Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen heute einige Fundstücke aus der Informatik-Sammlung Erlangen
vorstellen. Das ist eine gemeinsame Einrichtung des Rechenzentrums und des Instituts für
Mathematische Maschinen und Datenverarbeitung, heute heißt es Institut für Informatik. In meiner
Präsentation will ich Ihnen zunächst ein paar Worte zu dieser Informatik-Sammlung Erlangen sagen
und dann die Fundstücke wirklich im Einzelnen vorzeigen. Ich möchte von rein mechanischen
Geräten übergehen zu elektronischen Teilen, dabei werde ich mich etwas an die Entwicklungs-,
an die technologische Entwicklung halten. Ich will Ihnen auch eine Möglichkeit der Kommunikation
mit dem Computer, wie man sie ganz früher hatte, zeigen und zum Schluss wird in der Regel ja erwartet,
dass man irgendetwas zu den Trends sagt, da will ich mich auch nicht ganz davor drücken. Zunächst zur
Informatik-Sammlung. Der Vater der Erlanger Informatik, Professor Händler, hat seit den
50er Jahren bereits Dokumente und Objekte, also Gegenstände zur Datenverarbeitung gesammelt und
bei Gelegenheiten präsentiert. Ich habe als langjähriger Leiter des Rechenzentrums hier
versucht einige Geräte vor dem Verschrotten zu retten, was relativ schwierig war, denn sie wissen
die ersten Rechner waren sehr groß. Wir haben dann 1997 die Sammlung der Informatik und die
Sammlung des Rechenzentrums zur Informatik-Sammlung Erlangen zusammengelegt und in diesem Jahr auch
offiziell eröffnet. Wir wollen damit keine Konkurrenz aufbauen zu großen Museen wie der
Informatikabteilung im Deutschen Museum in München oder zum Heinz-Nichsdorf-Museum in Paderborn,
sondern wir wollen versuchen die Entwicklungsgeschichte der Datenverarbeitung an Objekten,
die im weitesten Sinne aus dem Bereich Erlangen etwa kommen, mit aufzuzeigen. Für die reale
Präsentation fehlen uns Räume, das heißt viele Geräte stehen auch jetzt noch in Rechnerräumen,
die nur bei einer Führung gezeigt werden können. Man kann uns allerdings auch virtuell im www.
www.isa.uni-erlangen.de bereits jetzt besuchen. Zunächst zu den mechanischen Rechenmaschinen.
Das Wort Informatik ist mal gerade 30 Jahre alt, aber Rechenhilfsmittel gibt es natürlich schon
seit 2000 Jahren und das erste Rechenhilfsmittel hat vielleicht mal so wie ich jetzt irgendein
römischer Kaufmann in der Tasche gehabt. Das ist ein Handabakus, der also genau in eine Handgang
ging, mit dem die Römer gerechnet haben, zumindestens addieren und subtrahieren konnten. Ich will das
hier nicht vorführen, denn Sie wissen die Römer hatten kein Dezimalsystem, es war also etwas
schwierig mit diesen Buchstabenwerten wirklich zu rechnen. Die erste wirkliche Rechenmaschine wurde
1623 von dem Tübinger Professor Schickart gebaut. Schickart war Professor für biblische Sprachen,
also hebräisch, arameisch. Er war aber gleichzeitig ein Freund von Kepler und wollte Kepler das Rechnen
erleichtern. Kepler hat ja diese Planetentafeln berechnet und musste also sehr viel rechnen. Die
Schickartsche Rechenmaschine ist leider in den Wirren des 30-jährigen Krieges untergegangen,
sie ist mit verbrannt. Es existieren nur noch Briefe und Skizzen in Briefen an Kepler, die man
erst 1960 wirklich einander zuordnen konnte und erst dann ist Baron von Freitag-Löringhof
eine Rekonstruktion der Maschine gelungen. Ich habe Ihnen die Maschine hier mitgebracht. Die
eigentliche Rechenmaschine ist dieser mittlere Teil hier. Hier kann ich Zahlen einfach durch Drehen
auf addieren. Ich will mal hier oben zum Beispiel die Zahl 365 einstellen, nur so als Merkposition
jetzt. Dann, wenn ich die Zahl jetzt addieren will, hier in ein Register, brauche ich nur die
einzelnen Werte umzudrehen. Die Maschine konnte aber ein bisschen mehr als das addieren. Diese große
Tafel hier oben ist eine Multiplikationstafel und zwar enthält jede dieser dahinter liegenden
Walzen genau das kleine 1 mal 1. Und um nun eine Zahl, zum Beispiel die Zahl 365, mit einer Ziffer
zu multiplizieren, brauche ich nur den entsprechenden Schieber zu öffnen. Und wenn Sie im wesentlichen
Senkrecht davor sitzen, dann können Sie wirklich jetzt nur in dieser Spalte die Zahlen lesen, in
einer Schrägschreibweise. Also es steht jetzt hier 5 mal 7 ist 35, 5 mal 6 ist 42, 6 mal 7 ist 42
und 3 mal 7 ist 21. Und jetzt kann ich diese Zahlen hier unten ein drehen. 1, 2, 3, 4, 5. Die 3 kommt
schon auf die nächste Stelle. Dann auf diese Stelle muss aber die 2 von der 42 noch hinzu, dann kommt
die 4, dann kommt die 21, also kommt jetzt hier noch die 1 und hier die 2. Und wer einen Rechner
dabei hat, kann es nachrechnen. Das Ergebnis steht hier oben drin 2555. Diese Art konnte man also mit
dieser Maschine addieren und Multiplikation durch fortgesetzte Addition halt auch ausführen. Wie
hat das Ding funktioniert? Da mir das nicht von Anfang an klar war, habe ich mir ein kleines
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:35:59 Min
Aufnahmedatum
2000-07-27
Hochgeladen am
2018-06-20 12:22:09
Sprache
de-DE