1 - Wer umarmt wen? Zur Freiheit des Sportjournalismus. Ein Gespräch mit dem Sportreporter Günther Koch [ID:522]
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Ich begrüße sehr herzlich den Günter Koch bei uns, eine fränkisch-bayerische Legende

auf den Hörfunksendern. Jeder kennt ihn, wenn er ihn nicht persönlich kennt, dann kennt er oder

sie ihn von der Stimme her. Sie machen das jetzt schon eine ganze Zeit lang. Hat sich dieses Klima

der Spannung rund um den Fußball, rund um die Vereine verändert in den letzten 30 Jahren oder

in den letzten zehn Jahren auch dramatisch verändert? Hat sich Ihre Rolle als Journalist

verändert? Können Sie das beschreiben? Die kürzeste Antwort lautet Ja. Die zweitkürzeste

lautet Ja. So dramatisch, dass ich, wenn ich nicht so alt wäre, mich fragen würde, ob das wirklich

meine Profession sein muss. Und die etwas ausführlichere, ich war es gestern bei einem

Treffen der Altklubberer, die sich jeden Montag, jeden ersten Montag im Monat treffen und mich da

eingeladen haben, mit Peter Stocker und mit Tassowild und mit Horst Leupold und wie sie

alle heißen, auch mit Franz Brungs zusammen. Ich erinnere mich an Peter Stocker. Das war ein

Außenverteidiger beim Club in den 70er Jahren und da waren wir vom Fernsehen und vom Radio

die Einzigen. Und da habe ich gewartet, bis der seine Haare geföhnt hatte und jeder Spieler und

wir konnten bis zum Kabineneingang hingehen und haben dort Leitungen gelegt, sodass das so wunderbar

klappte wie hier. Und dann konnte ich schon beobachten, wie der Spieler und der Trainer

guckte, na komm ich heute vielleicht dran zum Interview. Die waren richtig daran interessiert,

interviewt zu werden, denn es wurden nur ein oder zwei interviewt und wir haben uns die ausgesucht.

Heute ist es Nahkampf pur. Irgend ein Mikrofon hat jeder in der Hand und die Spieler entscheiden

genau, wem sie ein Interview geben, ob sie überhaupt ein Interview geben, an wem sie

vorbeigehen und ich bitte um Nachsicht bei den manchmal etwas dumm klingenden Fragen von meinen

Kollegen oder von mir nach einem Spiel. Gott sei Dank muss ich nicht mehr so viele Interviews machen,

das machen meine jüngeren Kollegen. Man weiß meistens gar nicht, wer bleibt stehen, wie reagiert

er und dann sind alle vorbereiteten Fragen vergessen, wenn plötzlich ein ganz anderer

Spieler stehen bleibt und das ist sehr hart und sehr schwierig. Ja, es hat sich geändert.

Würfen denn die Spieler Verträge mit Sendern machen vorher, dass sie sagen nach dem Spiel bist du

dran, du kommst gleich, also dass es so Vorabsprachen gibt, wer erwischt wen?

Nicht ganz so, aber Sie Frau Professor wissen schon, was läuft. Es ist in der Tat so,

erkennt es sich da schon gut aus, es ist in der Tat so, dass durch die neuen Verträge, jetzt wird

ja wieder verhandelt, es eine richtige Klassifizierung gibt. Erstrechte Bundesliga, ich rede das noch nicht

von der Champions League, Bundesliga Premiere. Die haben die entsprechenden Jacken und die

entsprechenden Krawatten an, die dürfen sofort Interviews machen auf dem Spielfeld. Zweitrechte

Sportschau, sofort Interviewrecht auch auf dem Spielfeld. Drittrechte, wofür bezahlt wurde, was

ich nach wie vor verurteilte. Hörfunk, dafür wird bezahlt. Heute muss ein Urteil gekommen sein,

ich habe es noch nicht gehört. Es ist ein Urteil heute gekommen, dass die Hörfunkanstalten, die

verschiedenen Sender bezahlen müssen, dass sie überhaupt ins Stadion dürfen. Halte ich für

unerhört. Zurück zu dem Thema, dann kommen wir dran. Dann habe ich so ein schwarzes Jackal an, ARD,

Hörfunk und dann kann ich vorher den Pressesprecher sagen, ich hätte gern also den Dieter Frei oder

den Ballack oder wen auch immer. Ob der dann kommt ist die andere Frage. Ich muss halt schauen,

ein guter Gut. Bei mir bleiben viele stehen, weil sie mich kennen und weil sie sagen, naja gut,

also okay. Aber es laufen auch einige, ja so ist das, aber einige laufen auch vorbei und dann

schaust du um, denn du stehst unter Druck, du stehst unter Druck. Dein Sender ist live drauf,

der will bei heute im Stadion oder ARD weit ein Interview haben mit dem Hitzfeld oder jetzt eben

mit dem Felix Marger, ein ganz seriöser, großartiger Trainer, der sofort stehen bleibt,

sodass ich manchmal Schwierigkeiten mit den Fernsehkollegen kriege, weil ich den früher

dran habe als das Fernsehen, dann wäre ich gesperrt. Wer ist Ihre Konkurrenz? Sind es die

Fernsehsender oder sind es die anderen privaten Hörfunkkollegen? Also Konkurrenz, also Konkurrenz

sehe ich das nicht. O-Ton-Battlen nennt man das. Ja, beim O-Ton-Battlen ist der Stress die größte

Konkurrenz, denn ich kann auch verstehen als einer, der selbst kickt, dass ich nicht bereit bin,

nach fünf Minuten, wenn wir verloren haben, egal auf welcher Ebene, jetzt eine vernünftige Antwort

zu geben auf irgendeine Frage. Das kann ich verstehen, das kann ich verstehen. Also ich will

Presenters

Prof. Dr. Johanna Haberer Prof. Dr. Johanna Haberer

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:23:58 Min

Aufnahmedatum

2005-11-08

Hochgeladen am

2017-07-06 17:35:42

Sprache

de-DE

Tags

Freiheit Sportjournalismus Journalismus
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