Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Gut, dann starten wir mit dem Inhalt. Ich verspreche Ihnen, ich habe gleich zu Anfang ein heißes Thema.
Ich bin letztes Mal darauf angesprochen worden. Wir hatten uns ja über Personalmotivation unterhalten
und manche von Ihnen haben hier ein brandaktuelles Thema vermisst in dem Zusammenhang.
Ich habe Ihnen hier mal eine Zeitungsmeldung mitgebracht. Also mittlerweile hat es wahrscheinlich jeder von Ihnen mitbekommen,
mit was man alles Mitarbeiter motivieren kann. Also nicht nur mit Akkordlohn und mit finanziellen Zulagen,
sondern Sie können auch immateriell die Mitarbeiter, und hier ist Mitarbeiter wirklich im wörtlichen Sinne gemeint.
Das waren anscheinend alles Herren, die da belohnt wurden mit einem Ausflug nach Ungarn.
Das haben Sie mit Sicherheit alle gelesen. Es bieten sich da natürlich einige schlüpfrige Sprüche an mit dem Herrn Kaiser.
Es sind auch einige tolle Headlines gemacht worden. Aber jetzt mal ganz abgesehen von diesem aktuellen Fall,
der wirklich an der Grenze des guten Geschmacks oder vielleicht darüber hinaus ist, solche Incentives,
also jetzt reguläre Incentives, sprich eine Reise ohne das Lust in Klammern davor, eine wirklich reine Reise,
wo Sie irgendein nettes Erlebnis haben, nicht in der Art wie die Hamburg-Mannheimer das gemacht hat.
Das wird in der Tat häufig genutzt, und das bezeichnen wir als Incentive, also als Anreiz, einfach der englische Wort, Incentives.
Das wird genutzt gerade im Bereich des Verkaufs, um die Verkäufer zu mehr Umsatz zu motivieren.
Das wird häufig lieber genutzt als monatärer, also als reingeldliche Anreize, weil das habe ich Ihnen auch gesagt, das Geld,
das findet irgendwie seinen Weg auf Ihr Konto und dann sparen Sie das Geld oder vielleicht geben Sie es für irgendwas Langweiliges aus,
Sie gehen damit Essen einkaufen oder so. Das hat keinen wirklichen emotionalen und kein bleibenden Wert für Sie.
Das heißt, die Unternehmen suchen immer stärker nach Wegen, wie sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anreizen können,
sodass es wirklich einen bleibenden Wert für Sie hat. Und da bieten sich auch wirklich Gegenstände weniger an,
vielleicht der fünfte Füllfederhalter oder die dritte goldene Uhr, die Ihnen nicht gefällt.
Also von so etwas kommt man auch immer stärker ab, also Ihnen da ein Topfset schenkt, wenn Sie gut gearbeitet haben.
So ein Trend geht wirklich hin zu Erlebnissen. Das kann eine Ballonfahrt sein, das kann ein Erlebnis in dem Klettergarten sein.
Und die Versicherung hat es hier offenbar ein bisschen übertrieben, die wollten auch ein Erlebnis vermitteln, aber vielleicht etwas anderer Art.
Und jetzt ist natürlich der Skandal da. Man muss auch ganz klar sagen, zumindest so ist der aktuelle Kenntnisstand,
da ist offenbar nichts Illegales gelaufen. Es scheint sich im rechtlichen Rahmen bewegt zu haben,
aber es ist natürlich dennoch ein riesen PR-Desaster, weil das natürlich gegen die moralischen Grundsätze verstößt,
die man so allgemein an Unternehmen anlegen würde. Also von daher ist es...
Das ist nicht virales Marketing, was Sie da gemacht haben?
Ich würde sagen, die Frage ist, ob das virales Marketing ist. Ich würde eher sagen, das ist virales Anti-Marketing.
Na ja, aber ich habe davor von der Bude nicht gehört.
Sie haben wahrscheinlich nichts davon gehört, weil... Also die Hamburg-Mannheimer ist in Deutschland sehr, sehr bekannt gewesen.
Also diese Werbefigur, das ist ähnlich wie bei der Kinderschokolade auch schon der zweite oder der dritte, Herr Kaiser,
aber das ist eine richtige Werbeikone in Deutschland gewesen. Und das richtig Prekäre mit der ganzen Sache ist,
diese Versicherung gehört zur Münchner Rückversicherung, eine der größten Rückversicherungen der Welt,
das ist auch ein DAX-30-Unternehmen, und die hatten ein Imageproblem mit der Hamburg-Mannheimer.
Den Herr Kaiser kannte zwar jeder, aber die Hamburg-Mannheimer mochte keiner so wirklich.
Vielleicht wissen Sie das, die haben ein besonderes Vertriebssystem, einen sogenannten Strukturvertrieb.
Das heißt, da werden mehrere Handelsstufen mit Provisionen beteiligt, und das hat so ein bisschen, sage ich mal, den Touch von uns Unseriösen.
Das ist so Multi-Level-Marketing, Strukturvertrieb, das hat alles immer ein bisschen so einen unseriösen Touch.
Das war ein großes Imageproblem der Hamburg-Mannheimer. Was dann die Münchner Rück als Mutter gemacht hat,
die haben eine neue Marke eingeführt, die Ergo-Versicherung. Und darum kennen Sie vielleicht die Ergo jetzt noch nicht so wirklich,
weil es die erste Zeit kurz umgibt. Also die Hamburg-Mannheimer wurde umgebrandet in Ergo,
und jetzt kommt der Skandal, und jeder hat jetzt irgendwie Hamburg-Mannheimer, Ergo, und jetzt ist doch wieder alles eine Soße.
Also da sind Millionen von Euro versenkt worden, um die Marke Ergo aufzubauen,
und daher kommt dieser Skandal jetzt wirklich zur Unzeit. Also würde ich wirklich sagen, virales Anti-Marketing.
Weil man versucht hat, der Bude einen sauberen Anstrich zu geben, und jetzt kommt gerade dieser Skandal.
Ich denke mal, die dachten nicht, dass das rauskommt.
Also was da... Im Nachhinein, ich weiß nicht, ob Sie es mitverfolgt haben, es gab eine Mitarbeiterzeitschrift,
da ist relativ offen über diese Reise berichtet worden mit mehr oder weniger deutlichen Andeutungen.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:26:19 Min
Aufnahmedatum
2011-05-25
Hochgeladen am
2018-04-27 15:26:52
Sprache
de-DE