Der Diabetes mellitus ist eine ernsthafte Zivilisationskrankheit, an der weltweit 135
Millionen Menschen erkrankt sind, in Deutschland alleine 5 Millionen. Und 90 Prozent davon
leiden an dem sogenannten Alterszucker, dem Typ 2 Diabetes. Allein an der Zunahme dieses
Krankheitsbildes von 1941 bis heute sieht man, dass besonders die üppige Lebensweise ab 1950
auch als Fresswelle bezeichnet. Schuld daran ist, dass heute bereits 5 Prozent der Bevölkerung
davon betroffen sind. Die WHO spricht von einer echten Zivilisationskrankheit. Ich will Ihnen
heute etwas erzählen über die Ursachen, die zu einem Diabetes, zu einer Zuckererkrankung führen
und natürlich auch die Perspektive, ob man in Zukunft vielleicht diese Selbstzerstörung
und damit den Diabetes aufhalten kann. Auch das sicher muss man vorausschicken, einiges
der klinischen und gesundheitspolitischen Bedeutung des sogenannten Typ 1 Diabetes,
über den ich heute reden werde, also der sogenannte Jugendliche Diabetes, der junge Menschen überwiegend
befällt und immer zu einer Therapie mit Insulin führt. Es sind etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung
in Deutschland am Typ 1 Diabetes erkrankt. Das heißt, wir haben etwa 400.000 Typ 1 Diabetiker.
Zusammen mit den Typ 2 Diabetikern, die wesentlich häufiger sind, nach neuen Schätzungen 8 Prozent,
vielleicht sogar 10 Prozent unserer Bevölkerung, stellen sie circa 30 Prozent aller Patienten,
die wir stationär in der Klinik behandeln. Und in den USA gibt es eine Schätzung, dass der Diabetes
und vor allem dann, wenn der Diabetes lange besteht, seine Komplikationen circa 15 Prozent
der Gesundheitskosten ausmachen. Und wir können davon ausgehen, dass das in allen entwickelnden
Ländern so ist, also auch in Deutschland. Ungefähr ein Siebteil unserer Kosten, die wir für das
Gesundheitswesen ausgeben, für Diabetes und seine Komplikationen. Hier ist zwar der Typ 1 Diabetes
zahlenmäßig scheinbar weniger vertreten, da das aber überwiegend junge Patienten sind, ist
natürlich die Chance größer, dass sie ihre Komplikationen erleiden, sodass sie an den Kosten
überproportional beteiligt sind. Und wir müssen sagen, dass wir zurzeit keine Therapie zur Verfügung
haben, mit der wir den Diabetes verhindern oder heilen können. Wir führen lediglich einen Ersatz
durch, indem wir Insulin zurzeit noch überspritzen zuführen. Jetzt etwas zur Pathogenese, zum
Mechanismus, wie ein Typ 1 Diabetes entsteht. Wird heutzutage als autoimmunreaktion gesehen,
da überwiegend über T-Zellen, einem bestimmten Bestandteil des Immunsystems vermittelt wird.
Dafür gibt es zahlreiche Argumente, ein endgültiger Beweis dafür steht allerdings aus, ist schwierig
zu führen, auch bei Menschen. Die Argumente kommen überwiegend aus dem Tier-Experiment,
dort kann man nämlich den Diabetes übertragen durch diese T-Zellen, aber nicht durch Serum
oder durch Antikörper. Es gibt auch jetzt transgene Tiermodelle bereits, die einen bestimmten
T-Zellrezepter überexprimieren und dann einen Diabetes bekommen, sodass direkt der Beweis
vorhanden ist, dass durch dieses eine Gen, dass diesen einen T-Zellrezepter verursacht wird. Und
wir haben schon fast historische Daten aus den 70er, 80er Jahren, wo man versucht hat,
mit immunsuppressiven Therapien, einige von ihnen werden das kennen, von der Organtransplantation,
zum Beispiel Zyklosporin A und auch anderen Therapien, zum Beispiel Antikörper gegen T-Zellen,
sogenannte Antizid 3 Antikörper oder Antizid 4 Antikörper, zumindest passagier zu einer
Verbesserung des Krankheitsbildes, zu einem Verzögern des Diabetes gekommen ist, allerdings
nicht zu einer Verhinderung oder Heilung der Erkrankung. Und es gibt auch Berichte, dass der
Diabetes zum Beispiel durch eine Knochenmarktransplantation zwischen Geschwistern übertragbar
ist. Also es gibt gute Hinweise und Gründe, wenn auch keinen endgültigen Beweis, dass der Typ-1-Diabetes
eine T-Zellvermittelte Autoimmunreaktion ist. Nun wissen wir schon etwas mehr in den letzten Jahren
über die Pathogenese des Typ-1-Diabetes, wie es abläuft. Es gibt eine Induktion der Immunreaktion,
die wahrscheinlich schon sehr früh liegt. Es gibt eine genetische Prädisposition, dass bestimmte
Individuen dazu neigen. Wir kennen auch einige Merkmale, zum Beispiel HLA-Allele und es gibt
sicher auch Umweltfaktoren. Wir wissen allerdings nicht, wann diese Immunreaktion startet. Es gibt
möglicherweise sogar Hinweise, dass das schon in Utero beginnen kann, zumindest aber, dass es in
einer sehr frühen Phase in der Kindheit beginnen kann, dass in den ersten Lebensjahren dann Marker
für uns schon ersichtlich sind, dass eine solche Immunreaktion abläuft. Interessanterweise kommt
dann aber eine lange Phase, wo diese Immunreaktion bereits nachweisbar ist. Wir können zum Beispiel
Presenters
Prof. Dr. Tobias Lohmann
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:27:09 Min
Aufnahmedatum
2002-05-15
Hochgeladen am
2018-06-22 11:17:14
Sprache
de-DE