1 - Zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant [ID:52654]
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Ja, herzlich willkommen. Ich freue mich, dass ich hier sein kann. Als Journalistin habe ich natürlich

diese beiden belauscht. Kant, Kritik der reinen Vernunft. Ich habe daraus gemacht, Kritik der

reinen Unvernunft. Ich möchte eine ganz kurze Einleitung sagen zur Stadt Königsberg. Es

wurde 1255 vom deutschen Ritterorden gegründet. Königsberg war die Hauptstadt Ostpreußens mit

ihrem Regierungsviertel und dem Schloss, von dem es hinuntergeht in die Lastadi in das Hafenviertel.

1946 wurde Königsberg umbenannt in Kaliningrad. Michael Kalinin in Moskau war unter Stalin das

formelle Staatsoberhaupt Russlands bis 1946. Deshalb also Kaliningrad. Es ist Russlands Tor zum Westen,

umgeben von Polen und Litauen mit Zugang über die Ostsee. 50 Jahre lang war diese Stadt total in

Vergessenheit geraten. Aber jetzt erinnert man sich an die großen Denker und Philosophen. Eben

Immanuel Kant. Er lehnte Rufe nach Erlangen, Jena und Halle ab und blieb sein Leben lang in Königsberg.

Er wohnte in der Prinzessinnenstraße oben neben dem Schloss. Und jetzt wollen wir hören, was sein

Diener Martin Lampel und seine Köchin über sein Leben zu sagen haben. Ich habe sie als Journalistin

belauscht und gebe jetzt das Wort weiter an die Köchin und an seinen Diener. Dankeschön.

Jeden Morgen muss ich den Professor um 4.45 Uhr wecken mit den gleichen Worten. Es ist Zeit. Ich

habe die Anweisung so lange auf ihn einzureden, bis er schließlich aufsteht. Das nervt mich,

denn ich bin selber müde und würde lieber schlafen. Aber nein, Punkt 5 Uhr möchte er zwei Tassen Tee.

Die muss ich ihm servieren. Ich muss also auch so früh aufstehen. Noch viel früher als du, denn das

Feuer muss ja tüchtig brennen, damit das Wasser kocht. Nach möchte er seine Pfeife rauchen, die ich

ihm anzünden muss. Und dann arbeitet er an seiner Vorlesung. Zum Glück hat unser Haus Stuhl. Unten,

die größte ist der Hörsaal. So muss er das Haus nicht verlassen. Um 7 Uhr geht er von seinem

Studierzimmer in den Hörsaal und zählt die Studenten. Sind es mehr als neun oder weniger

als drei, geht er wieder hinauf. Sind es mindestens vier und höchstens acht, beginnt er die Vorlesung

mit den Worten. Löst euch von den Regeln und übernehmt Selbstverantwortung für euer Tun.

Wagt es, weise zu sein? Das klingt beeindruckend. Wagt es, weise zu sein? Hat er noch mehr über das

Tun gesagt? Wer sich zu Wurm macht, kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen getreten wird.

Das ist ja sehr anschaulich. Bei Wurm fällt mir das Essen ein. Während du noch dösen kannst und

er in Ruhe an seinen Veröffentlichungen arbeitet, habe ich alle Hände voll zu tun, um das Mittagessen

bis 12.45 Uhr fertig zu haben. Ich weiß ja nie, wie viele Freunde er eingeladen hat. Er sagte mir,

es soll nicht unter der Zahl der Grazien sein, aber auch nicht über der Zahl der Musen.

Außerdem haben wir nur neun silberne Löffel. Und weil er 24 Stunden lang nichts gegessen hat,

das Mittagessen ist sein einziges Mal, hat er großen Hunger und hasst es, wenn seine Gäste

unpünktlich sind. Er ruft mir dann laut zu, es ist drei Viertel. Ja und ich sage feierlich,

die Suppe ist auf dem Tisch. Ohne große Formalitäten setzen sich alle, dann geht das Essen, das Reden

und das Diskutieren los. Manchmal bis abends 6 Uhr, da geht es laut zu. Es muss Englischer Senf da

sein und Käse und Dessert und Obst und manchmal auch Pupen. Zuerst gibt es Rindfleischsuppe,

dann als Hauptgang eines seiner drei Lieblingsgerichte. Pabellau oder Teltuarübchen

oder dicke Bohnen mit Schweineklauen. Ich muss den Wein einschenken, entweder Grünstetterwein

oder Medok aus Bad Bordoch. Bier mag ich nicht. Neulich sagte er zu Gräfin Kaiserling, der Schüler

soll nicht Gedanken, sondern Denken lernen. Man soll ihn nicht tragen, sondern leiten, wenn man

will, dass er in Zukunft von sich selbst zu gehen geschickt sein soll. Aber wir dürfen nicht

selbstständig denken, sondern wir müssen alles genauso machen, wie er will. Na da hast du recht.

Aber ich habe mir auch was gemerkt, was er zu Hannes Schnorr von Carrolsfeld gesagt hat,

als der zum Essen eingenommen war. Faulheit und Feilkeit sind die Ursachen, warum ein so großer

Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne

zeitlebensunmündig bleibt und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.

Sind du und ich faul oder feige? Bestimmt nicht. Wir sind einfach zu arm, um uns von seinen Weisungen

unabhängig zu machen, denn wenn wir das anders machen würden als er will, dann wirft er uns raus.

Er ist ein großer Denker, aber auch manchmal sehr eigenartig. Neulich sagte er zu mir,

der Mensch ist ein Tier, das Erziehung nötig hat. Ich wusste wirklich nicht, ob das auf mich gemünzt

war. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ja, aber über uns Frauen hat er etwas ganz Nettes

Teil einer Videoserie :

Presenters

Dr. Rudolf Kötter Dr. Rudolf Kötter
Prof. Dr. Erasmus Mayr Prof. Dr. Erasmus Mayr

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:14:58 Min

Aufnahmedatum

2024-04-25

Hochgeladen am

2024-05-08 20:56:19

Sprache

de-DE

Auftakt: Ein Gespräch zwischen Kants Köchin und seinem Diener Lampe. Aufgezeichnet von Margrit Vollertsen-Diewerge und Johannes Wilkes.

Im Anschluss: Kant als Philosoph der Aufklärung.

Ein Podiumsgespräch zwischen Prof. Erasmus Mayr und Rudolf Kötter

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