So eine eigene Sequenzvorlesung, eine kürzere Vorlesung zum zweiten Pfingstlied, das ganz

unbekannt ist, weil es in der Gesangbuch- Tradition nicht weiter gepflegt wurde. Es

ist aber, wie alle Lieder von Park Gehardt, ein schönes Lied. Vielleicht wurde ihm zum

Verhängnis, dass die Titelzeile nicht so gesangbuchfähig wirkt. Oh du aller süßeste Freude, oh du aller

süßte Freude. So vollnehmen wir den Mund in kirchlichen Zusammenhängen nicht gern, aber wir

kennen ja diese Metapher süß jetzt schon zu genüge. Es war vorher beim ersten Pfingstlied

mit dem süßen Wort. Oh du aller süßte Freude, oh du aller schönstes Licht, der du uns in lieb

und leide unbesuchert lässt es nicht. Das waren zunächst nur Metaphern. Jetzt Geist des Höchsten,

höchster Fürst, der du hältst und halten wirst, ohn aufhören alle Dinge, höre höre was ich singe.

Eine emphatische Anrufung, Einleitung eines Loblieds auf den Geist. Wir sehen dann, wenn

sie es überblicken, genau wie vorher beim vorigen Lied, Du-Strophen, Strophe 2, 3, 4, 5, 6, beginnen

mit diesem ebenso emphatischen Du. Du bist heilig lästig finden, du bist ja die beste Gabe, du bist

weiß und vollverstandes und so weiter. Und es hat, nein, große Huldigung, Anrufung des Geistes,

vollmundig. Ich bleibe bei der ersten Strophe, weise noch mal darauf hin, dass auch hier das

Gastmotiv wieder auftaucht, der du uns in lieb und leide unbesuchert lässt es nicht. Also so kann man

es auch ausdrücken, du lässt uns nicht unbesucht. Wir sind ja in heutigen Corona-Zeiten vereinzelt,

sehr sensibel, was es heißt, besucht zu werden. Da ist es gut, sich klar zu machen, der Heilige

Geist lässt uns nicht unbesucht und er wird uns erhalten, Geist des Höchsten, der du hältst und

halten wirst und aufhören alle Dinge. Höre, was ich singe, auch hier die Metapher singe, die Vorlage

Psalm 5 Vers 2 heißt höre, höre mein Wort. Paul Gerhard spitzt zu auf singe und wenn man will, kann man bei

Dinge und singen auch wieder das SDG, DS und das G jeweils in der zweiten Silbe erkennen. Ich habe

hier in dem Handout Bibelworte hingeschrieben, die ich dem Herrn Wimmer wieder entnommen habe,

der nämlich dieses Lied auch gesprochen hat, habe aber inzwischen beschlossen, dass ich auch

diesem Wimmer, dieses Lied mit Sprüchen, dass ich das auch zur Verfügung stellen werde, einfach weil

sie dann die Bibelstellen nicht nachschlagen müssen, sondern eher eine Beziehung, schnelle

Beziehung dazu bekommen. Von daher werde ich das jetzt nicht im Detail ausführen, sondern

wieder im Prinzip nahelegen, das mit dem Handout, mit den Bibelstellen des Herrn Wimmer nachzuvollziehen.

Eine gewisse Rolle, was ich noch nicht akzentuiert hatte, spielt in diesem Kontext des Geistes auch

Jesaja 11 Vers 2. Da wird der Geist, das ist ja eine der Messias Weissagungen und dann heißt

auf ihm wird ruhen der Geist und dann wird der Geist beschrieben, der Geist der Weisheit und

des Verstandes. Das ist in Strophe 4, du bist weiß und voll verstandes, also salopp gesprochen, du

bist mega schlau. Das ist aber eben nicht so in dieser Weise salopp gemeint, sondern jeder Rezipient

der Paragel Herzeit weiß, dass das auf die biblischen Gaben des Geistes für den Außerwählten

bezogen ist. Und aus dieser Bibelstelle Jesaja 11 Vers 2, die ich auf diesem anderen Handout von

letztem Mal ganz oben auch hingeschrieben habe und alle diese unterschiedlichen Geistesgaben

fett notiert habe, aus dieser Bibelstelle geht auch hervor, dass es sieben Gaben des Heiligen

Geistes sind, weshalb in der Tradition von Siebenfältigkeit immer beim Geist die Rede

ist. Also auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit, des Verstandes, Rat,

Stärke, Erkenntnis, Furcht und Wohlgeruch wird ihm sein, die Furcht des Herrn und für den Wohlgeruch,

was ist für den Wohlgeruch zuständig? Deswegen spielt das Wort des Gesalbtseins, der Salbung

mit Öle hatten wir auch im Lied vorher schon mal eine Rolle, dass also die Priester werden

gesalbt mit Öl und wenn ich vom Geist begabt bin, werde ich dadurch zum Priester und bin wie ein

Gesalbter vor dem Herrn und die Implikation ist, dass ich gesalbt bin und also gut rieche, gut dufte

der Wohlgeruch. Also das ist wichtig, dass man sich das klar macht, dass diese Vorstellungen von

Salbung mit diesem Wohlgeruchmetapher hier für den Geist auch zusammenhängen und dass also in

dieser Weise alles sich gegenseitig erklärt. Eine schöne Strophe ist auch die Strophe 6,

die ich hervorheben möchte. Du bist wie ein Schäflein pflegert, frommes Herzen sanftes Muts,

bleibst im Lieben unbewegt, tuest uns bösen alles Guts. Da habe ich notiert am Rand Epheser 4 Vers 2,

weil da als spezielle Gabe des Geistes eben gerade die Demut und die Sanftmut benannt ist.

Und das Bild Schäflein pflegert, da ist sicherlich im Hintergrund die ganzen Konnotationen,