Vielen Dank für die freundliche Einführung. Sehen und gesehen werden ist der Titel heute und ich
will Ihnen jetzt nicht über meine aktuelle Forschung berichten, das wird ein bisschen zu
sehr in die Tiefe gehen, sondern grundlegende Einblicke in die Netzhaut geben und wie sich das
gehört. Für einen Vortrag beginnen wir mit einem Zitat. Das Zitat ist von Lewis Carroll, das Buch
heißt glaube ich im Deutschen Alice hinter den Spiegeln. Ich lese Ihnen das mal vor und übersetze
es dann simultan. I see nobody on the road, said Alice. Ich sehe niemanden auf der Straße,
sagte Alice. I only wish I had such eyes, the king remarked in a fretful tone. Ich wünschte,
ich hätte solche Augen, antwortete der König mit verdrehslicher Stimme, to be able to see nobody
and at that distance too. Niemanden sehen zu können und das auf diese Entfernung. Das
spannt den Rahmen wunderbar auf über das, was ich Ihnen heute Abend berichten möchte. Es geht
aber nicht darum jetzt niemanden zu sehen, sondern etwas zu sehen oder jemanden zu sehen.
Und die Rahmenbedingungen, mit denen dieses Sehen von etwas oder von Dingen, von Objekten stattfindet,
möchte ich Ihnen in dieser nächsten Folie ganz kurz darlegen. Und das Wichtigste zuerst,
ich werde das ein paar Mal wiederholen, dass es wirklich in Ihren Gehirnen verankert wird,
dass das Sehen nämlich nicht, oder nicht im Wesentlichen auf unseren Augen beruht,
sondern auf unserem Gehirn. Also ein sehr beliebtes Missverständnis, dass das Sehen halt mit dem Auge
dann sozusagen abgeschlossen ist, da fängt es erst an. Und erst im Gehirn selber, da finden dann
die eigentlichen Prozesse der Wahrnehmung, der Interpretation von visuellen Informationen statt.
Es geht also vor allem um die Wahrnehmung von hell-dunkel Kontrasten sowie Farbkontrasten. Das
ist also das das Essenzielle am Sehprozess. Wir werden uns heute aber jetzt nicht übers Gehirn
unterhalten. Das wäre nochmal Stoff für mehrere Veranstaltungen dieser Art, sondern ich bleibe auf
der Ebene der Netzhaut, auf der Ebene des Auges und möchte das, den Sehvorgang, der im Auge
stattfindet, an einigen wenigen Beispielen darlegen. Und das, was Sie hier auf der ersten Folie sehen,
das ist sozusagen schon so der Rahmen dessen, um was es heute Abend gehen wird. Es geht einmal
um die erstaunliche Fähigkeit unseres Auges, Helligkeitsunterschiede von 11 Zehnerpotenzen
in diesem Fall wahrzunehmen. Auf der linken Seite sehen Sie eine, ich hoffe man kann es einigermaßen
erkennen, eine Sternenklare Nacht. Das ist so das eine Ende des Spektrums. Die Einheiten, die ich da
angegeben habe, stammen aus der Physik. Das wären jetzt also Candela pro Quadratmeter. Das ist eben,
das Candela ist die Basisgröße der Lichtstärke und man kann sich das ungefähr so vorstellen,
dass die Lichtstärke einer Haushaltskerze etwa dadurch repräsentiert wird. Also 10 hoch minus
drei auf der einen Seite unglaublich wenig. Das ist also sehr, sehr wenig Licht, was da in unsere
Augen fällt. Trotzdem können wir auch unter diesen Bedingungen halbwegs gut sehen. Und auf
der anderen Seite dann ein schneebedeckter Berg in der Mittagssonne. Da haben wir dann 10 hoch 7
Candela pro Quadratmeter. Also Faktor, also 10 Zehnerpotenzen in diesem Fall. Das kann man dann
noch auf 11 ausdehnen, wenn man möchte. Das können wir relativ mühelos, mit so ein paar Blend-Effekten
vielleicht zwischendurch mal, aber relativ mühelos können wir diesen doch enormen Bereich,
in diesem enormen Bereich sehen und verantwortlich dafür sind unterschiedliche Adaptationsprozesse,
auf die ich ganz kurz eingehen werde. Dann haben wir das Phänomen der Sehschärfe. Wir wollen ja
das, was wir sehen, nicht verschwommen sehen, sondern wir wollen es einigermaßen scharf sehen.
Und wenn wir das nicht tun, dann gehen wir zum Augenarzt oder zum Optiker und lassen uns dann
entsprechende Sehhilfen verpassen. Und eine beliebte Methode, eben eine Sehschärfe festzustellen,
sind diese sogenannten Landwoldringe, die Sie da ganz rechts sehen. Also die Aufgabe ist dann immer,
die entsprechende Lücke in dem Ring festzustellen. Und je weiter man nach unten kommt, je kleiner
die Ringe werden, desto schwieriger wird das. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Sehschärfe
beim Menschen eben eine Auflösung von drei Zentimeter entfernten Punkten, das ungefähr
so viel im Abstand von 100 Metern ermöglicht. Also das ist schon ganz ordentlich, es geht noch besser,
aber wie gesagt, für unsere Zwecke reicht es aus. Und die Sehschärfe wird von einigen tatsächlich
anatomischen Besonderheiten in der Netzhaut bestimmt, unter anderem von der Dichte der
Fotorezeptoren in einem Bereich, den wir Fovia nennen, das erkläre ich Ihnen gleich, was es damit
auf sich hat. Und dann haben wir natürlich das Farbensehen. Das Farbensehen bei uns Menschen,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:02:42 Min
Aufnahmedatum
2022-11-17
Hochgeladen am
2022-11-25 17:30:03
Sprache
de-DE
Sehen beginnt, wenn Licht auf die Photorezeptoren unserer Netzhaut fällt. In einem komplexen biochemischen Prozess wird die Energie des Sonnenlichts in elektrische Signale umgewandelt, die vom neuronalen Netz der Retina verarbeitet und schließlich zum visuellen Cortex weitergeleitet werden. Dort findet Wahrnehmung statt – eine visuelle Interpretation der uns umgebenden Welt. Der Vortrag erläutert Aufbau und Funktion der Netzhaut und geht kurz auf Erkrankungen des Auges ein.