11 - Informatische Werkzeuge in den Geistes- und Sozialwissenschaften (IWGS) II [ID:35570]
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So, also noch mal. Ontologien sind, würde man sagen, maschinenverstehbare Sprachen,

in denen man über die Welt reden kann. Wir haben Ontologien gesehen. Hier ist eine schöne,

die redet über die Welt der Tiere. Da können wir was über Elefanten und Tiger und höhere Tiere

und Köpfe und Beine oder so etwas sagen, aber auch über Royrex und Clyde. Und das ist schön

als Beispiel, weil jeder was über Tiere weiß. Um das einzuführen, die Technologie einzuführen,

ist das gut. Das interessiert uns aber in den Geistes- und Sozialwissenschaften nur sehr am

Rande. Dies hier wäre eher was für Biologen. Was ich jetzt vorstellen möchte, ist eine Ontologie,

die sich gerade um die Objekte der Geisteswissenschaften vor allen Dingen kümmert.

Über was will man in den Geisteswissenschaften reden? Da will man reden über Ort und Zeit.

In welchem Zeitspannen hat zum Beispiel Albrecht Dürer gelebt? Über Zeitperioden,

über Orte, über so etwas will man reden. Man will auch reden über Ereignisse. Man will zum

Beispiel über das Ereignis von Christi Geburt reden. Oder man will über das Ereignis reden,

also das Produktionsereignis, wo die Mona Lisa entstanden ist. Irgendwann hat sich der

Leonardo hingestellt und hat angefangen, Mona Lisa zu malen. Dann hat er was gegessen. Das war

wohl nicht mehr Teil des Ereignisses. Dann hat er wieder weitergemalt und irgendwann war er fertig.

Das ist ein Ereignis. Auch wenn man in diesem Fall eher für einen Prozess halten kann. Aber

Prozesse sind letztlich eng verbandelt mit Ereignissen, sodass wir sie auch unter dem

Wort Ereignis subsumieren. Wir wollen reden über materielle Dinge. Zum Beispiel das Gemälde

Mona Lisa. Das hat eine gewisse Größe, das hat eine gewisse Materialität, das hat eine gewisse

Zeitspanne. Irgendwann mal zu einem Zeitpunkt, nämlich genau zum Ende des Erschaffungsereignisses,

entstanden. Irgendwann in der Zukunft wird es wahrscheinlich aufhören zu existieren.

Zum Beispiel wenn der Louvre abbrennt oder so etwas. Dann gibt es noch, über solche

materielle Dinge wollen wir reden können. Dann gibt es natürlich immaterielle Dinge,

so was wie Ideen, Informationsobjekte. Wenn Sie sich mal vorstellen, so was wie ein Buch,

sagen wir mal, die Bibel. Wenn Sie eine Bibel in der Hand haben, dann gibt es ein physisches

Objekt. Aber es gibt auch das Informationsobjekt. Alle Abschriften der Bibel sind das gleiche

Informationsobjekt. Aber unter Umständen unterschiedliche physische Objekte. Wenn

man zum Beispiel ein Buch verbrennt, verbrennt man nur das physische Objekt. Die meisten Leute,

die Bücher verbrennen, meinen aber dadurch hoffentlich die Informationsobjekte gleich

mit zu zerstören. Was man nur kann, wenn man letztlich alle physischen Objekte, die es von

diesem Informationsobjekt gibt, zerstört. Über alle solche Sachen will man reden. Und genau wie

wir in der Beispielontologie hier, dass über Konzepte und Relationen, also Verbindungen, redet,

wird man das, wenn man über das kulturelle Erbe reden will, will man das natürlich über

alle dieser anderen Dinge, wie Ereignisse, Objekte, immaterielle Konzepte und so etwas tun. Und da

haben sich Leute zusammengesetzt und haben eine Ontologie, wir haben es Konzeptionsreferenzmodel

genannt, gebastelt, haben die diskutiert, immer weiter iteriert und haben daraus ein

ISO-Standard gemacht. Das heißt, wir haben eine Ontologie, auf die wir uns beziehen können und

die Ecken, die dafür gebaut ist, Dinge des kulturellen Erbes und ihre Beziehungen untereinander

zu beschreiben. Und diese Ontologie, CIDOC-CAM heißt sie, werden wir benutzen und werden

benutzen wir im Übrigen auch als eine Terminologie, um über Objekte des kulturellen Erbes zu

sprechen. Diese Terminologie ist sozusagen der obere Teil dieser Ontologie und darunter hängen

können wir die einzelnen Objekte und alles, was wir aus der Terminologie wissen, vererbt sich auf

die Objekte. Die Idee klar? Und dadurch, dass wir selbst in diesem Beispiel, wenn wir einfach nur

sagen Roy ist ein Tiger, kriegen wir über den Roy schon sehr viel raus, nämlich dass er Elefanten

ist und dass er Beine und Kopf hat und sich bewegen kann. Alle solche Sachen kriegen wir

aus der Terminologie raus. Und wenn wir eine große, interessante Terminologie haben, kriegen wir über

die einzelnen Objekte eine ganze Menge raus. Und wenn wir, und das ist jetzt ganz zentrale Idee,

wenn wir alle die gleiche Terminologie benutzen, können wir uns über die Objekte, die wir in

dieser Terminologie beschreiben, unterhalten. Dann sprechen wir nämlich dieselbe Sprache,

benutzen dasselbe Vokabular und sprechen dieselbe Sprache. Und wir können, wenn wir CIDOC-CAM in

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:03:37 Min

Aufnahmedatum

2021-07-08

Hochgeladen am

2021-07-08 19:18:06

Sprache

de-DE

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