Liebe Frau Mangelkramer, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich hier heute Abend zu sein,
bin auch schon einmal zu einem Grußwort hier vor einem Jahr gewesen. Woher kommen unsere Tränen und
warum weinen wir? Da müssen wir erstmal ein paar Millionen Jahre zurückgehen. Ich muss mich erstmal
daran gewöhnen, normalerweise mache ich das mit einem Pointer, jetzt mache ich das hier mit dem
Pfeil, damit sie das auch sehen können. Wir sind irgendwann mal als Fisch auf die Welt gekommen,
der ist dann über die Jahrmillionen evolutionsbiologisch weiterentwickelt worden,
bis er zu einem Landtier geworden ist und daraus hat sich dann das Auge entwickelt,
die unsere Sichtscheibe zur Außenwelt und die muss ständig gereinigt werden und wird gespült von
Tränen, einer salzhaltigen Lösung. Tränen haben jetzt erstmal in unserer Kultur eine große Bedeutung
im Rahmen des Todes, in der Literatur, in der Musik, in der Kunst, in der Malerei. Ich habe
Ihnen hier auch mal einige physikalisch-chemische Daten zusammengestellt, die aber für den Vortrag
jetzt nicht besonders wichtig sind. Was haben unsere Tränen grob für eine Funktion? Sie reinigen
unseren Binderhautsack, sie befeuchten die Augenoberfläche, sie ernähren unsere Hornhaut,
sie dienen der Verbesserung der optischen Eigenschaften und eine Funktion, die man gar
nicht so kennt. Da werde ich ein bisschen jetzt darauf eingehen, dass sie eine wichtige Abwehrfunktion
auch haben. Zunächst sehen Sie hier drüben einige verschiedene Abwehrstoffe. Man weiß heute,
dass in Tränen, Tränen sind eigentlich zu 99 Prozent Wasser, aber es kommen auch eben viele
verschiedene Proteine und Peptide da drin vor. Man weiß heute, dass mehr als 1500 verschiedene
Proteine sind. Die Hauptproteine sind Lysozym. Lysozym ist ein Protein, das kann Löcher in die
bakterielle Zellmembran formen. Lactoferin ist ein Protein, das entzieht den Tränen Eisen und
damit steht das Eisen dann der Vermehrung für Bakterien, die auch Eisen für die Vermehrung
brauchen, nicht mehr zur Verfügung. Tränen Lipokalin kommt da zum Beispiel drin vor oder IGA.
IGA ist ein Antikörper, ein körpereigener Antikörper, der in die Tränenflüssigkeit abgegeben
wird. Das sind also die Hauptbestandteile. Dann kommen Zellen an der Augenoberfläche vor,
neutrophile Granulozyten, das sind so eine Art kleine Fresszellen, Lymphozyten, Abwehrzellen,
die erst in der zweiten Linie der Immunabwehr eine Rolle spielen. Makrophagen sind große Abwehrzellen
und es gibt auch so organisiertes, lymphatisches Gewebe an der Augenoberfläche, das wird I-associated,
Lymphoetische oder IELT genannt, gehe ich nicht näher drauf ein. Und es gibt viele kleine
Proteine wie die Defensine oder beispielsweise das Psoriasin, da werde ich Ihnen gleich was
kurz zur Funktion erzählen. Ganz generell, wenn man über Tränen spricht, können wir zwei Formen
von Tränen unterscheiden. Das eine sind die Reflextränen und das andere sind die emotionalen
Tränen, das kennt jeder. Reflextränen sehen Sie hier. Kälte, also es ist eine Reaktion auf
Umweltreize, wenn wir Zwiebeln schneiden, gibt es kleine Rezeptoren an der Augenoberfläche, die das,
was in den Zwiebeln enthalten ist, das diffundiert in den Tränenfilm und wird dann an der
Augenoberfläche registriert und dadurch wird ein Mechanismus, ein Nervaller Mechanismus ausgelöst,
der zur Produktion von Tränenflüssigkeit führt. Das kann Kälte sein, wenn man morgens auf dem
Fahrrad zur Arbeit fahren, mechanische Stimulation, also man reibt sich die Augen, dann wird auch mehr
Tränenflüssigkeit gebildet. Verletzungen, chemische Stoffe, Gerüche, alles kann zur
vermähten Reflextränenproduktion führen. Das ist ein Schutz- und Spüleffekt. Die Tränenflüssigkeit
steigt um ein Vielfaches an und wird hauptsächlich von der Haupttränendrüse gebildet,
die die wässrige Komponente des Tränenfilms macht. Da gehe ich gleich noch mal näher drauf ein.
Dann haben wir die emotionalen Tränen, die kennt auch jeder. Das ist eine Sekretleistung der
Tränendrüsen ohne irgendeine oculäre Reizung im Vorfeld. Die Träneproduktion steigt auf einmal
rapide an, auch ausgelöst durch das Nervensystem. Tränen aus Trauer, aus Wut, aus Freude. Hierbei
sind die Tränen nicht anders zusammengesetzt als vorher. Interessant ist, dass Frauen pro Monat
5,3 Mal weinen oder heulen, Männer nur 1,4 Mal pro Monat. Die Frauen weinen insgesamt pro Monat
etwa, wenn sie heulen, 6 Minuten lang, die Männer 2 bis 4 Minuten. In Deutschland ist das nicht ganz
so ausgeprägt, da hat das einen kulturellen Hintergrund, dass wir nicht so intensiv weinen.
Es gibt verschiedene Theorien zum Weinen. Die sogenannte Katharsis oder Clearance Theorie
von Freud, das ist etwas ganz, ganz Altes. Das kennt man schon, ich weiß nicht, aus der Urzeit.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:03:09 Min
Aufnahmedatum
2018-11-19
Hochgeladen am
2018-11-22 09:33:08
Sprache
de-DE
Das Trockene Auge ist nicht nur die häufigste Erkrankung des Auges, sondern eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Allein in Deutschland leiden daran etwa 12 Millionen Menschen. So kommt fast jeder zweite Patient, der einen niedergelassenen Augenarzt aufsucht, wegen dieser Volkskrankheit. Die Ursachen des Trockenen Auges sind allerdings noch unzureichend geklärt. Außer Geschlecht und Alter gehen bestimmte Medikamente, ungünstige Verhältnisse am Arbeitsplatz oder das Tragen von Kontaktlinsen mit einer Häufung dieser Krankheit einher. Prof. Paulsen erläutert in seinem Vortrag, woher unsere Tränenflüssigkeit überhaupt kommt, was sie macht, warum wir manchmal weinen, was man über das Trockene Auge weiß und auch, was man dagegen tun kann.