27 - Die unendliche Bibliothek der Natur [ID:12403]
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Vielen Dank für die Einführung und vor allen Dingen auch für die Gelegenheit,

das Bionicum und den Projektverbund bei Bionic vor dem Hauptvortrag vorstellen zu können.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum das denn? Ich wollte mir doch eigentlich den Vortrag von

Professor Wolf anhören. Ja, da gibt es tatsächlich einen Zusammenhang, denn Professor Wolf ist mit

seinem Projektforschungsvorhaben ist er mit dabei im Bayerischen Projektverbund bei Bionic, für den

das Bionicum wiederum die Bildung und Vermittlung und die Öffentlichkeitsarbeit macht. So, bevor ich

jetzt aber zum Bionicum komme und zum Forschungsprojektverbund bei Bionic, möchte ich Ihnen erst

noch mal was über Bionic selbst erzählen, denn das Forschungsvorhaben von Professor Wolf möchte

auch eben mit der Methode der Bionic dazu beitragen, dass Technologien energieeffizienter und

nachhaltiger werden. Ja, was ist jetzt Bionic? Ist es das? Haben wir uns von der Schweinelschnauze die

Steckdose abgeguckt oder von dem Pelikan die Toilettenschüssel oder von dem Elefantenmussel

den Staubsauger? Ne, so einfach ist es natürlich nicht. Die Bionic heißt nicht, dass wir einfach

was nachbauen, nachmachen aus der Natur, sondern wir müssen genau hinschauen, wir müssen das Prinzip

verstehen und jetzt mal ganz einfach am Beispiel einer Klette erklärt. Also ich weiß, okay, so eine

Klette bzw. der Furchtstand der Klettpflanze, die hängt mal ganz gerne oder auch ganz gut und ganz

fest im Fell von Tieren. Da frage ich mich dann, okay, wie schafft sie das, wie macht sie das? Ich

muss also jetzt mal genau hinschauen, dann sehe ich, dass die Klettfrucht so Häkchen hat und diese

Häkchen, die sind am Ende gebogen und damit hacken die sich im Fell von Tieren ein. Das ist jetzt so

das erste, was ich verstehen muss und das zweite ist dann, okay, wenn die jetzt abfallen, dann reißen

die nicht entweder etwa ab, die Häkchen, sondern die sind elastisch, die biegen sich auf und

schnallzen wieder zurück. Das heißt, die gehen nicht kaputt und das ist ganz wichtig in der Bionic,

dass ich nämlich das Prinzip verstehe. Also ich muss die Funktionsweise verstehen und dann kann ich,

Sie haben es schon alle gewusst wahrscheinlich, das kreativ umsetzen, zum Beispiel eben den

Klettverschluss. Klettverschluss kennen Sie alle, sind diese zwei Lagen, das eine mit den Häkchen

und das andere mit den Schlaufen. Die Häkchen gehen in die Schlaufen und wenn ich daran ziehe,

biegen sich die Häkchen auf, gehen eben nicht kaputt und ich kann das immer wieder verwenden,

denn wenn sie kaputt gehen würden, dann wäre es ja nur einfach zu verwenden und so ist es praktisch

im Prinzip der Klettverschluss so einfach wie genial. Die Bionic heißt also, dass wir von der Natur für

die Technik lernen, denn in der Natur gibt es eine Vielzahl von Formen, Strukturen und Prozessen,

die im Laufe der Evolution optimiert wurden und da können wir jetzt einfach nur drauf zurückgreifen

und das eben in der Technik umsetzen. Das Wort Bionic ist ein Kofferwort aus Biologie und Technik

und ein ganz einfaches Beispiel, das Sie auch kennen, ein klassisches Beispiel ist zum Beispiel

der Lotus-Effekt. Das Blatt der Lotus-Pflanze ist wasserabweisend, wird nicht nass und reinigt sich

auch noch selbst. Da könnte man jetzt denken, dass es, weil die Oberfläche besonders glatt ist und

der Wassertropfen rutscht da halt einfach runter, aber so ist es eben nicht, bei einer glatten

Oberfläche würde der Wassertropfen die Oberfläche komplett benetzen und da einfach drauf liegen

bleiben sozusagen. Das Lotus-Blatt, das ist jetzt ein bisschen anders aufgebaut, das ist nämlich

nicht glatt, sondern das ist strukturiert und da sind auch noch so kleine Wachskristalle drauf und

dadurch bleibt der Wassertropfen kugelig, weil er nur an wenigen Stellen mit der Oberfläche,

mit der Blattoberfläche Kontakt hat. Der bleibt also kugelig, rollt runter und nimmt beim Runterrollen

dann auch noch Schmutz mit, der drauf liegt. Das ist natürlich sehr praktisch und kann man

dann eben auch in die Technik wieder umsetzen, zum Beispiel bei Wandfarben. Wie geht man jetzt

in der Bionic vor? Es gibt zwei Möglichkeiten, der sogenannte Bottom-Up-Prozess, dass man was in

der Natur hat, was man denkt, ja das könnte ich in die Technik umsetzen, also eine biologische

Entdeckung. Da habe ich eine Idee, wie ich das könnte ich eben in die Technik umsetzen und mache

ich dann. Eine andere Möglichkeit ist der Top-Down-Prozess, dass ich ein technisches Problem

habe, also ich habe schon ein technisches Produkt, möchte das aber verbessern, dann schaue ich eben

gezielt in der Natur, nach welchem natürlichen Vorbild ich das möglicherweise verbessern könnte

und setze es dann in die Technik um. Das war jetzt so ganz kurzen Rundumschlag, was Bionic ist. Jetzt

möchte ich ganz kurz eben auch noch mal zum Projektverbund bei Bionic kommen. Das ist ein

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Stephan Wolf Prof. Dr. Stephan Wolf

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:05:45 Min

Aufnahmedatum

2019-11-25

Hochgeladen am

2019-12-02 14:22:53

Sprache

de-DE

So zahlreich die Bedrohungen sind, mit denen Lebewesen konfrontiert werden, so vielfältig sind die Strategien, die sie in Jahrmillionen der Anpassung zu ihrem eigenen Schutz entwickelt haben. Muscheln und ihre Schalen sind eine Antwort auf das Wettrüsten, das den Überlebenskampf in der Natur beherrscht. Sie belegen eindrucksvoll, wie durch die Evolution selbst aus einfachstem Kalk Hochleistungsmaterialien gebildet werden können. Stephan E. Wolf stellt die Stabilität dieser Schalen eindrucksvoll und live unter Beweis und zeigt neben solch „handfesten“ Beispielen auch, was zum Beispiel der Verlust an Artenvielfalt für die Menschheit bedeutet – und wie die Wissenschaft überhaupt Antworten auf derartige Probleme finden kann, indem sie „Wissen schafft“.

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