27 - „Die sind schuld, wenn es mir schlecht geht“: Psychologische Perspektiven auf Fremdenfeindlichkeit [ID:7828]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Vielen Dank Frau Lubkow für Ihre überfreundliche Einführung. Ich begrüße Sie alle ganz herzlich,

freue mich, dass so viele gekommen sind. Es macht immer viel mehr Spaß, einen Vortrag zu

halten vor vollen Rängen als vor leeren Rängen und ich hoffe, dass ich Ihnen zum Thema ein bisschen

was beitragen kann. Es ist nicht unbedingt mein Forschungsschwerpunkt, aber man wird sich mit

diesem Thema der Fremdenfeindlichkeit oder wie es in der Psychologie auch heißt der gruppenbasierten

Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen müssen in der heutigen Zeit und von daher war diese

Ringvorlesung für mich auch noch mal die Möglichkeit mich intensiver mit der entsprechenden

Literatur zu beschäftigen. Ich möchte Ihnen ganz kurz erzählen was Sie in der nächsten Zeit im Rahmen

meines Vortrags erwarten wird. Ich werde zuerst etwas zu den Fakten sagen. Ich werde etwas sagen

zu Flüchtlingszahlen, zu fremdenfeindlichen Einstellungen und zu politisch motivierten

Straftaten gegenüber Asylunterkünften, damit wir einfach noch mal so die Fakten etwas Revue

passieren lassen. Dann werde ich im Hauptteil meines Vortrags eingehen auf Forschung zu den

Hintergründen von Fremdenfeindlichkeit. Ich werde auch die Begrifflichkeit eingehen, was versteht

man unter Fremdenfeindlichkeit, wie in welchem Kontext ist es zu sehen. Ich werde auf zwei ganz

bekannte Theorien eingehen. Das eine ist die Sündenbock Theorie. Daraus kommt dieses Zitat,

das ich auch über meinen Vortrag gestellt habe. Die sind schuld, wenn es mir schlecht geht,

der Sündenbock. Die andere Theorie ist die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts. Was das

bedeutet werde ich Ihnen nachher erläutern. Beides schon etwas ältere Theorien und dem werde

ich gegenüberstellen einen neueren Ansatz, der sich beschäftigt mit der Frage von der Bedrohung,

vom Bedrohungserleben hin zum Ethnocentrismus. Ethnocentrismus heißt also Bezogenheit auf die

eigene Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe, zum eigenen Volk. Zum Schluss möchte ich dann natürlich

auch noch ein bisschen praktisch werden, angewandt werden und möchte mich in einigen Sätzen beschäftigen

mit Ansätzen zur Reduzierung von Fremdenfeindlichkeit und habe da drei Aspekte

noch einmal ausgewählt, auf die ich genauer eingehen werde. Erstens sogenannte übergeordnete Gruppen,

zweitens Medienkontrolle und drittens die Kontakthypothese und übergeordnete Ziele. So viel,

damit Sie sich einen Eindruck verschaffen können, was Sie in der nächsten Zeit im Rahmen dieses

Vortrags erwartet. Komme ich jetzt zum Zahlenbereich, zu den Fakten. Auf dieser Folie,

die vom Bundesamt für Migration erstellt worden ist, sehen Sie, wie sich die Zahl der Flüchtlinge,

die nach Deutschland gekommen sind, in der Zeit entwickelt hat. Sie sehen, dass wir hier einen

ganz starken Anstieg hatten im Herbst 2015. Sie erinnern sich alle noch an das berühmte Merkel-Zitat,

wir schaffen das. Das war genau in dieser Zeit und in dieser Zeit haben uns die Flüchtlinge überrannt

in gewisser Weise. Wenn Sie dann aber auch weiter schauen, wie sich das weiter entwickelt, dann sehen

Sie, dass bis 31.12.2016, bis dahin habe ich die Zahlen, die Zahl der Flüchtlinge kontinuierlich

wieder runtergegangen ist. Das hat viele Gründe. Sie wissen, die Balkanroute ist gesperrt,

es kommen nicht mehr so viele Flüchtlinge. Jetzt werden es vielleicht wieder ein bisschen mehr im

Zuge der Migration von Libyen über das Mittelmeer, aber insgesamt sind es weniger geworden. Wenn wir

uns dann aber die Kurve insgesamt anschauen, dann sehen wir natürlich, dass die Zahl der Flüchtlinge,

die nach Deutschland gekommen sind, doch enorm hoch ist, selbst wenn sie jetzt im Laufe der Zeit

wieder etwas zurückläufig war. Auf der nächsten Folie sehen Sie Angaben zur Ausländerfeindlichkeit.

Es gibt an der Universität Leipzig eine sehr intensive Gruppe, die sich schon über Jahre hinweg

immer wieder mit Fremdenfeindlichkeit und Ausländerfeindlichkeit beschäftigt hat. Und

diese Gruppe hat im letzten Jahr auch eine Studie veröffentlicht, bei der es um Ausländerfeindlichkeit

geht. Decker, Kies und Breler sind die Herausgeber und die Studie heißt die enthemmte Mitte,

autoritäre und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland. Was Sie hier sehen, sind Prozentzahlen,

Zustimmung zu bestimmten Aussagen. Die erste Aussage hier, die Ausländer kommen nur hierher,

um unseren Sozialstaat auszunutzen. Die Befragten konnten auf einer Skala von 1 bis 5 antworten.

4 heißt Stimme zu, 5 heißt Stimme sehr zu, 3 heißt Unentschieden, 1 und 2 eher Ablehnung. Und was

hier abgetragen ist, sind die Zustimmungsraten bezüglich 4 und 5, das heißt Stimme zu und Stimme

sehr zu. Und wenn Sie jetzt schauen, dann sehen Sie, dass bei der Aussage, die Ausländer kommen

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:59:50 Min

Aufnahmedatum

2017-05-22

Hochgeladen am

2017-05-29 11:45:14

Sprache

de-DE

Es ist ein altbekanntes Phänomen: Wenn im eigenen Leben etwas nicht so läuft wie gewünscht, wird dafür schnell ein Sündenbock gesucht - die anderen sind schuld, nicht ich. Studien aus der Sozialpsychologie zeigen, dass solche Schuldzuweisungen sowohl bewusst als auch unterschwellig und automatisiert erfolgen. Die Frage, inwieweit sich jemand in seiner Identität bedroht fühlt, spielt hier ebenso eine Rolle wie das Einteilen der Mitmenschen in "Wir" versus "Andere".

Sozialpsychologin Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm gibt einen Einblick in die aktuelle Forschung und geht der Frage nach, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

Tags

Wissenschaft Psychologie Sozialpsychologie Fremdenfeindlichkeit Ausländerfeindlichkeit Sündenbock Gruppenkonflikt Bedrohung Ethnozentrismus Verteidigungsreaktionen Schuldzuweisungen Kontrollverlust Flüchtlingszahlen Zuwanderung Medienkontrolle Kontakthypothese Schloss
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