Was ist denn das, was die Menschen mit der Öffentlichkeit durchführen?
Es gibt wenige medizinische Fachrichtungen, die so intensiven Kontakt mit der Öffentlichkeit haben wie die Rechtsmedizin möchte.
Ich meine insbesondere dann, wenn es um aufsehenerregende Fälle geht, Tötungsdelikte oder Sexualdelikte gerade an Kindern.
Und im Zusammenhang mit diesen Fällen ist natürlich ein Schlagwort heute in aller Munde, nämlich die DNA-Analysen,
die ja nun in ganz Deutschland inzwischen zu sehr aufsehenerregenden Erfolgen geführt haben.
Die DNA-Analytik ist ein, möchte ich meinen, recht kompliziertes Verfahren, meine Damen und Herren.
Und ich versuche, weil ich da auch nicht unbedingt der Spezialist bin, Ihnen diese Thematik mit relativ einfachen Worten etwas näher zu bringen.
Manchmal kann ich es natürlich nicht vermeiden, dass es etwas komplizierter wird, aber ich hoffe, dass wir es hinbekommen.
Klassische Ausgangssituation, meine Damen und Herren.
Leichenbeseitigung hier noch unter ökologischen Gesichtspunkten.
Ich darf Ihnen von einem Fall berichten, der durchaus praktische Relevanz hat.
Ein Ehemann war der Gattin seit längerer Zeit einen Dorn im Auge, weil er beim Aufräumen immer im Wege standen ist.
Sie hat nach reiflicher Überlegung, wie sie diesen beklagenswerten Zustand ändern kann, den Entschluss gefasst, ihn zu beseitigen.
Hat ihm zunächst freundlicherweise ein Weißbier gegeben, hat da etwas Benzodiazepine reingewischt, ihn damit betäubt,
dann mit einer vollen Cellawasservlache erschlagen.
Mut maßt man, weil die Leiche danach zerstückelt worden ist und über die Müllverbrennungsanlage gelaufen ist.
Mit der Maßgabe, dass die Polizei dann natürlich Tonnen von Müll durchsucht hat,
um noch irgendwelche sterblichen Überreste des Verpflichtenden zu finden.
Es sind auch ein paar Knochen in der Tat festgestellt worden, die allerdings stark verkohlt waren,
sodass man da über eine Identifikation nichts mehr machen konnte.
Jetzt waren wir natürlich da gestanden und man hat sich überlegen müssen, wie könnte man nachweisen,
A, dass er tot ist und B, dass es der Ehemann ist.
Das ist gar nicht so einfach, meine Damen und Herren.
Was haben wir gemacht? Zuerst haben wir uns mal die Wohnung genauer angeguckt
und haben damit so einen speziellen Verfahren erstmal die Wohnung bei Dunkelheit abgesprüht.
Da gibt es so einen Vorproben auf Blutflüssigkeit und wenn es dann dunkel ist, dann leuchtet es wunderbar.
Da hat man also auch ein paar Blutströpfchen gefunden.
Juquet haben wir gesagt, da haben wir immerhin schon was zum Untersuchen.
Jetzt muss man natürlich eine Vergleichsprobe erstmal haben.
Und da haben wir die Rasierstoppeln aus einem Rasierapparat genommen.
Und haben über die forensische Molekulargenetik, über die wir dann noch sprechen wollen, nachgewiesen,
dass das Blut, welches in der Wohnung aufgefunden worden ist, von der Person stammt,
dessen Badstoppel im Rasierapparat war und nachdem es natürlich seiner war,
war dann der Schluss eigentlich ein leichter zu sagen, das ist der Vermisste gewesen.
Also es ist durchaus praktischer Relevanz und insofern ist dieses Bild hier gar nicht so weit hergeholt.
Jetzt müssen wir mal schauen, wie es weitergeht.
Anwendung der Molekulargenetik, der forensischen, relativ einfach zusammengestellt, Spurenuntersuchung,
also die Kapitaldelikte, Tötungsdelikte, wie gerade eben angesprochen.
Sexualdelikte, ist auch klar, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Einbruch, Diebstahl.
Öfter mal, wenn es dann heiß hergeht, bei so einem Einbruch, Diebstahl verletzt man sich auch,
dann ist ein Blutströpfchen, liegt plötzlich irgendwo, oder aber eine Zigarettenkippe,
kommen wir später noch drauf zu sprechen.
Paternitätsanalysen, also Vaterschaftsnachweise, ist ja auch durchaus interessant.
Triplets, das ist ein Spezialbegriff, wo eben der angenommene Vater, der Putatiefader bekannt ist,
die Mutter und das Kind, und dann wird eben da ein Vergleich der genetischen Merkmale vorgenommen,
um zu sagen, der Putatiefader ist der tatsächliche Vater, ist nicht auszuschließen,
dann wird die Wahrscheinlichkeit errechnet, oder aber er wird ausgeschlossen, und dann hat er Glück gehabt.
Defizienzfälle, das sind die, wo ein Elternteil fehlt, auch da kann man über indirekte Vaterschaftsanalysen den Nachweis führen.
Inzest, also sind auch relativ komplizierte Fälle, weil da innerhalb der Familie das genetische Material
natürlich viel verwandter und ähnlicher ist als bei Nichtverwandten.
Presenters
Prof. Dr. Peter Betz
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:26:53 Min
Aufnahmedatum
1999-05-06
Hochgeladen am
2018-04-18 11:34:38
Sprache
de-DE