36 - Paläontologie entstaubt – Neue Forschungsziele eines alten Fachs [ID:12420]
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Paläontologie, die Lehre des Alten Seidenden, klingt echt verstaubt und das Bild der Paläontologie

in der Öffentlichkeit ist auch ein bisschen verstaubt, aber ich hoffe, Ihnen heute zeigen

zu können, dass wir schon auch ein paar spannende Sachen machen und vor allem in Zukunft machen

werden. 200 Jahre Tradition, da gehe ich ganz kurz drauf ein, auf das angestaubte Image,

was ein bisschen selbstverschuldet ist, ein bisschen aber auch durch Blockbuster, wie

zum Beispiel Jurassic Park. Da fragt man sich, das ist natürlich toll, 1993 kommt Jurassic

Park, Steven Spielberg und alle denken, Paläontologen sind Dinosaurierjäger, ob jetzt neu belebte

Dinosaurier oder eben Knochenjäger, spielt gar keine Rolle, aber das hat das Bild der

Paläontologie stark geprägt. Einerseits, da fragt man sich immer, wozu ist das gut, einerseits

wird man populär als Fach, andererseits kriegt man halt ein Image und dieses Image wird

auch bedient von Fachzeitschriften durchaus, eine der angesehensten Fachzeitschriften,

die wir überhaupt haben in den Naturwissenschaften ist Nature und die haben regelmäßig auf

dem Cover eben Dinosaurier und wer über Dinosaurier publiziert, hat es leichter. Dabei sind die

Themen der Paläontologie sehr vielfältig. Ich will gar nicht jetzt alles vorlesen und

Sie müssen auch gar nicht alles lesen, glauben Sie mir einfach, es sind viele Themen, die

abgedeckt werden, das ist gar nicht mal vollständig. Hier unten, wie viele Themen kann ein kleines

Fach verkraften? Wir haben in Deutschland 44 Professuren im ganzen Land zu dem Thema, das

ist relativ wenig, wenn man es mit USA vergleicht, um dieses Themenspektrum abzudecken. Und die

Frage ist jetzt, wie wollen wir es in Zukunft halten, wollen wir wirklich alle diese Themen

weiterhin bedienen oder wollen wir uns auf einzelne Themen fokussieren? Aber bevor ich jetzt hier richtig

ins Detail gehe, will ich zunächst mal ein bisschen ganz zurückgreifen. Die Anfänge,

Georges Cuvier war, gilt als der Begründer der Paläontologie und sein großes Werk, also neben den

großen anatomischen Kenntnissen zu fossilen Wirbeltieren, hat er vor allen Dingen Aussterben,

Artensterben als Fakt etabliert. Anfang des 19. Jahrhunderts hat er gemerkt, hey, das sind ganze

Tierarten, die völlig anders aussehen, die ausgestorben sind. Das war das erste Mal und bis

heute ist Aussterben, Artensterben eigentlich das große Thema der Paläontologie. Wir sind die einzigen,

die sagen können, da ist was ausgestorben und eventuell interdisziplinär dann auch klären,

warum ist es ausgestorben. Darwin, da brauche ich vielleicht nicht dazu sagen, hat natürlich ganz

viel Paläontologie benutzt, um seine Evolutionstheorie zu stützen. Das, wenn Sie mal die ersten beiden

anschauen, das waren theoretisch geprägte, das war sehr viel Theorie. Später ist das dann ein bisschen

verloren gegangen und die Paläontologie hat eben dieses Bild des Sammlers, des Beschreibenden erlangt

und das ging eigentlich schon los mit diesem Fund von Archeopteryx, der allerdings genau zur

richtigen Zeit gefunden wurde, um Davins Evolutionstheorie zu stützen. Urvogel Archeopteryx.

Das angestaubte Image, besonders im 20. Jahrhundert, war die Paläontologie überwiegend deskriptiv,

hat schön ihre Fossilien beschrieben und hat die Arten benannt, das nennen wir Taxonomie und dann

zeitlich benutzt, um die Zeit, die Erdgeschichte einzuteilen. Und so ist dieses Bild auch in

Museen präsentiert. Wenn Sie sehen, hier ist aus dem Museum für Naturkunde, da wird ein Fossilien

neben dem anderen gezeigt, dann ist ein Schild dabei, was das ist und aus welcher Zeit das ist und

dann haben Sie hier die Knochenkeller voller Dinosaurierknochen, die die Öffentlichkeit gar

nicht zu Gesicht bekommt, aber das ist und dann gibt es solche Petrifaktensammler, das war der

Name, der Urname der Paläontologie, als es die Wissenschaft noch gar nicht gab. Warum hat man

heute noch solche Begriffe? Ich verstehe es nicht ganz. Paläontologen gelten als Fossiliensammler,

ich sage Ihnen, ich war noch nie Fossiliensammler. Fossilien sind für mich Informationsträger.

Ein Grund, weshalb die Paläontologie einen relativ schlechten Ruf bekommen hat, auch bei den

Naturwissenschaften, ist ihre kritische Haltung gegenüber neuen Theorien und das, da werde ich

gleich noch darauf eingehen, betrifft vor allem die Impact Hypothesis. Ich werde gleich sagen,

was das ist. Paläontologie damals, da wurden die Knochen ausgegraben, die eben hier auf dem Bild

zu sehen sind, das ist die Fundstelle Tendaguru in Tansania, damals Deutsch-Ostafrika, eine der

erfolgreichsten paläontologischen Expeditionen überhaupt. Da wurden eben tonnenweise Dinosaurierknochen

gesammelt und dann in solchen Behältern nach Berlin verschifft und dort sind immer noch mehrere

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:38:58 Min

Aufnahmedatum

2019-12-02

Hochgeladen am

2019-12-03 16:24:00

Sprache

de-DE

Paläontologie, die „Lehre vom alten Seienden“, trägt seit über 200 Jahren erheblich zum Naturverständnis bei. Im Rahmen ihrer größten Errungenschaften hat die paläontologische Forschung Artensterben als Tatsache etabliert und Darwins Evolutionstheorie untermauert. Lange als rein beschreibende Disziplin belächelt, widmet sich die Paläontologie mittlerweile erfolgreich großen Zukunftsfragen wie zum Beispiel den Klimaeinflüssen auf Organismen und Ökosysteme.

Wolfgang Kießling, Paläontologe an der FAU und Mitautor des nächsten Weltklimaberichts, zeigt die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen auf – und lädt dabei auch zum Mitmachen ein.

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