Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich freue mich sehr, dass ich hier vortragen darf. Ich denke, es ist immer wieder ganz schön,
dass wir diese Gelegenheit haben, ein bisschen über unsere Forschung zu sprechen. Was ich
Ihnen heute erzählen will, ist tatsächlich ein besonderer Ausschnitt aus der Alternsforschung.
Ich erzähle Ihnen das aus einer Perspektive heraus, die deswegen ganz besonders ist, weil sie
eben eine psychologische und keine medizinische Sicht auf das Altern ist. Das heißt, es wird heute
eben nicht um Fragen der Degeneration oder des Abbaus oder auch der Krankheit gehen, sondern der
Psychologe naturgemäß beschäftigt sich vor allem mit Fragen des Erlebens. Wenn es um Fragen des
Erlebens geht, dann sind das eben in unserem Fall vor allem auch Fragen des Deutens von Geschehnissen,
Erfahrungen und Erlebnissen. Und die besondere Bedeutung dieser Erlebnisse für das Altern sind
oftmals nicht unmittelbar erfahrbar und sichtbar und es ist eben doch ein bisschen aufregend und
spannend, immer mal wieder Versuche zu starten, genau diese Wirkungen auf unser Altern und unser
Alter dann eben auch nachzuweisen. Im Kern geht es mir um die Frage, wie denn eigentlich die Art und
Weise, wie wir die Zukunft deuten, unser Altern beeinflusst. Das hat natürlich mehrere Implikationen.
Also zum einen, das ist klar, wenn wir an die Zukunft denken, wenn wir erwarten, dass irgendwas
passiert, werden wir uns in unserem Handeln daran ausrichten, das ist im Grunde auch jedem bekannt,
dann wissen wir aber auch zweitens, dass Alter meistens in der Zukunft liegt, für die meisten.
Denn auch die Älteren unter uns fühlen sich ja in der Regel immer jünger, als sie tatsächlich
sind. Also auch vor diesem Hintergrund liegt das Alter in der Zukunft. Wenn wir die Menschen fragen,
wie alt fühlen sie sich, dann ist das in der Regel, wie älter man ist, umso weiter weg vom
tatsächlichen Alter. Wenn wir dann fragen, und wie alt wären sie denn gerne, dann geht das nochmal
ein Stück hinunter. Also wir wissen ganz genau, dass eigentlich Alter und die Erfahrung des Alters
für jeden, auch für den 100-jährigen vielleicht sogar vor allem etwas ist, was morgen passiert,
nicht heute. Und schließlich, jeder der alt hat, erlebt auch das Schwinden der Zeit. Unser Leben,
je älter wir sind, umso weniger Zeit haben wir in diesem Leben noch. Also sind auch diese Fragen
eben ganz relevant für das Verständnis eigentlich dessen, was wir dann in der Zukunft und im Altern
erleben. Also Deutungsmuster sind wichtig für diese Erfahrung des Alters. Und dann gibt es in der Tat
die große Frage, ob es denn möglich ist, über die Vorsorge, über das, was wir jetzt heute denken
und tun im Hinblick auf das Altern, besser zu altern. Macht das eigentlich Sinn? Man könnte
ja auch sagen, warum sollte ich heute darüber nachdenken? Warum sollte ein 20- oder 30-Jähriger
darüber nachdenken? Wir können doch das Altern einfach kommen lassen und wenn dann die Probleme
da sind, lösen wir sie. Diese Frage in der Tat beschäftigt uns ja sehr stark, weil das ja ein
bisschen an die Wurzel dessen geht, worüber wir forschen und nachdenken. Wenn wir tatsächlich gar
nicht nachweisen können, dass das, was wir tun, in irgendeiner Weise relevant ist, dann würde man
auch sagen, schaffen wir den Lehrstuhl ab. Es gibt auch noch andere wichtige Themen. Das ist also
ein bisschen auch die existenzielle Grundlage meines Vortrags. Fangen wir mal ganz einfach an
bei der Frage, was ist denn eigentlich unsere Vorstellung über das Alter? Wie stellen wir uns
Alter vor? Wann ist man eigentlich alt? Was ist es eigentlich, alt zu sein? Was bedeutet das?
Und auch da ist es ganz gut, vielleicht ein bisschen mal in die Extreme zu schauen und
einmal darüber nachzudenken, was können wir denn da eigentlich sagen? Zum einen, Ihnen allen
wahrscheinlich gut bekannt, wir alle leben immer länger. Wir werden alle immer älter. Im Prinzip
ist es so, dass in der demografischen Forschung wir relativ gut belegen können, dass seit etwa
Mitte des 19. Jahrhunderts es einen linearen Zuwachs der Lebenserwartung in allen größeren
Gesellschaften dieser Welt gibt. Überall, wo wir eben Sterbedaten kennen und betrachten können,
ist es ein Zuwachs. Jedes Jahr, dass Sie überleben, bedeutet, dass Sie noch einmal zwischen zwei und
drei Monate, je nachdem, ob Sie ein Mann oder eine Frau sind, dazu gewinnen. Wenn Sie jetzt also diesen
Vortrag hier überstehen, dann, wenn man mal davon ausgehen, es dauert eine Stunde, werden Sie also
noch mal zwölf Minuten dazu bekommen. Das ist also im Prinzip eine Zeit, die ich Ihnen extra noch
draufgeben dürfte. Das hat natürlich große Wirkungen. Wenn wir uns jetzt anschauen, wer sind denn
die Menschen, die wirklich sehr, sehr alt geworden sind, dann können wir über diese vielleicht auch
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:42:45 Min
Aufnahmedatum
2014-10-16
Hochgeladen am
2014-10-27 11:22:33
Sprache
de-DE
Der Vortrag behandelt im Kern zwei Fragen der psychologischen Altersforschung am Beispiel ausgewählter empirischer Illustrationen. Erstens geht es darum, wie Menschen über ihr eigenes zukünftiges Altern denken und zweitens, wie solche Vorstellungen über die eigene Zukunft im Alter sich auf das Vorsorgehandeln auswirken.