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wurde bemüht, um den sozialen Hintergrund der arabischen Revolten auszuleuchten.
Walthäufiger finden sich Vergleiche zu den bürgerlichen Revolutionen 1848 und
1849 und zwar gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen, um den Geltungsanspruch
auf Freiheit herauszustellen, zum anderen aber auch, um das Scheitern der arabischen
Revolten auszumalen. Wieder andere verweisen auf die
Bürgerrevolutionen in Mittel- und Osteuropa der Jahre 1989 und 1990,
vornehmlich um den friedlichen Sturz des politischen Regime anzusprechen.
Durchaus beliebt war es auch, den Ereignisketten in der arabischen Welt
eine Mischung aus den Semantiken all dieser Revolutionen zuzuweisen.
Diese Deutungsstrategien haben gemein, die arabischen Revolten durch den
Vergleich mit bekannten Ereignissen der europäischen Geschichte quasi in den
Griff zu bekommen. Bei der Durchsicht der Vielzahl von
entsprechenden Interpretationsangeboten fällt nun eine Deutung auf, die der
ägyptische Journalist und Sympathisant der Muslimbrüder Hasm Hayrat im November
2011 vorgeschlagen hat. In einem englischen Beitrag bezeichnete er die
Revolten als die ersten postsekularen Revolutionen. Damit entkoppelte er die
arabischen Revolten vom 200-jährigen Zeitalter der großen säkularen
Revolutionen, an dessen Anfang die amerikanischen Unabhängigkeitskriege und
an dessen Ende die islamische Revolution in Iran 1979 standen.
Die Zuordnung der islamischen Revolution in Iran 1979 zu den säkularen
Revolutionen mag erstaunen. Andere haben gerade die islamische Revolution in Iran
als die erste postsekulare Revolution interpretiert, wohl deshalb, weil der
Islam als symbolischer Rahmen der Revolution einen deutlichen Unterschied
zu den explizit nicht religiösen Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts
markiere. Tatsächlich aber zeigt die islamische Revolution in Iran, dass sie
noch durchaus in das Muster der klassischen Revolutionen eingeordnet
werden kann. Denn wenn die klassischen Revolutionen sich dadurch auszeichneten,
dass sie im Rahmen einer Normen-Utopie ein revolutionäres System begründeten,
welches die Normen durchsetzen und erzwingen sollte, dann fügt sich die
islamische Revolution durchaus in dieses klassische Muster. Denn auch die
islamischen Revolutionäre in Iran haben eine Permanenz der Revolution
postuliert und diese als Ordnung institutionalisiert, deren Legitimität
eine islamische Normen-Utopie gewährleisten sollte.
Eine solche Permanenz revolutionärer Institutionen, deren Legitimität aus
einer Normen-Utopie hergeleitet wird, haben die arabischen Revolten bislang aber
noch nicht hervorgebracht. Die Diagnose des ägyptischen Journalisten
Presenters
Prof. Dr. Reinhard Schulze
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:44 Min
Aufnahmedatum
2012-10-04
Hochgeladen am
2013-04-11 13:39:59
Sprache
de-DE
Die arabischen Revolten der Jahre 2011 und 2012 können im Kontext eines grundsätzlichen Wandels beschrieben werden, die durch den Übergang von einer Normenordnung zu einer Werteordnung gekennzeichnet sind. Dieser Übergang stellt zugleich das Konzept Gesellschaft grundsätzlichen Frage, das bislang als normative Ordnung das politische Ideal der Eliten gewesen ist. Die Konstituierung der Gesellschaft im Rahmen einer Werteordnung soll am Beispiel der arabischen Revolten nachgezeichnet werden. Dazu werden drei Bedingungsfaktoren diskutiert, die für diese neue soziale Rahmenordnung von Bedeutung sind. Dazu gehören erstens die Interpretation der Ereignisse in der arabischen Welt als "Revolte der Lebenswelten", zweitens die wachsende Konkurrenz verschiedener Sozialordnungen und ihrer Geltungsansprüche und drittens die Zukunft der politischen Öffentlichkeit und hier insbesondere die Funktion religiöser Bedeutungswelten.