Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist nicht ein
Auftakt, sondern es ist eine, wie soll ich sagen, eine spezialdisziplinäre Einführung
in die Frage, welche Erziehungswissenschaftlichen Grundlagen der Medienpädagogik zu eigen sind.
Die Perspektive, die ich einnehme, und das ist ein erster wichtiger Punkt, ist die allgemeine
Erziehungswissenschaft, eine besondere Disziplin, auf die ich gleich noch mal zu sprechen komme.
Mein Hintergrund ist ein doppelter. Einerseits habe ich mich viele Jahre theoretisch und empirisch
mit Wissenschaftsforschung beschäftigt. Also der beobachtende Blick liegt mir nahe.
Der zweite Hintergrund ist, dass ich gegenwärtig wissenschaftspolitisch in eine Rolle geraten
bin, nämlich die Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
zu leiten. Das sind etwa 500, 600 Kollegen und Kolleginnen, die alle die Allgemeine Erziehungswissenschaft
vertreten. Und in dieser Sektion leite ich dazu noch die Kommission Wissenschaftsforschung.
Also das Thema liegt mir von der Seite durchaus nahe. Meine Kliederung. Ich will vier Punkte
anreißen. Zunächst Kennzeichen der Erziehungswissenschaft in der Moderne und einige leitende Begriffe,
die wir letztes Mal schon angesprochen hatten. Zweitens möchte ich, weil das für die Medienpädagogik
denke ich relevant ist, einige Hinweise auf Theorieangebote aus anderen Disziplinen geben.
Theorieangebote und auch Empirieangebote, um sozusagen den Referenzhorizont aufzuzeigen,
dem die Erziehungswissenschaft und die Medienpädagogik sich bedient. Schließlich will ich die gegenwärtigen
medienpädagogischen Selbstbeschreibungen aufzeigen und ihnen die Heterogenität aufweisen und eine
These zu deren Funktion wagen. Schließlich geht es mir um ein paar Desiderata und Erwartungen,
von denen ich denke, dass sie sinnvoll wären, wenn die Medienpädagogik in Bezug auf die
allgemeine Erziehungswissenschaft sich nähern würde. Ich komme zum ersten Block Kennzeichen
der Erziehungswissenschaft in der Moderne und leitende Begriffe. Es ist glaube ich ziemlich
trivial zu sagen, dass gegenwärtig Prozesse der Ausdifferenzierung, der Differenzierung und
Spezialisierung, auch der Professionalisierung von Angeboten und ihrer Leistungen in der Pädagogik
sagen, dass das gegenwärtige Programm und die Praxis der Pädagogik sind. Diese Angebote
und Leistungen, und ich denke nicht nur an die Schule, sondern an die breiten auch außerschulischen
Bereiche, unterscheiden sich nach Praxisfeldern, nach pädagogischen Methoden und Kompezepten,
nach Adressaten und nach Zielen. Das ist der Blick auf das pädagogische Feld. Da die
Erziehungswissenschaft selbst einen hohen Feldbezug ausweist, ist zu erwarten, dass man diese
Kennzeichen der pädagogischen Felder auch in der Wissenschaft wiederfindet. Dort allerdings mit
anderer Konnotation. Wir haben es hier ebenfalls mit Prozessen der Ausdifferenzierung zu tun, mit
der Spezialisierung und Professionalisierung, in diesem Fall erziehungswissenschaftliche Angebote
und Leistungen. Auch hier variieren diese Angebote nach pädagogischen Praxisfeldern und
Gegenstandsbereichen. Den entsprechen etwa die erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen.
Ich vermeide den Begriff der Subdisziplin, weil Subdisziplin unterstellt, dass die Allgemeine zum
Beispiel die Ovadisziplin sei. Nein, das ist nicht der Fall. Die allgemeine Pädagogik selbst ist
eine Teildisziplin. Das kann man ganz kurz historisch erläutern. Die allgemeine Pädagogik war im Prinzip
bis in die 50er, 60er Jahre hinein so etwas wie allgemeine Schulpädagogik. Denn die Schulpädagogik
war noch nicht ausdifferenziert. Erst im Prozess der Ausdifferenzierung in den 1970er Jahren geht
das sehr dynamisch los. Entwickelt sich sozusagen eine allgemeine Pädagogik als eine spezifische
Teildisziplin, eine Partialpädagogik innerhalb des Settings der erziehungswissenschaftlichen Disziplinen,
Teildisziplinen. Man kann sie unterscheiden nach den angewendeten Methoden. Da ist die übliche
Unterscheidung qualitativ, quantitativ. Ich würde aber auch hinzufügen, die Ways of Seeing and
Ways of Knowing empirisch, historisch, vergleichend analytisch. Man kann sie nach Adressaten
unterscheiden, Wissenschaft, Profession, Politik, Medien oder nach den Zielen, Konzeptentwicklung,
Erklärung, Deutung und Expertise. Die Aufgabenzuschreibung für die allgemeine
Erziehungswissenschaft, nun speziell die allgemeine, entnehme ich einer kurzen Darstellung von Herrn Göppel.
Sie hat vier Bestimmungsstücke, die ich ganz plausibel finde. Sie achtet auf pädagogische
Besonnenheit und kritische Vernunft. Das bedeutet, nicht alles, was gegenwärtig unter dem Titel der
Reform und der pädagogischen Innovation läuft, ist wirklich innovativ. Da macht es einen Sinn,
Presenters
Prof. Dr. Edwin Keiner
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:42:56 Min
Aufnahmedatum
2010-10-25
Hochgeladen am
2018-05-05 10:24:02
Sprache
de-DE
Erziehungswissenschaftliche Grundlagen der Medienpädagogik