir haben einen Aufbau im Studium,

in dem man diese Kompetenzen und Sie haben gerade die Schlüsselkompetenzen angesprochen,

die Schlüsselqualifikation, die auch im Studium vorgesehen sind, man würde die ernsthaft stärker

einbauen. Ich habe schon immer die Skepsis hier im Studium gemacht, ich darf in eines vielleicht noch

sagen und deswegen finde ich immer, das liegt gar nicht an den Studenten, das liegt an der Struktur,

warum man von außen immer Zweifel hat. Das sind die Schlüsselqualifikationen ganz wichtig. Öffentliches

Auftreten, Schreiben für die Medien, digitale Bildbearbeitung, finde ich alles tolle Sachen und

dann sagt man ja, offenbar ist das in einem geistig-wissenschaftlichen Studium sinnvoll und

dann lese ich aber, naja, die Historiker und die Politologen brauchen davon 30 Grade Points und die

Germanisten brauchen nur 10. Jetzt weiß ich nicht, ob das am Studiumfach liegt, dass sie so weniger

brauchen oder ob die Schlüsselqualifikation nicht vielleicht einfach der Rest sind, den man draufsetzt,

wenn noch Luft ist. Wenn es Letzteres ist, ist es schade. Wenn es Ersteres ist, wüsste ich gar nicht

Begründung und das macht manchmal gut gemeintes und auch Gutes von der Idee zweifelhaft und dann

tut sich der Einzelne und da gebe ich dem was Frau Rott und Frau Floritz sagten völlig recht, dass es

nämlich sehr stark auch an der Person liegt, aber das macht die Hürde für die einzelne Person

Vorurteile, die die Strukturaufbau zu überwinden, so ungeheuer schwer und das bedauere ich allerdings

sehr. Vielen Dank. Die Frage nach der Germanistik kann Ihnen Frau Kollegin Habermann sicherlich

genau erläutern, aber Herr Grossmann hat sich noch zwischendrin gemeldet und bis das Mikrofon bei

Frau Habermann angelangt ist, bitte ich Herrn Grossmann. Es gibt einen alten Widerspruch, es wird von der

Industrie ja immer behauptet, sie werfe den der Universität vor, nicht auszubilden, nicht so

auszubilden, dass sie die Leute einstellen kann und es gibt auf der universitären Seite in dem

alten System immer so die Behauptung, so ein bisschen Elfenbeinturm, wir wollen gar nicht sozusagen für

den konkreten Beruf ausbilden. Das ist sicherlich beides provozierend gemeint, aber ich glaube,

steckt ein bisschen auch Wahrheit in beiden und auch Sinn in beiden. Es ist nicht möglich, dass

die Universität so ausbildet, dass die Firma X den Absolventen in die Stelle Y setzt und der

schnurrt los wie ein Rädchen. Das macht gar keinen Sinn, weil wenn die Stelle vom anderen besetzt

wird, hat der Betreffende gar keine Chance. Was die Universität tun muss, leisten muss und sicherlich

in der Vergangenheit in einigen Fachbereichen zu wenig geleistet hat, ist eine Ausbildung zu

schaffen, bei der der Absolvent hinterher weiß, worum es eigentlich geht. Wenn ich dem Absolventen in

der Kulturgeschichte erklären muss, was ein Haushaltsplan ist und dass er bitteschön eine

Kalkulation auch mal vorher machen muss, das kann kein Hauptseminarthema sein, aber sowas muss man mal

mitkriegen. So ein bisschen muss man wissen, worauf läuft mein Studium eigentlich hin im späteren

Presenters

Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:01:03 Min

Aufnahmedatum

2010-07-13

Hochgeladen am

2018-05-02 16:25:34

Sprache

de-DE

Nach dem Sommersemester 2010 stehen die ersten geisteswissenschaftlichen Bachelor-Absolventen der FAU dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Der Titel "Bologna - eine Chance für die Geisteswissenschaften?" impliziert eine Diskussion sowohl um den Bachelor-Abschluss als auch um den Master of Arts als Regelabschluss beziehungsweise als Mindestqualifikation für bestimmte Berufsgruppen und Arbeitgeber.

Es diskutieren: Thomas A.H. Schöck (Kanzler der FAU); Katja Ott (Intendantin Theater Erlangen); Prof. Dr. Ulrich Großmann (Generaldirektor Germanisches Nationalmuseum); Martin Wagner (Leiter Frankenstudio/BR); Nicola Dambacher (Leiterin Personalentwicklung Messe Nürnberg); Dr. Michael Seyd (Director corporate development DATEV eG); Dr. Tobias Heyl (Lektor Carl Hanser Verlag); Dr. Dieter Rossmeissl (Kulturreferent Stadt Erlangen); Claudia Floritz (Kulturamtsleiterin Stadt Fürth); Olaf Wolff (Geschäftsführer Publicis Kommunikationsagentur); Reto Manitz (Leiter Unternehmenskommunikation Airport Nürnberg); Ingrid Kurz-Eckardt (Beraterin für akademische Berufe Agentur für Arbeit Nürnberg); Eva Meseck (Bachelor-Studentin)

Tags

Geisteswissenschaften Bologna Chance Berufsperspektiven Arbeitsmarkt
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