Herzlich willkommen in der Ausstellung Klassenkämpfe Schülerproteste 1968 bis 72.

Das ist eine Ausstellung, die aus der Perspektive von 15-, 16-jährigen Schülern auf dieses

68er-Phänomen guckt.

Jetzt weniger auf die Studenten und auf die Kommune 1 und all das, was man so typisch

kennt, sondern mit den Augen von 15-, 16-, 18-jährigen Schülern, die in diesen paar

Jahren gegen den Zustand von Schule, aber auch den Zustand von Gesellschaft protesteieren

und das parallel und weit über die 68er-Papern aus.

Das Phänomen, das wir hier vorstellen, ist komplett unbekannt.

Das ist in den letzten 50 Jahren total in Vergessenheit geraten

und das ist eigentlich erstaunlich, weil es ein Massenphänomen ist.

Was wir hier zeigen, ist so ein Mix an sehr privaten, persönlichen Objekten,

Gegenständen, Dokumenten, Tagebücher, Tonbandaufnahmen

und alles so aus dem privaten Erleben der Schüler in der Schule,

wo sie ihre Gefühle ausdrücken und anderes.

Und diese Tagebücher zeigen ganz oft beklemmend,

aber auch immer sehr stark ansprechen,

unter welchem Druck die damals gehockt sind, also von den Eltern.

Man kriegt Verrückung, man wird niedergeschrieben wegen angefranster Jeans,

wegen dem Besuch von zwei Mädchen in kurzen Kleidern,

wegen der langen Haare,

wegen der Gitarre, die man spielt, wegen der Musik, die man verehrt.

Wegen all dem, was für uns komplett selbstverständlich ist,

kriegen wir einen wahnsinnigen Druck in der Schule und im Elternhaus.

Wir müssen kämpfen, damit für uns und die nachfolgenden Generationen den Weg frei.

Da ist es spannend, durch die Augen dieser Schüler,

direkt reinzugucken in diesen Veränderungsprozess

und es förmlich zu spüren, zu riechen, wie sich da die Dinge verändern.

Und dann tatsächlich eine ganze Reihe von Dokumenten,

die das Wirken der Schüler zeigen.

Und auch das Miteinander mit den Lehrkräften, auch mit den Eltern.

Also Elternbeiratssitzungen, Lehrerratssitzungen, Notenkonferenzen,

wo man auch den Zweikampf zwischen Schülern und Lehrern merkt.

Wie kriegen wir diese Schüler wieder raus?

Dass die uns nicht in unserem Hoheitsgebiet bildern.

Labels, die uns in diese Objekte noch mal mehr reinführen.

Deswegen haben wir sehr viele Hörstationen mit Zeitzeugen gesprechen.

Und dann die ganze Latte an Sachen, die beschmiert werden, beschmierte Wände.

Wir haben ein Klassenbuch hier.

Also Klassenbücher zu verbrennen war damals ein eigener Sport.

Und dieses Klassenbuch haben wir deswegen ausgewählt,

weil es ungeheuer viel Wut auch zeigt.

Alles, was man tun konnte, die geballte Wut der Schüler

über den Zustand ihrer Schule steckt da drin.

Das sieht man eben förmlich an.

Die Ausstellung läuft vom 27. Juli bis zum 28. Oktober 2018

hier im Sonderausstellungsraum des Museum Industrie Kulturen.

Im Prinzip ist es eine Ausstellung, die sich an alle die richtet,

die sich für die Geschichte der Bundesrepublik interessieren.

Warum wir so geworden sind, wie wir sind.