Paläontologie, die Lehre des Alten Seidenden, klingt echt verstaubt und das Bild der Paläontologie
in der Öffentlichkeit ist auch ein bisschen verstaubt, aber ich hoffe, Ihnen heute zeigen
zu können, dass wir schon auch ein paar spannende Sachen machen und vor allem in Zukunft machen
werden. 200 Jahre Tradition, da gehe ich ganz kurz drauf ein, auf das angestaubte Image,
was ein bisschen selbstverschuldet ist, ein bisschen aber auch durch Blockbuster, wie
zum Beispiel Jurassic Park. Da fragt man sich, das ist natürlich toll, 1993 kommt Jurassic
Park, Steven Spielberg und alle denken, Paläontologen sind Dinosaurierjäger, ob jetzt neu belebte
Dinosaurier oder eben Knochenjäger, spielt gar keine Rolle, aber das hat das Bild der
Paläontologie stark geprägt. Einerseits, da fragt man sich immer, wozu ist das gut, einerseits
wird man populär als Fach, andererseits kriegt man halt ein Image und dieses Image wird
auch bedient von Fachzeitschriften durchaus, eine der angesehensten Fachzeitschriften,
die wir überhaupt haben in den Naturwissenschaften ist Nature und die haben regelmäßig auf
dem Cover eben Dinosaurier und wer über Dinosaurier publiziert, hat es leichter. Dabei sind die
Themen der Paläontologie sehr vielfältig. Ich will gar nicht jetzt alles vorlesen und
Sie müssen auch gar nicht alles lesen, glauben Sie mir einfach, es sind viele Themen, die
abgedeckt werden, das ist gar nicht mal vollständig. Hier unten, wie viele Themen kann ein kleines
Fach verkraften? Wir haben in Deutschland 44 Professuren im ganzen Land zu dem Thema, das
ist relativ wenig, wenn man es mit USA vergleicht, um dieses Themenspektrum abzudecken. Und die
Frage ist jetzt, wie wollen wir es in Zukunft halten, wollen wir wirklich alle diese Themen
weiterhin bedienen oder wollen wir uns auf einzelne Themen fokussieren? Aber bevor ich jetzt hier richtig
ins Detail gehe, will ich zunächst mal ein bisschen ganz zurückgreifen. Die Anfänge,
Georges Cuvier war, gilt als der Begründer der Paläontologie und sein großes Werk, also neben den
großen anatomischen Kenntnissen zu fossilen Wirbeltieren, hat er vor allen Dingen Aussterben,
Artensterben als Fakt etabliert. Anfang des 19. Jahrhunderts hat er gemerkt, hey, das sind ganze
Tierarten, die völlig anders aussehen, die ausgestorben sind. Das war das erste Mal und bis
heute ist Aussterben, Artensterben eigentlich das große Thema der Paläontologie. Wir sind die einzigen,
die sagen können, da ist was ausgestorben und eventuell interdisziplinär dann auch klären,
warum ist es ausgestorben. Darwin, da brauche ich vielleicht nicht dazu sagen, hat natürlich ganz
viel Paläontologie benutzt, um seine Evolutionstheorie zu stützen. Das, wenn Sie mal die ersten beiden
anschauen, das waren theoretisch geprägte, das war sehr viel Theorie. Später ist das dann ein bisschen
verloren gegangen und die Paläontologie hat eben dieses Bild des Sammlers, des Beschreibenden erlangt
und das ging eigentlich schon los mit diesem Fund von Archeopteryx, der allerdings genau zur
richtigen Zeit gefunden wurde, um Davins Evolutionstheorie zu stützen. Urvogel Archeopteryx.
Das angestaubte Image, besonders im 20. Jahrhundert, war die Paläontologie überwiegend deskriptiv,
hat schön ihre Fossilien beschrieben und hat die Arten benannt, das nennen wir Taxonomie und dann
zeitlich benutzt, um die Zeit, die Erdgeschichte einzuteilen. Und so ist dieses Bild auch in
Museen präsentiert. Wenn Sie sehen, hier ist aus dem Museum für Naturkunde, da wird ein Fossilien
neben dem anderen gezeigt, dann ist ein Schild dabei, was das ist und aus welcher Zeit das ist und
dann haben Sie hier die Knochenkeller voller Dinosaurierknochen, die die Öffentlichkeit gar
nicht zu Gesicht bekommt, aber das ist und dann gibt es solche Petrifaktensammler, das war der
Name, der Urname der Paläontologie, als es die Wissenschaft noch gar nicht gab. Warum hat man
heute noch solche Begriffe? Ich verstehe es nicht ganz. Paläontologen gelten als Fossiliensammler,
ich sage Ihnen, ich war noch nie Fossiliensammler. Fossilien sind für mich Informationsträger.
Ein Grund, weshalb die Paläontologie einen relativ schlechten Ruf bekommen hat, auch bei den
Naturwissenschaften, ist ihre kritische Haltung gegenüber neuen Theorien und das, da werde ich
gleich noch darauf eingehen, betrifft vor allem die Impact Hypothesis. Ich werde gleich sagen,
was das ist. Paläontologie damals, da wurden die Knochen ausgegraben, die eben hier auf dem Bild
zu sehen sind, das ist die Fundstelle Tendaguru in Tansania, damals Deutsch-Ostafrika, eine der
erfolgreichsten paläontologischen Expeditionen überhaupt. Da wurden eben tonnenweise Dinosaurierknochen
gesammelt und dann in solchen Behältern nach Berlin verschifft und dort sind immer noch mehrere
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:38:58 Min
Aufnahmedatum
2019-12-02
Hochgeladen am
2019-12-03 16:24:00
Sprache
de-DE
Paläontologie, die „Lehre vom alten Seienden“, trägt seit über 200 Jahren erheblich zum Naturverständnis bei. Im Rahmen ihrer größten Errungenschaften hat die paläontologische Forschung Artensterben als Tatsache etabliert und Darwins Evolutionstheorie untermauert. Lange als rein beschreibende Disziplin belächelt, widmet sich die Paläontologie mittlerweile erfolgreich großen Zukunftsfragen wie zum Beispiel den Klimaeinflüssen auf Organismen und Ökosysteme.
Wolfgang Kießling, Paläontologe an der FAU und Mitautor des nächsten Weltklimaberichts, zeigt die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen auf – und lädt dabei auch zum Mitmachen ein.