Das Leibniz Rechenzentrum München installiert gegenwärtig einen neuen Supercomputer. Dieser
Supercomputer wird am Ende der Installation, das heißt etwa Ende März, der leistungsfähigste
Rechner in Europa sein. Mit Hilfe dieses neuen Rechners wird es erstmals möglich sein, viele
wissenschaftlich sehr interessante Simulationen durchzuführen. Auch an der Friedrich-Alexander-Universität
benutzen viele der Arbeitsgruppen Hochleistungsrechner in ihrem täglichen Forschungsbetrieb. Etliche dieser
Gruppen zählen auf dem Gebiet des Hochleistungsrechnen weltweit zu den Spitzengruppen. Um Ihnen nun ein
Gefühl bzw. einen Eindruck zu vermitteln, über was wir hier reden, habe ich Ihnen die aktuell fünf
stärksten Hochleistungsrechner der Top 500 aufgeführt. Sie sehen, dass vier der fünf Rechner in den USA
installiert sind und dass all diese Rechner von amerikanischen Firmen, hier Intel, IBM, SGI, gebaut
wurden. Der fünfte Rechner ist an der Universität von Tokyo installiert und wurde von der japanischen
Firma Hitachi erstellt. Die Rangfolge innerhalb dieser Liste wird mit Hilfe des sogenannten Lin-Pack-Benchmarks
beschrieben. Dieser wird hier als R-Max bezeichnet und wird in Gigaflop angegeben. Und der Lin-Pack-Benchmark
können Sie sich sehr einfach ein Anwenderprogramm vorstellen, das ein großes, dicht besetztes
Gleichungssystem, ein lineares Gleichungssystem löst. Die zugehörige Computerleistung bezeichnet
man dann als Lin-Pack-Benchmarkwert. In diesem Fall habe ich es in Einheiten von Gigaflop angegeben.
Was ist nun ein Gigaflop? Ein Flop ist kein Flop. Mit Flops bezeichnet man nun die Floating-Point-Operations
per second oder die Anzahl der Gleitkommeroperationen in einer Sekunde. Dabei versteht man unter einer
Gleitkommeroperation eine Addition, Multiplikation oder Division zweier Zahlen. Selbstverständlich
kann der Wert, die Leistungsfähigkeit der aktuellen Hochleistungsrechner nicht in absoluten Zahlen
angegeben. Typische Werte sind hier Megaflops zum Beispiel. Megaflop steht dabei für eine
Million Gleitkommeroperationen pro Sekunde. Als Vergleichsgröße habe ich Ihnen hier die
Einwohnerzahl einer typischen deutschen Großstadt angegeben, zum Beispiel München. Das heißt,
ein Rechner mit einem Megaflop kann innerhalb einer Sekunde für jeden Einwohner Münchens eine
Rechenoperation durchführen. Gehen wir nun zu wesentlich größeren Rechnern. Deren Leistungsfähigkeit
wird nun in Gigaflop gemessen. Gigaflop steht dabei für eine Milliarde Gleitkommeroperationen
pro Sekunde. Als Vergleichsgröße bietet sich hier die Einwohnerzahl der Erde an. Das heißt,
ein 6 Gigaflop-Rechner kann in einer Sekunde für jeden Erdbewohner eine Rechenoperation ausführen.
Aufgrund des immensen Leistungszuwachs bewegen sich heutige Hochleistungsrechner bereits im
Teraflop-Bereich. Dies ist nochmal ein Faktor 1000 im Vergleich zum Gigaflop. Das heißt,
diese Rechner erzielen eine Rechenleistung von etwa einer Billion Rechenoperationen pro Sekunde.
Nachdem mir die Einwohner ausgegangen sind, möchte ich hier als Vergleichsgröße das
Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik Deutschland in D-Mark innerhalb eines Jahres angeben. Um Ihnen
nun zu verdeutlichen, wie die gegenwärtigen Hochleistungsrechner aufgebaut sind und wie
sie es schaffen, diese immensen Leistungen herzustellen, möchte ich die prinzipielle
Arbeitsweise der Hochleistungsrechner mit der Arbeitsweise in einer Automobilfabrik vergleichen.
Hier, das werden Sie später sehen, gibt es sehr viele Analogien. Ich möchte beginnen mit dem
Rechner, der bei Ihnen zu Hause im Arbeitszimmer oder im Büro steht. Das heißt, mit einem
sequenziellen Rechner, der aus einem Prozessor bzw. Arbeiter besteht. Dieser Arbeiter, typischerweise
kann man hier als Beispiel anfügen, ein Intel-Pensium oder die gebräuchlichen PCs. Dieser
Arbeiter hat nun die Aufgabe, eine Anzahl von Autos bzw. eine Anzahl von Rechnungen durchzuführen.
Wir nehmen weiter an, dass um ein Auto zu erstellen, vier gleich große Arbeitsschritte
durchgeführt werden müssen. Im ersten Arbeitsschritt wird das Bodenblech bearbeitet,
zweiten Arbeitsschritt das Fahrgestell eingesetzt, im dritten Arbeitsschritt Motor eingesetzt und im
vierten wird das Auto vervollständigt. Das heißt, Ihr sequenzieller Rechner benötigt zum Herstellen
eines Autos vier Arbeitsschritte. Nun sind Sie sicher nicht mit einem Auto zufrieden oder mit einer
Rechnung, sondern wollen sehr viele ausführen. Das heißt, Ihr armer Rechner muss wieder von vorne
beginnen. Das heißt, er setzt zum zweiten Mal das Bodenblech zusammen, setzt die Karosserie ein,
setzt den Motor ein und hat nach acht Arbeitsschritten das zweite Auto erzeugt. Diese
Vorgehensweise wird zwei Folgen haben. Zum einen wird Ihr Rechner irgendwann müde werden, da die
Rechen- bzw. Arbeitsoperationen für ihn zu viel werden. Die zweite Folge ist, dass Sie ungeduldig
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:27:40 Min
Aufnahmedatum
2000-02-24
Hochgeladen am
2018-06-20 12:38:33
Sprache
de-DE