2 - Behandlung der Herzmuskelschwäche im Wandel der Zeit [ID:1679]
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Die Herzmuskelschwäche ist eine Erkrankung des älteren Patienten. Sie wissen alle, dass

der Anteil der älteren Bevölkerung zunimmt. Man schätzt, dass etwa 6,5 Prozent aller

Patienten über 65 an einer Herzmuskelschwäche leiden. Das ist also ein erheblicher Prozentsatz.

Die Adelastherapie war über viele Jahrhunderte, über Jahrtausende die einzige Therapie, den

Patienten von seiner Wassersucht zu befreien. Sie werden vielleicht wissen, dass die Wassersucht

die Folge der Herzmuskelschwäche ist. Sie sehen hier diese drastische Darstellung, wie

der Wundarzt der Dame hier den Arm öffnet. Das ist der Arm und da spritzt das Blut heraus.

Das ist durchaus pharmakologisch sinnvoll. Diese Therapie hat aber natürlich erhebliche

Nebenwirkungen. Zurzeit, als Goethe seinen Herzinfarkt erlitten hat und an ihm auch verstorben

ist, hätte man ihn, wenn er die Herzmuskelschwäche entwickelt hätte, anders behandelt. Denn

damals hatte man schon ein Medikament zur Verfügung. Das Verdienst eines Arztes war

ein berühmter Arzt, William Withering, der hier in dieser berühmt gewordenen Arbeit,

ganz lapidar genannt, einen Bericht über den Fingerhut und einige seiner medizinischen

Anwendungen mit praktischen Bemerkungen an Dropsy. Dropsy ist nichts anderes als Wassersucht

und andere Erkrankungen. In dieser berühmten Schrift von William Withering, 1785, das heißt,

da war Goethe ungefähr 30, in dieser berühmten Schrift hat er anhand von etwa 200 Fällen

von Patienten sehr detailliert und sehr exakt und man muss sagen, bis heute eigentlich in

einer gültigen Weise die Wirkungen und die Nebenwirkungen von Digitalis, das heißt dem

Fingerhutextrakt, in der Behandlung der Herzmuskelschwäche beschrieben. Es ist eigentlich phänomenal,

dass er damit ein Medikament beschrieben hat, was dann für die nächsten 150 Jahre die einzige

medikamentöse Maßnahme bei der Herzunsuffizienz war, der Fingerhut. Und dieses Buch hat eine

immense Bedeutung erlangt, ein immenses Aufsehen auch erregt und Sie sehen, dass hier, als er

das Buch veröffentlicht hat, hat er das selbst mit einem Zitat versehen, interessant, die

Zukunft wird zeigen, ob ich mich selbst und andere getäuscht oder der Wissenschaft und

Menschheit einen Dienst geleistet habe. Die Frage lässt sich glaube ich heute sehr einfach

beantworten, er hat der Wissenschaft und der Menschheit einen Dienst erwiesen und es ist

interessant dann zu gucken, wie das weiter ging. Er hat als berühmter Ärzte zu euphorischen

Zitaten angerichtet, hier zum Beispiel Naunin. Naunin ist sozusagen einer der Gründungsväter

der modernen Pharmakologie, ein Deutscher. Ohne Digitalis möchte ich nicht Arzt sein.

Oder auch Wenkebach, ein berühmter Kardiologe, der eine bestimmte Form von einer Herzrhythmusstörung

beschrieben hat, hat gesagt, ein langes Leben ist zu kurz und genügend über dieses wunderbare

Medikament zu lernen. Sie sehen euphorische Kommentare und man muss sagen, dieser Kommentar

von Wenkebach war im Grunde sehr, sehr klug, denn man hat bis in die 70er Jahre gebraucht,

um eigentlich tatsächlich dieses Medikament zu verstehen. Es gab gerade in Deutschland

ein heftig ausgetragenes Streit zur Wirkung von Digitalis bis in die 80er Jahre. Und dann

auch bemerkenswert, Witteling selbst hat damals schon das zentrale Problem der Behandlung

mit Digitalis Präparaten erkannt, nämlich das Problem der Dosen. Er schreibt hier,

desto mehr schien es notwendig, die Dosen auf die größtmögliche Genauigkeit zu bringen.

Das erscheint Ihnen vielleicht selbstverständlich, aber Sie werden sehen, dass das erstens häufig

missachtet wurde und zweitens bis heute ein ernsthaftes Problem ist. Und hier rechts dargestellt

ist eine berühmte Darstellung von, das Bild von Vincent van Gogh. Warum hier? Weil im Zusammenhang

mit Digitalis, Sie wissen, dieses Bild ist so gelb-grün und man nimmt an, dass Vincent

van Gogh deswegen so viel gelb-grüne Farbtöne verwendet hat, weil er von seinem Arzt natürlich

nicht wissentlich und nicht willentlich mit Digitalis-Glucosin vergiftet worden ist, denn

das Digitalis macht typischerweise dieses gelb-grün sehen. Das heißt also, einerseits

ist das Digitalis sicherlich ein extrem wichtiges Medikament, aber es ist sehr spät verstanden

worden und es hat seine Problematik. Und es ist eben wirklich eigentlich erst in den letzten

Jahrzehnten richtig verstanden worden und interessanterweise zu dem Zeitpunkt, als William

Withering seine bahnbrechenden Versuche zu dem Digitalis gemacht hat und veröffentlicht

hat, hat er selbst gar nicht angenommen, dass er damit Patienten mit einer Herzmuskelschwäche

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Thomas Eschenhagen Prof. Dr. Thomas Eschenhagen

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:27:01 Min

Aufnahmedatum

1999-11-18

Hochgeladen am

2018-05-08 09:16:52

Sprache

de-DE

Tags

Herz Collegium Alexandrinum Herzmuskelschwächen Behandlung Eschenhagen
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