Im letzten Video haben wir topologische Räume als allgemeine mathematische Struktur eingeführt und
auch gesehen, dass diese unter Umständen durch eine Norm oder gar eine Metrik induziert werden
können. Darüber hinaus haben wir den Begriff der Stetigkeit zurückführen können auf topologische
Räume und wir werden im Folgenden uns mit der Frage beschäftigen, ob wir auch weitere mathematische
Konzepte auf diese allgemeinen Strukturen, also auf topologische Räume, überführen können.
Zentral dabei wird der Ableitungsbegriff sein, das heißt die Frage wird sein, wie können wir in
topologischen Räumen ableiten, wenn wir nicht mal so etwas wie einen Abstandsbegriff haben. Und in
diesem Zusammenhang macht es Sinn, sich mit einem sehr wichtigen und bedeutenden Werkzeug der
Mathematik zu beschäftigen, nämlich den sogenannten Manich-Faltigkeiten. Manich-Faltigkeiten sind
sozusagen ein Spezialfall eines topologischen Raums, den man lokal mit dem euklidischen Raum
identifizieren kann. Und wie wir sehen, werden wir das genau der Trick sein, wie man auch Ableitungen
definiert. Wir brauchen also lokal eine Identifikation mit etwas, das wir kennen und das ist in dem Fall
der rn. Und insbesondere im mathematischen Teilgebiet der Differentialgeometrie spielen
Manich-Faltigkeiten eine zentrale Rolle. Da beschäftigt man sich nämlich genau mit solchen
Strukturen und versucht zu verstehen, wie sich Krümmung von Oberflächen auf mathematische
Operationen wie Ableitung oder Integration auswirken. Zu Anfang möchte ich in diesem
Video eine kleine Motivation für Manich-Faltigkeiten geben. Und das wahrscheinlich verständlichste
Bild, das jeder sofort versteht von einer Manich-Faltigkeit, ist die Oberfläche einer
dreidimensionalen Kugel. Das heißt, wir wollen uns heute mit dem Bild beschäftigen.
Schöner mal mit dem Schreiben einfach die S2 als sozusagen Kugel im dreidimensionalen.
Und warum heißt dieses Gebilde S2? Naja, das liegt daran, weil es sich um eine
zweidimensionale Oberfläche handelt, im dreidimensionalen Raum eingebettet.
Das sind gerade die Punkte x, y, z aus dem R3, für die die Kugelgleichung gilt. Das heißt,
für die gilt x² plus y² plus z² gleich 1. So eine dreidimensionale Kugel, die können
wir uns gut vorstellen, die könnten wir zum Beispiel verwenden, um die Erdoberfläche
zu modellieren, auch wenn diese nicht wirklich eine Kugel ist. Aber das würde reichen, um
sozusagen Mathematik auf der Erdoberfläche betreiben zu wollen. Jetzt merkt man sehr
schnell, dass man ganz andere Konzepte braucht als zum Beispiel in den offenen Timing des
RHN, wie wir sie bisher in der Vorlesung betrachtet haben. Wenn wir zum Beispiel berechnen möchten,
wie weit man reisen muss, um von einem Punkt der Erdoberfläche zu einem anderen zu kommen,
dann brauchen wir erstmal einen vernünftigen Abstandsbegriff. Warum ist das so? Na, wollen
wir uns doch mal eine Weltkugel darunter malen? Die sollte ungefähr aussehen wie eine Kugel.
Ich versuche das Ganze mal ein bisschen dreidimensional zu gestalten. Ich bin mir nicht sicher, ob
ich das hinbekomme. Das soll sozusagen hier die Krümungslinien der Oberfläche sein.
Das Ganze könnte ich natürlich auch in die Horizontale machen. Meine 3D-Künste lassen
zu wünschen übrig. Aber man glaube, ich kann erahnen, dass das eine dreidimensionale Kugeloberfläche
sein soll. Wir stellen uns vor, wir sind an irgendeinem beliebigen Punkt auf dieser Kugeloberfläche.
Dann nenne ich x und ich frage mich, wie weit muss ich reisen, wenn ich von x nach y möchte?
Also zum Beispiel von Sydney nach Köln. Na, und wie würde man das machen? Man würde jetzt mit den
Konzepten, die wir kennen, den Abstand berechnen. Das stellt sich heraus, dass das in dem Fall
gar nicht so geschickt ist, denn der Abstandsbegriff, den wir bisher kennen, ist der der euklidischen
Norm. Und die euklidische Norm ist die direkte Verbindung von x zu y und die würde im Prinzip
genau durch die Kugeloberfläche stoßen. Sie müssten also sozusagen sich einmal durch die
Welt durchbohren, um die kürzeste Entfernung zurückzulegen. Das heißt, man merkt sehr schnell,
auf so einer Mannigfaltigkeit funktioniert der übliche Abstandsbegriff nicht mehr. Was man dann
tut in der Differentialgeometrie ist, man überlegt sich neue Metriken, um solche Abstände zu messen.
Da kommen dann Begriffe wie die Riemann-Gemetrik oder Geodeten, das sind sozusagen Kurven, die den
kürzesten Abstand zwischen zwei Punkten auf einer Oberfläche realisieren. Und das ist im Prinzip ein
eigenes mathematisches Gebiet. Und wir wollen hier in der Vorlesung uns die nötigsten Werkzeuge
daraus zurechtlegen, damit wir am Ende Differentialformen auf Mannigfaltigkeiten
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:18:32 Min
Aufnahmedatum
2021-12-15
Hochgeladen am
2021-12-15 10:36:10
Sprache
de-DE