1 - Die Vermessung des Kosmos [ID:51710]
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Vielen Dank für die Einladung, vielen Dank für die freundliche Einführung.

Ich bin sicher, heute wird Ihnen nichts vom Himmel auf den Kopf fallen.

Mein Thema heute, Vermessung des Kosmos, ist in der Reihe der unter dem diese 45. Erlanger Universitätstage stehen, vielleicht ein bisschen schwer einzuordnen.

Wir reden ja über Visionen und die Vermessung des Kosmos ist etwas, mit dem man vor 2000 Jahren begonnen hat.

Ipakos, dem berühmten griechischen Astronomen der Antike.

Gut, aber wenn wir das also vermessen wollen, dann kommen wir auf die heute diskutierten Visionen zu, nämlich Weltraumreisen.

Elon Musk möchte zum Mars, andere vielleicht auch, aber wenn wir darüber reden, zu anderen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu fliegen, wie zum Beispiel Hollywood, Star Trek, Enterprise usw., die können das natürlich, aber es ist trotz allem Science Fiction.

Nichtsdestotrotz, wir haben in den letzten 20 Jahren über 5000 Planeten bei anderen Sternen gefunden.

Und sogar der allernächste der Sterne, der Proxima Centauri, hat einen Planeten.

Also warum machen wir uns nicht auf und erobern den Weltall, besiedeln diese Planeten?

Nun, der Haken bei der Geschichte ist der Proxima Centauri, der hier von einem Künstler dargestellt worden ist und kreist also einen Zwergstern, aber in der sogenannten habitablen Zone.

Das heißt, da könnte Leben sein, wenn da Wasser wäre, denn Wasser wäre unter diesen Bedingungen dort tatsächlich flüssig.

Nun, der Haken dabei ist, selbst Proxima Centauri ist mehr als vier Lichtjahre von uns entfernt.

Deshalb selbst wenn wir mit Lichtgeschwindigkeit reisen würden, bräuchten wir immer noch mehr als vier Jahre, um dorthin zu kommen.

Und Sie wissen alle, mit Lichtgeschwindigkeit sich vorzubewegen, das können die Lichtteiche, die Photonen, aber wir nicht.

Gut, also insofern wird es darum gehen, wie können wir denn überhaupt Entfernungen im Weltall messen?

Woher wissen wir, wie groß unsere Galaxis ist, woher wissen wir, wie weit es zu anderen Galaxien ist?

Und diese Fragestellung ist eine sehr einfache.

Ich werde oft gefragt, wie weit ist denn der Stern oder sowas entfernt?

Und das ist etwas, was wir sehr schwierig herausfinden können.

Wir sind bisher häufig auf indirekte Methoden angewiesen.

Nun werden Sie sagen, okay, wir können auf der Erde Entfernungen messen, das sind die Geodeten, können die Erde genau vermessen.

Aber was machen wir mit Objekten, die viel weiter entfernt sind?

Gut, die Methode ist simpel, können Sie selber ausführen, wenn Sie Ihren Daumen mal mit dem linken, mal mit dem rechten Auge anpeilen,

dann wird im Hintergrund das Objekt hin und her springen.

Das nennen wir die Parallaxe.

Und das ist die Grundlage für das räumliche Sehen.

Darum haben wir zwei Augen und nicht nur eins.

Wenn ich das hier mal auf ein Himmelsobjekt anwenden will, dann habe ich hier mein Objekt und im Hintergrund ist dann der entfernte Himmel.

Und jetzt visiere ich das eben von einem Standort A aus und ein zweites Mal vom Standort B.

Das wären also im Prinzip auch unsere beiden Augen.

Und dann sehe ich, wenn ich das also mir anschaue, dass von A aus gesehen das Objekt hier vor dem blauen Quadrat sitzt

und wenn ich das vom Standort B aus mache, dann steht es vor dem roten Quadrat.

Gut, das können wir doch einfach auch mit Sternen machen.

Wir haben Sterne, die sind uns näher, andere sind weiter weg.

Also können wir das genau machen.

Und das hat sich die Parcos, der alte Grieche, überlegt.

Der hat um 190 bis 120 v. Chr. gelebt, weiß man nicht ganz so genau, weil seine eigenen Schriften nicht überliefert sind,

sondern anhand des Ptolemäuschen Allmagies sind seine Erkenntnisse überliefert.

Und auch der Katalog von etwa 1000 Sternen.

Nun, er hat eben genaue Positionen von Sternen vermessen und in seinem Katalog für die Vergangenheit oder für die nachfolgenden Generationen dargestellt.

Und tatsächlich, er konnte ein Himmelsobjekt vermessen, nämlich den Mond.

Die Entfernung des Mondes mit der trigonometrischen Methode kam also auf einen Wert von 30 Erdkörbungen.

30 Erddurchmesser, dass der Mond 30 Erddurchmesser von uns entfernt ist.

Und das ist ein verdammt guter Wert. 30,17 ist der tatsächliche Abstand des Mondes von der Erde im Mittel jedenfalls.

Aber dann war es das auch.

Wenn ich alle versuche, bis ins 19. Jahrhundert hinein die Entfernung eines Sterns mit Hilfe der Parallaxe,

mit diesem Effekt, dieser Winkel hier, den nennt man die Parallaxe,

also durch trigonometrische Vermessung, die Entfernung eines Sterns zu messen, hat nicht geklappt bis 1837 oder 1838.

Zwischendurch aber gab es viele Versuche, die Entfernung der Planeten zumindest zu messen.

Teil eines Kapitels:
45. Erlanger Universitätstage in Amberg - Visionen

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:04:02 Min

Aufnahmedatum

2024-03-12

Hochgeladen am

2024-03-26 15:36:03

Sprache

de-DE

Seit der Antike treibt die Frage, wie weit es zu den Sternen ist, die Menschen um. Genaue Antworten sind immer noch schwer zu finden. Astronominnen und Astronomen sind häufig auf indirekte Methoden angewiesen, weil die trigonometrische Methode bis vor Kurzem nur für nahe Sterne erfolgreich war. Mit dieser Methode gelang es bereits dem griechischen Astronomen Hipparch (ca. 150 v. Chr.) den Abstand des Mondes zur Erde zu messen. Die Entfernungen der Sterne konnten aber bis ins 19. Jahrhundert nicht bestimmt werden. Die Parallaxenmessung von Sternen blieb bis ins 21. Jahrhundert auf die nähere Sonnenumgebung beschränkt und damit die Verteilung der Sterne in der Galaxis unsicher. Erst mit der 2013 gestarteten Gaia-Sonde der ESA gibt es nun die Möglichkeit 1.5 Milliarden Sterne unserer Galaxis zu erfassen und so Entfernungen und Raumbewegung der Sterne in unserer Galaxis und darüber hinaus trigonometrisch zu vermessen. Bis Ende 2025 wird der Gaia-Satellit seine Messungen fortsetzen. Damit erhalten wir erstmals ein genaues Bild unserer Heimatgalaxis. Schon jetzt wird manch eine Vorstellung über die Struktur der Galaxis über den Haufen geworfen. Eine uralte Vision und Methode trägt also nach über 2000 Jahre ihre Früchte.

Prof. Dr. Ulrich Heber ist seit 1992 Professor für Astronomie und Astrophysik an der FAU – seit 2020 in ehrenamtlicher Funktion. Davor war er an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, an der er 1988 habilitierte. Umfangreiche Beobachtungstätigkeiten führten Ulrich Heber ans European Southern Observatory, La Silla Observatory in Chile. Schwerpunkte seiner Forschung sind die Sternatmosphären, Spätphasen der Sternentwicklung, Kompakte Doppelsterne sowie die Kinematik der Galaxis.

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