5 - Platon als philosophischer Dramaturg. Bemerkungen zu Platons Politeia [ID:1682]
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In der folgenden Untersuchung zu Personal und Szenerie der Politaia möchte ich zeigen,

dass Elemente, die auf die Seite der literarischen Form des platonischen Dialoges oder dieses

platonischen Dialoges gehören, uns Aufschluss gerade auch über inhaltliche Intentionen

des Autos Platon geben können.

Die Politaia nimmt unter den Dialogen Platons in mancher Hinsicht eine Ausnahmestellung

ein.

Nur in diesem Dialog und im Phaedros finden wir den platonischen Sokrates außerhalb der

Stadt Athen.

Auch wird in anderen Dialogen, in denen eine Zuhörerschaft anwesend ist, normalerweise

keine Aufzählung anwesender Personen gegeben, die Selbstpersonen umfasst, die in den folgenden

Gesprächen gar nicht zu Wort kommen.

Außerdem ist die Politaia der einzige Dialog in dem Platon, der ja selbst in seinen Dialogen

nie zu Wort kommt, wir wissen nicht einmal, ob er vielleicht unter den übrigen Begleitern

des Polemachos hier ist, der also nie zu Wort kommt in seinen Dialogen auch Personen,

mit denen er aufgewachsen ist, nämlich seine beiden Brüder Adeimantos und Glaukon als

Gesprächspartner des Sokrates einführt.

Was die Thematik der Politaia betrifft und dieser Dialog ist immerhin das erste Dokument

der europäischen Geistesgeschichte zum Thema Staatsphilosophie, so ist dieser Dialog unter

denen der frühen und mittleren Dialoge, der frühen und mittleren Periode der einzige,

in dem Platon sich explizit mit einer Verbesserung der bestehenden staatlichen Ordnung auseinandersetzt,

in dem er, wenn man so will, als philosophischer Gesetzgeber auftritt.

Auch wenn die Diskussion des besten Staates in der Politaia, der den Dialog leitenden

Frage nach dem Wesen der Rechtlichkeit oder der Gerechtigkeit untergeordnet ist, so gewinnen

die Überlegungen zur Einrichtung der sokratischen Kallipolis, der Schönstadt, die der Sokrates

da entwirft, doch ein Gewicht, das diesen Dialog notwendig als einen Beitrag zur politischen

Philosophie erscheinen lässt.

Erst sehr viel später, erst im Politikos, dann im Dialogfragment Kritias und in den

Gesetzen, in den Nomäu, kommt Platon wieder zu diesem Themenbereich zurück und in keinem

dieser Dialoge ist Sokrates der Gesprächsführer, das ist er nur in der Politaia.

Ein letzter Aspekt, der hier Erwähnung verdient, ist schließlich der Umfang dieses Werkes.

Von dem Spätwerk der Nomäu abgesehen, ist es ein weitaus umfangreicheres Werk als alle

anderen Dialoge Platons.

Die Politaia erweist sich also schon unter äußerlichen Gesichtspunkten, wie dem der

Lokalität des Sokrates Gesprächs, dem der von Platon eingesetzten Personen, dem Aspekt

seines Themas, sowie dem des Werkumfangs als ein Dialog, der eine Ausnahmestellung einnimmt.

Das legt die Frage nahe, ob die für diesen Dialog gewählte Szenerie und das in ihm eingesetzte

Personal mit der Wahl des Dialogthemas zusammenhängen und von da aus erklärt werden können und

damit ihrerseits wiederum Licht auf Platons schriftstellerische Absichten werfen.

Gibt es also einen Grund, warum Plato ein Gespräch des Sokrates über die Gerechtigkeit

oder die Rechtlichkeit und den besten Staat mit diesen Personen und gerade vor dieser

Zuhörerschaft, sowie an diesem Ort im Hause des Metöken, Kefalos, Empireus führen lässt.

Metöken waren jene Einwohner Athenens, die nicht die vollen Bürgerrechte besaßen, sie

mussten aber Steuern zahlen, am Wehrdienst teilnehmen, aber sie waren für das Wirtschaftsleben

sehr bedeutend.

Dieser Kefalos war aus Syrakus eingewandert.

Das Platon, das Personal und die Szenerie der Politaia mit Bedacht gewählt hat, wird

schon daran deutlich, dass zu ihrer ausführlichen Darstellung ein schriftstellerisches Mittel

notwendig war, das Platon in etwa nur einem Viertel seiner Dialoge anwendet, nämlich das

des erzählten Dialogs, der ja die Möglichkeit bietet, dann über den reinen Wortwechsel

hinaus Darstellungen von Reaktionen von Personen oder auch von den Personen selbst zu geben.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Theodor Ebert Prof. Dr. Theodor Ebert

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:27:26 Min

Aufnahmedatum

1999-12-09

Hochgeladen am

2018-05-08 09:20:21

Sprache

de-DE

Tags

Collegium Alexandrinum Ebert Platon Platons Politeia
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