Vielen herzlichen Dank für die nette Einführung. Ich freue mich immer sehr, wenn ich wieder
in Erlangen vortragen darf. Tatsächlich, also ich beschäftige mich mit den Bakterien in
unserem Gastrointestinal-Trag schon seit Jahren. Früher war das viel einfacher. Wir
haben nur einen einzigen Helikobakter, Pelorienmagen, und man dachte, okay, so schlimm ist das nicht,
man muss das nur behandeln und der Patient ist gesund. Es ist aber nicht so einfach.
Sie haben in dem Vortrag von Herrn Wirz, in dieser schönen Übersicht gehört, dass wir
haben wirklich ein reges Leben im Darm. Und jemand hat einen schönen Satz gesagt, die
Kraft des Baumes stammt aus seinen Wurzeln, die Kraft des Menschen aus seinem Darm. Und
das ist absolut richtig. Meine Damen und Herren, warum kriegen wir einfach einige Erkrankungen?
Was ist der Grund dafür? Wie erklären wir einfach Entstehungen von bestimmten Erkrankungen
im Darm durch Änderungen des Darmikrobioms? Das ist eine Grafik und ich führe sie ein
bisschen hier durch die einzelnen Etappen. Sie sehen, dass die Dysbiose, wir haben schon
das Wort Dysbiose gehört, also Störung des Darmikrobioms. Und Sie sehen die grüne Linie,
das ist die Gesundheit. Das ist wunderbar. Das heißt, was bedeutet ein gesundes Mikrobiom,
das wissen wir eigentlich auch immer noch nicht so ganz genau. Aber das muss zumindest
die Diversität erhöht sein, das heißt, es muss Reichhaltigkeit an Bakterien vorhanden
sein. Und dieser Zustand wird verändert. Es sind verschiedene Faktoren, die hier eine
Rolle spielen. Das geht schon mit Genetik los, das heißt, so wie wir uns verhalten als
Kinder, das ist die sogenannte Hygienehypothese, das heißt, übertriebene Angst vor Kontakt
mit der Erde und so weiter führt dazu, dass die Kinder jetzt immer häufiger Allergien
entwickeln im Darm und so weiter. Zweitens die Geografie, wir wissen, dass CED-Erkrankungen,
also chronischen zündlichen Darmerkrankungen, sind auf dem Vormarsch. Wo? In den USA, in
Europa, weil wir ernähren uns ganz anders als in Afrika. Wir haben natürlich auch einen
ganz wichtigen Punkt, das ist Stress. Jetzt zum Beispiel wahrscheinlich, das ist auch
mein Darm Mycobium, verändert sich. Stressexposition führt definitiv auch zu negativen Verschiebungen
bei Bakterien. Und natürlich ganz das Wichtigste, auch wahrscheinlich, Diät und Medikamente.
Und Sie sehen, dass diese Faktoren dazu führen, dass irgendwann kann diese Disbiose auftreten
mit verschiedenen Folgen für den Patienten. Und da sind die Folgen. Die Frage ist natürlich,
ist das das Ei oder ist das die Henne? Die Causalität ist nach wie vor unklar, aber
wir haben einige Zusammenhänge. Vor allem im Darm und ich werde jetzt über Clostridium-Difficile
Infektionen sprechen, Autoimmunerkrankungen, Kardiovaskuläre, selbst neurologische, psychiatrische
Erkrankungen, Mobus Parkinson, Alzheimer, Demenz, Autismus bei Kindern. Auch hier wird
der Zusammenhang mit Mycobium diskutiert. Jetzt kommen wir zu einer Erkrankung, die eine
wirkliche Plage ist. Das ist die häufigste Infektionskrankheit im Krankenhaus mittlerweile.
Das ist Clostridium-Difficile Infektion. So sieht der Darm eines betroffenen Patienten,
das ist natürlich schon eine schwerste Form mit sogenannten Pseudomembranen, mit einer
wirklich sehr starke Entzündung. Und wenn wir Proben entnehmen und züchten, dann sehen
wir diese Bakterien Clostridium-Difficile. Und diese Erkrankung betrifft hauptsächlich
ältere Patienten. Warum? Weil mit dem zunehmenden Alter verändert sich auch unser Darm Mycobium,
diese Diversität, die Zahl der Bakterien ist anders und einfach diese Bakterien Clostridium-Difficile
haben größere Chancen, sich stärker zu vermehren. Also Wirtsfaktoren Alter ist ganz wichtig,
auch die Komorbiditäten, wenn der Patient nicht nur alt ist, aber hat noch zusätzlich
erkrankte Diabetes zum Beispiel, dann die Chance ist größer. Dann kommen dazu natürlich
Medikamente, natürlich Antibiosis Nummer eins, aber auch Säurehemmer ist ein wichtiger
Risikofaktor für Clostridium. Also wenn Sie ein PPI, Pantozole, Nexium oder wie alle diese
Präparate heißen, wenn Sie das über längere Zeit einnehmen, verändern sich unser Darm
Mycobium und können wir natürlich auch Clostridium-Difficile entwickeln als Folge und letztendlich bakterielle
Faktoren. Die Folge ist also dramatisch, wir haben also immer mehr Patienten mit Clostridien
und vor allem die Verläufe werden immer dramatischer, bis sieben Prozent der Patienten
versterben im Krankenhaus an dieser Infektion. Warum ist diese Infektion noch so schlimm?
Presenters
Prof. Dr. Peter Konturek
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:23:45 Min
Aufnahmedatum
2016-06-18
Hochgeladen am
2016-10-05 14:27:13
Sprache
de-DE