Ich würde noch eine Frage aber in die ganze Runde geben wollen. Würden Sie dafür plädieren,
nach dem Bachelor zunächst einen Einstieg in einen Beruf zu suchen und dann zurück zu kommen
an die Universität und einen Masterstudiengang draufzusetzen, möglicherweise in Teilzeit,
möglicherweise berufsbegleitend oder würden Sie eher empfehlen, gleich das Studium sozusagen
bis zu einem Ende im Master zu führen. Nach dieser Runde würde ich dann gerne auch oder auch schon
diese Runde die Diskussion öffnen und würde auch bitten, die Mikrofone ins Publikum zu geben. Ich
gebe keine Reihenfolge vor. Herr Hausmeister. Also ich könnte mir jetzt natürlich gute Gründe
dafür vorstellen und wenn sich jemand dafür entscheidet, das so zu machen, kann das für die
Laufbahn ausgesprochen gut sein. Das will ich also gar nicht in Abrede stellen. Ich muss sagen,
als erstes Gegenargument, vor allem wenn Sie sagen, dann in Teilzeit den Bachelor zu machen,
als erstes Gegenargument fiel mir ein, ich bin zwar hier als Kulturreferent eingeladen,
ich bin aber auch der Jugendreferent dieser Stadt und wenn ich mir vorstelle, wie alt man dann ist,
in welchem Alter und sich in einer Ausbildungssituation befindet, wo man von dem Job nicht
leben kann, weil er in Teilzeit ist, wo man im Studium voll belastet ist, dann wundere ich mich
nicht, wenn man sich nicht dazu entscheiden kann, Kinder zu kriegen, weil man nicht weiß,
auf welcher ungesicherten Basis man das bekommt. Ich glaube, dass das für die Karriereplanung
sehr sinnvoll sein kann, für die Lebensplanung aber hoch riskant und man sollte beides in ein
gewisses Gewicht zueinander bringen. Von daher halte ich das für eine mögliche, aber schwierige
Entscheidung. Mir wäre es eigentlich sinnvoller und wichtiger, wir haben einen Aufbau im Studium,
in dem man diese Kompetenzen und Sie haben gerade die Schlüsselkompetenzen angesprochen,
die Schlüsselqualifikation, die auch im Studium vorgesehen sind, man würde die ernsthaft stärker
einbauen. Ich habe schon immer die Skepsis hier im Studium gemacht, ich darf in eines vielleicht noch
sagen und deswegen finde ich immer, das liegt gar nicht an den Studenten, das liegt an der Struktur,
warum man von außen immer Zweifel hat. Das sind die Schlüsselqualifikationen ganz wichtig. Öffentliches
Auftreten, Schreiben für die Medien, digitale Bildbearbeitung, finde ich alles tolle Sachen und
dann sagt man ja, offenbar ist das in einem geistig-wissenschaftlichen Studium sinnvoll und
dann lese ich aber, naja, die Historiker und die Politologen brauchen davon 30 Grade Points und die
Germanisten brauchen nur 10. Jetzt weiß ich nicht, ob das am Studiumfach liegt, dass sie so weniger
brauchen oder ob die Schlüsselqualifikation nicht vielleicht einfach der Rest sind, den man draufsetzt,
wenn noch Luft ist. Wenn es Letzteres ist, ist es schade. Wenn es Ersteres ist, wüsste ich gar nicht
Begründung und das macht manchmal gut gemeintes und auch Gutes von der Idee zweifelhaft und dann
tut sich der Einzelne und da gebe ich dem was Frau Rott und Frau Floritz sagten völlig recht, dass es
nämlich sehr stark auch an der Person liegt, aber das macht die Hürde für die einzelne Person
Vorurteile, die die Strukturaufbau zu überwinden, so ungeheuer schwer und das bedauere ich allerdings
sehr. Vielen Dank. Die Frage nach der Germanistik kann Ihnen Frau Kollegin Habermann sicherlich
genau erläutern, aber Herr Grossmann hat sich noch zwischendrin gemeldet und bis das Mikrofon bei
Frau Habermann angelangt ist, bitte ich Herrn Grossmann. Es gibt einen alten Widerspruch, es wird von der
Industrie ja immer behauptet, sie werfe den der Universität vor, nicht auszubilden, nicht so
auszubilden, dass sie die Leute einstellen kann und es gibt auf der universitären Seite in dem
alten System immer so die Behauptung, so ein bisschen Elfenbeinturm, wir wollen gar nicht sozusagen für
den konkreten Beruf ausbilden. Das ist sicherlich beides provozierend gemeint, aber ich glaube,
steckt ein bisschen auch Wahrheit in beiden und auch Sinn in beiden. Es ist nicht möglich, dass
die Universität so ausbildet, dass die Firma X den Absolventen in die Stelle Y setzt und der
schnurrt los wie ein Rädchen. Das macht gar keinen Sinn, weil wenn die Stelle vom anderen besetzt
wird, hat der Betreffende gar keine Chance. Was die Universität tun muss, leisten muss und sicherlich
in der Vergangenheit in einigen Fachbereichen zu wenig geleistet hat, ist eine Ausbildung zu
schaffen, bei der der Absolvent hinterher weiß, worum es eigentlich geht. Wenn ich dem Absolventen in
der Kulturgeschichte erklären muss, was ein Haushaltsplan ist und dass er bitteschön eine
Kalkulation auch mal vorher machen muss, das kann kein Hauptseminarthema sein, aber sowas muss man mal
mitkriegen. So ein bisschen muss man wissen, worauf läuft mein Studium eigentlich hin im späteren
Presenters
Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:01:03 Min
Aufnahmedatum
2010-07-13
Hochgeladen am
2018-05-02 16:25:34
Sprache
de-DE
Nach dem Sommersemester 2010 stehen die ersten geisteswissenschaftlichen Bachelor-Absolventen der FAU dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Der Titel "Bologna - eine Chance für die Geisteswissenschaften?" impliziert eine Diskussion sowohl um den Bachelor-Abschluss als auch um den Master of Arts als Regelabschluss beziehungsweise als Mindestqualifikation für bestimmte Berufsgruppen und Arbeitgeber.
Es diskutieren: Thomas A.H. Schöck (Kanzler der FAU); Katja Ott (Intendantin Theater Erlangen); Prof. Dr. Ulrich Großmann (Generaldirektor Germanisches Nationalmuseum); Martin Wagner (Leiter Frankenstudio/BR); Nicola Dambacher (Leiterin Personalentwicklung Messe Nürnberg); Dr. Michael Seyd (Director corporate development DATEV eG); Dr. Tobias Heyl (Lektor Carl Hanser Verlag); Dr. Dieter Rossmeissl (Kulturreferent Stadt Erlangen); Claudia Floritz (Kulturamtsleiterin Stadt Fürth); Olaf Wolff (Geschäftsführer Publicis Kommunikationsagentur); Reto Manitz (Leiter Unternehmenskommunikation Airport Nürnberg); Ingrid Kurz-Eckardt (Beraterin für akademische Berufe Agentur für Arbeit Nürnberg); Eva Meseck (Bachelor-Studentin)