Vielen Dank für die Einführung und vor allen Dingen auch für die Gelegenheit,
das Bionicum und den Projektverbund bei Bionic vor dem Hauptvortrag vorstellen zu können.
Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum das denn? Ich wollte mir doch eigentlich den Vortrag von
Professor Wolf anhören. Ja, da gibt es tatsächlich einen Zusammenhang, denn Professor Wolf ist mit
seinem Projektforschungsvorhaben ist er mit dabei im Bayerischen Projektverbund bei Bionic, für den
das Bionicum wiederum die Bildung und Vermittlung und die Öffentlichkeitsarbeit macht. So, bevor ich
jetzt aber zum Bionicum komme und zum Forschungsprojektverbund bei Bionic, möchte ich Ihnen erst
noch mal was über Bionic selbst erzählen, denn das Forschungsvorhaben von Professor Wolf möchte
auch eben mit der Methode der Bionic dazu beitragen, dass Technologien energieeffizienter und
nachhaltiger werden. Ja, was ist jetzt Bionic? Ist es das? Haben wir uns von der Schweinelschnauze die
Steckdose abgeguckt oder von dem Pelikan die Toilettenschüssel oder von dem Elefantenmussel
den Staubsauger? Ne, so einfach ist es natürlich nicht. Die Bionic heißt nicht, dass wir einfach
was nachbauen, nachmachen aus der Natur, sondern wir müssen genau hinschauen, wir müssen das Prinzip
verstehen und jetzt mal ganz einfach am Beispiel einer Klette erklärt. Also ich weiß, okay, so eine
Klette bzw. der Furchtstand der Klettpflanze, die hängt mal ganz gerne oder auch ganz gut und ganz
fest im Fell von Tieren. Da frage ich mich dann, okay, wie schafft sie das, wie macht sie das? Ich
muss also jetzt mal genau hinschauen, dann sehe ich, dass die Klettfrucht so Häkchen hat und diese
Häkchen, die sind am Ende gebogen und damit hacken die sich im Fell von Tieren ein. Das ist jetzt so
das erste, was ich verstehen muss und das zweite ist dann, okay, wenn die jetzt abfallen, dann reißen
die nicht entweder etwa ab, die Häkchen, sondern die sind elastisch, die biegen sich auf und
schnallzen wieder zurück. Das heißt, die gehen nicht kaputt und das ist ganz wichtig in der Bionic,
dass ich nämlich das Prinzip verstehe. Also ich muss die Funktionsweise verstehen und dann kann ich,
Sie haben es schon alle gewusst wahrscheinlich, das kreativ umsetzen, zum Beispiel eben den
Klettverschluss. Klettverschluss kennen Sie alle, sind diese zwei Lagen, das eine mit den Häkchen
und das andere mit den Schlaufen. Die Häkchen gehen in die Schlaufen und wenn ich daran ziehe,
biegen sich die Häkchen auf, gehen eben nicht kaputt und ich kann das immer wieder verwenden,
denn wenn sie kaputt gehen würden, dann wäre es ja nur einfach zu verwenden und so ist es praktisch
im Prinzip der Klettverschluss so einfach wie genial. Die Bionic heißt also, dass wir von der Natur für
die Technik lernen, denn in der Natur gibt es eine Vielzahl von Formen, Strukturen und Prozessen,
die im Laufe der Evolution optimiert wurden und da können wir jetzt einfach nur drauf zurückgreifen
und das eben in der Technik umsetzen. Das Wort Bionic ist ein Kofferwort aus Biologie und Technik
und ein ganz einfaches Beispiel, das Sie auch kennen, ein klassisches Beispiel ist zum Beispiel
der Lotus-Effekt. Das Blatt der Lotus-Pflanze ist wasserabweisend, wird nicht nass und reinigt sich
auch noch selbst. Da könnte man jetzt denken, dass es, weil die Oberfläche besonders glatt ist und
der Wassertropfen rutscht da halt einfach runter, aber so ist es eben nicht, bei einer glatten
Oberfläche würde der Wassertropfen die Oberfläche komplett benetzen und da einfach drauf liegen
bleiben sozusagen. Das Lotus-Blatt, das ist jetzt ein bisschen anders aufgebaut, das ist nämlich
nicht glatt, sondern das ist strukturiert und da sind auch noch so kleine Wachskristalle drauf und
dadurch bleibt der Wassertropfen kugelig, weil er nur an wenigen Stellen mit der Oberfläche,
mit der Blattoberfläche Kontakt hat. Der bleibt also kugelig, rollt runter und nimmt beim Runterrollen
dann auch noch Schmutz mit, der drauf liegt. Das ist natürlich sehr praktisch und kann man
dann eben auch in die Technik wieder umsetzen, zum Beispiel bei Wandfarben. Wie geht man jetzt
in der Bionic vor? Es gibt zwei Möglichkeiten, der sogenannte Bottom-Up-Prozess, dass man was in
der Natur hat, was man denkt, ja das könnte ich in die Technik umsetzen, also eine biologische
Entdeckung. Da habe ich eine Idee, wie ich das könnte ich eben in die Technik umsetzen und mache
ich dann. Eine andere Möglichkeit ist der Top-Down-Prozess, dass ich ein technisches Problem
habe, also ich habe schon ein technisches Produkt, möchte das aber verbessern, dann schaue ich eben
gezielt in der Natur, nach welchem natürlichen Vorbild ich das möglicherweise verbessern könnte
und setze es dann in die Technik um. Das war jetzt so ganz kurzen Rundumschlag, was Bionic ist. Jetzt
möchte ich ganz kurz eben auch noch mal zum Projektverbund bei Bionic kommen. Das ist ein
Presenters
Prof. Dr. Stephan Wolf
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:05:45 Min
Aufnahmedatum
2019-11-25
Hochgeladen am
2019-12-02 14:22:53
Sprache
de-DE
So zahlreich die Bedrohungen sind, mit denen Lebewesen konfrontiert werden, so vielfältig sind die Strategien, die sie in Jahrmillionen der Anpassung zu ihrem eigenen Schutz entwickelt haben. Muscheln und ihre Schalen sind eine Antwort auf das Wettrüsten, das den Überlebenskampf in der Natur beherrscht. Sie belegen eindrucksvoll, wie durch die Evolution selbst aus einfachstem Kalk Hochleistungsmaterialien gebildet werden können. Stephan E. Wolf stellt die Stabilität dieser Schalen eindrucksvoll und live unter Beweis und zeigt neben solch „handfesten“ Beispielen auch, was zum Beispiel der Verlust an Artenvielfalt für die Menschheit bedeutet – und wie die Wissenschaft überhaupt Antworten auf derartige Probleme finden kann, indem sie „Wissen schafft“.