Ja, dann begrüße ich Sie zur Vorlesung Sozialpolitik heute mit dem Thema Marktversagen,
das wir deswegen nochmal behandeln. Sie haben Teile davon ja schon gehört oder wesentliche
Teile davon auch schon mal gehört in den Grundlagenvorlesungen, insbesondere in Einführungen
und Volkswirtschaftslehre. Dass wir es an der Stelle nochmal tun, hat neben dem Wiederholungseffekt
viel damit zu tun, dass Marktversagen einer der Rechtfertigungsgründe ist, mit denen sie
überhaupt begründen, warum sie unter anderem sozialpolitisch in Marktprozesse eingreifen.
Das zweite wesentliche Begründungsthema, das in den normativen Bereich reicht, mit dem
wir uns nächste Woche dann auch beschäftigen würden, ist die Frage soziale Gerechtigkeit.
Das Häufigere, was Sie in politischen Diskussionen hören, aber eben auch ein normatives Thema.
Heute geht es um ein Thema eher aus dem positiven Kontext, nämlich eben die Fragestellung Marktversagen,
wobei Sie auch hören werden im Laufe dieser Veranstaltung, dass selbst beim Thema Marktversagen
Ihnen immer wieder normative Aspekte begegnen, weil viele der sozialpolitischen Eingriffsbegründungen
einerseits mit Marktversagen begründet sind, andererseits aber mit normativen Annahmen,
die teilweise dieses Marktversagen erst herbeiführen.
Sie erinnern sich, dass Marktergebnisse als Effizienz gelten, wenn die gesellschaftliche
Wohlfahrt maximiert wird. Das ist im Grundsatz dann der Fall, wenn Sie ein Marktgleichgewicht
bekommen, bei dem das im Schnittpunkt von Angebots- und Nachwagekurve liegt. Das heißt,
es wird die gesellschaftlich optimale Menge produziert. Als zweites sollten Sie diese
Produktion zu möglichst niedrigen Kosten abwickeln. Auch das ist ein Bestandteil des
Effizienzbegriffs, wenn Sie Ihre Ressourcen so einsetzen, dass der dadurch generierte
Nutzen erstens maximal wird. Also Sie die Güter produzieren in Ihrer Volkswirtschaft,
mit der insgesamt der Nutzen maximiert wird. Im Endergebnis heißt das, dass Sie eine Situation
brauchen, bei der der Grenznutzen, den die einzelnen produzierten Güter stiften, über
alle Marktgleichgewichte hinweg gleich ist. Dann hätten Sie eine effizient produzierende
Volkswirtschaft. Andererseits sollten Sie zu den niedrigstmöglichen Kosten produzieren,
keine übermäßigen Gewinne erzielt werden. Das heißt nur eine normale Kapitalverzinsung.
Das, was Bestandteil der Kostenfunktionen und damit der Angebotsfunktionen in Märkten
ist, aber keine darüber hinausgehende Gewinne, wie Sie es beispielsweise bei Monopolen haben.
Wenn Sie diese Annahmen treffen und wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, dann haben
Sie, das wissen Sie, ein effizientes Marktergebnis. Die Bedürfnisse der Menschen werden befriedigt.
Der wesentliche Anreiz, das zu tun kommt daher, dass Sie damit Geld verdienen können. Das
ist eigentlich auch in funktionierenden Märkten das Steuerungsinstrument, das die
Volkswirtschaftslehre annimmt. Ihre Ressourcen werden deswegen optimal eingesetzt, weil Sie
in den Märkten, in denen bis noch zusätzlich Zahlungsbereitschaft vorhanden ist, weil dort
die Bedürfnisse nicht vollständig befriedigt sind, dort Geld zu verdienen ist. Deswegen
werden Ressourcen aus Märkten, die schon einen sehr hohen Versorgungsgrad haben, umgelenkt
in Märkte mit einem niedrigen Versorgungsgrad, aber einer hohen Nachfrage. Das führt im
Endeffekt zum effizienten Ressourceneinsatz, den Sie herbeiführen wollen. Dann funktionieren
Märkte perfekt. Dann gibt es auch Innovationen, weil Sie immer das Ziel haben, als Unternehmen
– und das ist ja die Seite, die innovativ tätig ist in einer Volkswirtschaft – zusätzliches
Geld zu verdienen. Das können Sie dann, wenn Sie einen neuen Markt eröffnen oder wenn
Sie zu niedrigeren Kosten produzieren können als zuvor. Das können Sie auch dann, wenn
Sie neue Produktvarianten entwickeln. Deswegen entsteht in effizienten Märkten auch Innovation.
Womit wir uns beschäftigen ist aber ja die Situation, in der effiziente Märkte gestört
sind.
Sie kennen die klassischen Marktversagensgründe, die da nochmal stehen.
Natürliche oder Monopole insbesondere, auch Monopole an sich, aber bei Monopolen an sich,
wenn sie nicht bei den natürlichen Monopolen sind, dann wäre die Antwort ja immer, das
ist eine Situation, die sie auflösen können durch staatliches Handeln, durch Kartellrecht
und insofern das Marktversagen sehr schnell beseitigen.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:28:17 Min
Aufnahmedatum
2013-04-25
Hochgeladen am
2013-05-24 08:49:15
Sprache
de-DE