3 - Digitalisierung und Verschwörungstheorien [ID:58366]
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Warum finden Verschwörungstheorien aktuell so viel Zuspruch?

Da gibt es sehr unterschiedliche Thesen, aber eine These, die immer wieder im Raum steht

und noch eine gewisse Plausibilität hat, ist die, dass Online-Kommunikation und Social

Media einen großen Unterschied machen.

Allein schon quantitativ.

Es wird mehr und schnelleres Wissen kommuniziert an mehr Leute und das bekommt dann wieder

eine dritte mit, die möglicherweise sozusagen viral angesteckt werden.

Aber gab es Verschwörungstheorien nicht schon immer?

Es gab natürlich immer Gedanken oder Ideen darüber, dass es böse Verschwörungen gibt,

die man entlarven muss.

Zum Beispiel hat 41 vor Christus der römische Historiker Salust geschrieben über die Verschwörung

des Catalina gegen die römische Republik.

Die gab es tatsächlich.

Und wenn man sich diesen Text ansieht, dann hat der auch so einen Touch von moderneren

Verschwörungstheorien.

Da wird sehr viel moralisiert, sehr viel unterstellt, vermutlich auch mehr als tatsächlich der

Fall war. Dennoch würde ich sagen, dass Verschwörungstheorien eigentlich erst in modernen

Öffentlichkeiten florieren und floriert haben, also so ungefähr ab der Aufklärung.

Denn wie schon angedeutet, glaube ich, es gibt hier eine mediale Komponente, also öffentlicher

Austausch, Massenmedien auch der Art, wie sie im späten 18.

und vor allem im 19.

Jahrhundert üblich waren Zeitungen, Pamphlete sind nötig, um entsprechendes Wissen tatsächlich

unter das Volk zu bringen.

Warum werden Verschwörungstheorien gefährlicher?

Da steckt ja eine These dahinter. Werden Verschwörungstheorien gefährlicher?

Und man könnte zurückfragen, aus welcher Perspektive, für wen eigentlich?

Sie meinen vielleicht für die Demokratie, für unsere moderne liberale Demokratie.

Und auch hier könnte man sagen, da waren Verschwörungstheorien klassischer Art immer

schon ein Problem.

Was wir aber im Moment beobachten mit diesen Verschwörungsgerüchten, die inkohärent

sind, die überall an jeder Ecke, auf jeder Social Media Seite florieren und die auch von,

ich würde mal sagen, Verschwörungstheorieunternehmern sich zu Nutze gemacht werden, hat

nochmal eine andere Qualität.

Die Auswirkungen sind hier, glaube ich, weniger gefährlich im Sinne von Ideologisierung,

die Verbreitung von kohärenten, radikalen Weltanschauungen.

Aber dieser Effekt der Unterminierung des Vertrauens in Institutionen, in Akteure ist

noch ausgeprägter. Also eigentlich kann man reden mit einem Ausdruck von Konstanzer

Forscherin von einer Misstrauensgemeinschaft, die hier gebildet wird.

Und auf so einer Basis von kursierenden Misstrauen lässt sich eigentlich ganz schwer

demokratisches Miteinander errichten, wenn Misstrauen so weit gesät ist.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:03:06 Min

Aufnahmedatum

2025-07-15

Hochgeladen am

2025-07-15 15:46:03

Sprache

de-DE

Wie verstärkte die Digitalisierung die Verbreitung von Verschwörungstheorien - und tut es bis heute? Professorin Dr. Eva Marlene Hausteiner (Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte) erklärt, dass es Verschwörungsgerüchte schon immer gab, diese heute aber lauter und fragmentierter sind und daher eine große Gefahr für die Demokratie darstellen.

Quellen:

Tilman Klawier, Institut für Kommunikationswissenschaft, Universität Hohenheim, Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. CC BY-SA 4.0

 

Imhoff, Roland (2023). Psychologische Bedürfnisse hinter Verschwörungsglauben. Schwerpunkt. Abgerufen von https://www.bzkj.de/bzkj/service/publikationen/bzkj-aktuell/psychologische-beduerfnisse-hinter-verschwoerungsglauben-175466

Tags

Demokratie Philosophische Fakultät Fachbereich Theologie wehrhafte Demokratie
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