26 - Genetisch wie wir? Das Verhältnis zwischen Neandertaler und modernem Menschen [ID:7384]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen Nürnberg präsentiert.

Ja, guten Abend meine Damen und Herren. Meinen heutigen Vortrag in der Reihe

Wissenschaft im Schloss beschäftigt sich mit dem Neandertaler und Sandverhältnis

zu uns, dem sogenannten modernen Menschen. Wir kommen zum anderen跟你, der

klassischen Taxonomie handelte es sich lange Zeit um zwei unterschiedliche Arten der Gattung Homo,

nämlich Homo sapiens, das sind in Anführungsstrichen wir, und Homo neanderthalensis.

Ich werde in einem späteren Abschnitt meines Vortrages erläutern, seit wann und warum diese

Klassifikation heute nicht mehr gültig ist. Für den Augenblick möchte ich die Tatsache,

dass bis in die jüngste Vergangenheit die Unterschiede zwischen diesen beiden

Menschenformen als definierend für die Erwähnung einer Artgrenze angesehen wurden,

zum Anlass nehmen, um eine zentrale Frage in der Erforschung der älteren Menschheitsgeschichte

mit ihnen zusammen kurz anzureißen. Es geht, meine Damen und Herren, zunächst einmal um nichts

anderes und nichts geringeres als die sogenannte Konstanz der menschlichen Natur. Sie gilt als das

Paradigma in allen Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften. Grundsätzlich,

so die Annahme, sind sämtliche Unterschiede, die im Verhalten der jetzt Menschen beobachtet

werden können, ausschließlich auf soziale und kulturelle Prägungen zurückzuführen. Die physische

Anpassung an unterschiedliche Umwelten spielt dagegen keine wesentliche Rolle, auch wenn sie

das Aussehen der Menschen geprägt hat und im Rahmen der Epigenetik Einfluss auf das jeweilige

aktuelle und auch individuelle Erbgut hat. Die kulturelle und ökologische Plastizität der

Individuen heute ist vollkommen. Eine erfolgreiche gesellschaftliche Integration vorausgesetzt kann

jeder von uns überall ohne körperliche und emotionale Einschränkungen nicht nur überleben,

sondern sich selber verwirklichen und, wenn sie so wollen, glücklich werden. Die identische

kognitive und emotionale Grundausstattung der heutigen Menschen ermöglicht zugleich uns als

Wissenschaftler ein empathisches Hineinfühlen in fremde soziale Akteure. Der große deutsche

Soziologe Max Weber hat dies einmal als verstehendes Erklären sozialer Phänomene genannt, das

Hineinfühlen in den anderen. Es gibt einen breiten Konsens, dass ein verstehendes Erklären für alle

heute existierenden Ethnien möglich ist und dass dies auch für alle historisch überlieberten

Gesellschaften gilt, also diejenigen der klassischen Antike, die Untersuchungsgegenstand

der alten Geschichte etwa sind. Aber die uns hier interessierende Frage ist, wie weit geht

eigentlich dieser Ansatz zurück? Wie weit können wir diese Konstanz der menschlichen Natur zurück

verfolgen? Und die Frage ist vielleicht am Anfang banal, aber bereits für den frühen modernen

Menschen haben einige Paläontologen und Prähistoriker genau an dieser Stelle ihre Zweifel. Grund hierfür

ist die Beobachtung, dass die frühesten Homo sapienskelette, die vor etwa 200.000 Jahren in

Afrika auftauchen, mit genau denselben Werkzeugen vergesellschaftet waren wie die älteren, wir

sprechen oft von archaischen Menschen. Hieraus wird abgeleitet, dass es eine Evolution des Gehirns oder

genauer seiner neuronalen Struktur bedurfte, um neben einer modernen Anatomie auch eine moderne

Denkweise zu entwickeln. Der Zeitpunkt an dem dies geschehen sein soll, wird diesmal anhand von

archäologischen Funden, unter anderem aus der Blombos Cave im südlichen Afrika mit etwa 80.000

Jahren vor heute angesetzt. Ältere Homo sapiens können dieser Forschungsströmung zufolge lediglich

für sich beanspruchen anatomisch modern zu sein. Ob moderne Menschen, die im gegenwärtsbezogenen

Sinne, wie wir gedacht und gefühlt haben, aber tatsächlich erst vor 80.000 Jahren auftauchten

und davor lediglich anatomisch, das heißt körperlich modern waren, ist umstritten. Weitaus

häufiger findet man Standpunkte, bei denen die Konstanz der menschlichen Natur in weiter

zurückliegende Zeiträume zurückverfolgt wird und diese Konstanz der menschlichen Natur auch

für ältere Menschenformen als den Homo sapiens postuliert wird. Um dieses anfängliche Problem

einzukreisen, ist es vielleicht zielführend, das Pferd quasi von hinten oder von der anderen

Seite aufzuzäumen, nämlich dem unteren zeitlichen Ende der Menschwerbung. Im Rahmen meines Vortrages

hier ist das nur im Zeitraffer möglich, ganz stark vereinfacht. Zunächst kann man feststellen,

dass nach der evolutionsbiologisch vielleicht wichtigsten Weichenstellung durch die

Herausbildung des aufrechten Ganges, das ist am Rande des afrikanischen Regenwaldes vor etwa

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Thorsten Uthmeier Prof. Dr. Thorsten Uthmeier

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:04:08 Min

Aufnahmedatum

2017-01-16

Hochgeladen am

2017-02-17 11:11:53

Sprache

de-DE

In der Art und Weise, wie Neandertaler wahrgenommen werden, spiegeln sich die Werte einer Gesellschaft wider. Für Darwin waren sie zunächst das fehlende Bindeglied zwischen Affe und Mensch. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden dem Neandertaler immer weniger tierische und mehr menschliche Eigenschaften zugeschrieben. Heute steht außer Frage, dass Neandertaler als erfolgreiche Großwildjäger an der Spitze der Nahrungskette standen und sich dank kultureller Errungenschaften durchsetzen konnten.

Prof. Dr. Thorsten Uthmeier geht in seinem Vortrag der Frage nach, ob Neandertaler auch in anderen Bereichen ihrer Kultur dem modernen Menschen ebenbürtig waren oder nicht – zum Beispiel bei Bestattungen, der Schmuckherstellung, sozialer Fürsorge oder hinsichtlich Gewalt und Kannibalismus. Die Diskussion darum ist groß, obwohl der Mensch nachweislich bis heute Neandertaler-Gene in sich trägt.

Tags

Gewalt Wissenschaft Neandertaler Darwin Genetik Kultur Bestattungen Schmuckherstellung Kannibalismus Mensch moderner soziale Schloss Fürsorge
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