5 - TOR [ID:2288]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Mein Name ist Sebastian Hahn. Ich bin seit Anfang 2008 Entwickler beim Tor-Projekt

und seit drei Monaten Student der Informatik hier in der Uni Erlangen.

Und habe mich eben bereit erklärt, hier im Rahmen des Campus-Treffens den Tor-Vortrag zu halten.

Das Thema für die, die die letzten Male nicht da waren, ist Social Networks.

Das heißt, ich werde am Anfang damit anfangen, vielleicht ein kleines bisschen zu motivieren,

wie funktionieren Social Networks von einer Privacy-, Privatsphäre-Sicht.

Ich werde Gefahren aufzeigen, allerdings auch Chancen und dann das Ganze in Kontext eben mit Tor setzen.

Falls es irgendwelche Fragen gibt, manche Teile der Folien sind auf Englisch,

weil bei Tor meistens alles auf Englisch läuft. Oder falls Sie sich mal aus Versehen ins Englische rüber wechseln,

einfach sofort gerne Fragen stellen. Je mehr Fragen kommen, desto interessanter wird das Ganze, denke ich.

Gut, legen wir los.

So, George Orwell, Autor der Novelle 1984, sollte vielleicht jedem bekannt sein.

Ich denke, er war Optimist. Er hatte einen ganz klaren Gegner, der Gegner war der Staat.

Der Staat versucht, die Menschen zu kontrollieren und die Menschen versuchen sich ein bisschen dagegen zu wehren.

Die Realität, wie wir gleich sehen werden, sieht ein bisschen anders aus. Die Menschen wehren sich nicht.

Die lassen sich gerne überwachen. Fangen wir an mit Twitter im Iran.

Vor ungefähr einem Jahr, die Grüne Revolution, die wird, denke ich, jedem ein Begriff sein.

Twitter oder generell Social Media war ein extrem wichtiger Faktor im Iran, um sich gegenseitig aufzustacheln,

wenn man so möchte, um mitzuteilen, was man erlebt hat, wie man vom Staat tatsächlich unterdrückt wird.

Twitter war ein besonders wichtiges Tool im Iran. Die Kurznachrichten, die man darüber verschicken kann,

sind eben gut geeignet, sofort innerhalb kürzester Zeit Aufmerksamkeit zu erregen und Demonstrationen zu organisieren.

Twitter hat zudem noch den großen Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Social Networks, dass der soziale Graf,

sprich, wer kennt wen, wer folgt wem, nicht so leicht offenbar wird wie in anderen Netzwerken,

weil Twitter komplett alles transparent macht, was man postet. Die private Nachrichtenfunktion bei Twitter

ist den meisten sogar unbekannt. Benutzt wird sie sehr wenig. Twitter, weil es eben so wichtig war im Iran,

wurde blockiert. Das heißt, man konnte als normaler iranischer Internetbenutzer Twitter eben nicht benutzen.

Was man dagegen tun kann, sehen wir gleich. Als nächstes haben wir Twitter in den USA. Twitter in den USA zeigt die negative Seite auf.

Zwei Menschen sitzen in ihrem Zimmer und koordinieren Informationen für Demonstranten. Und zwar, wo taucht gerade die Polizei auf,

wie viele Polizisten tauchen auf, was für Ausrüstung haben die Polizisten dabei und was läuft da generell so.

Die beiden sind von der Polizei dann verhaftet worden. Ihr Haus wurde durchsucht. Und wieso? Weil sie eben auf Twitter was gepostet haben.

Wieso kommt die USA da dran? Präsident Obama hat vertreten durch seine Administration letztens vor einem Gericht argumentiert,

dass sämtliche Daten, die irgendwelche Firmen sammeln, egal wie illegal diese Datensammlung vielleicht gewesen wäre,

unbedingt der amerikanischen Regierung zur Verfügung gestellt werden müssen. Und dass das Ganze auch den vierten Zusatz zur amerikanischen Verfassung nicht berührt.

Das Gerichtsurteil dazu ist noch nicht gefallen. Wenn sich diese Sicht durchsetzt, dann kann man davon ausgehen,

dass sämtliche Daten, die irgendwelche Firmen irgendwo gesammelt haben, auf Abruf stehen für die amerikanische Regierung, wenn die diese Daten einsammeln möchte.

Bei Twitter ist aufgefallen, die Tweets sind unter Pseudonym veröffentlicht worden. Aber es werden natürlich alle IP-Adressen gesammelt von Twitter.

Twitter speichert die auch, löscht sie erst nach sechs Monaten. Sprich für so einen Fall sehr viel Zeit, um da rauszukriegen, wer von wo getweetet hat.

So, kurze Umfrage. Wer hat einen Facebook-Account? Sehr wenig. Wer hat einen Twitter-Account? Wer hat einen Google-Account?

Was können die Firmen damit machen? Jede Menge. Facebook, ich habe es fast nicht anders erwartet, dass hier sehr wenige bei Facebook den Arm heben werden.

Denn Facebook gilt als die Inkarnation der Dakenkake. Facebook will alles über mich. Facebook will jederzeit wissen, was ich denke, was ich tue,

wer meine Freunde sind, was meine Hobbys sind. Bei Google denken viele, die sind irgendwie so ähnlich. Aber was kann ich dagegen tun?

Ich muss ja irgendwie einen Google-Account haben. Für mich persönlich, warum habe ich einen Google-Account? Na ja, ich habe beim Google Summer of Code mitgemacht.

Da braucht man eben einen. Google Summer of Code ist ein Programm, der zahlt Google-Studenten dafür, dass sie in Open-Source-Software arbeiten.

Na ja gut, dann braucht man den eben. Warum habe ich einen Twitter-Account? Wegen der Arbeit. Weil Twitter eben das Medium ist,

über das sich sehr viele wirklich aktiv von Zensur betroffene Menschen vernetzen. So, warum habe ich keinen Facebook-Account? Weil ich keine Freunde habe.

Beziehungsweise, weil ich kluge Freunde habe, so sieht es aus. Nein, Facebook ist tatsächlich auch an der Uni für viele das Mittel der Wahl.

Meine Mitbewohnerin studiert Medizin im ersten Semester, geht in ein Seminar rein und sagt, hey, wie kriege ich denn die Unterlagen?

Und da sagt die Leiterin des Seminars, na ja, gehst du in die Facebook-Gruppe, da steht das alles drin. Und dann sagt sie, ja, ich habe aber keinen Facebook-Account.

Dann sagt die Mitarbeiterin, ja, und wie willst du dann studieren? Das ist an der Informatik vielleicht ein kleines bisschen anders, aber ich frage mich, wie lange noch?

Teil einer Videoserie :

Presenters

Sebastian Hahn Sebastian Hahn

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:50:30 Min

Aufnahmedatum

2012-07-05

Hochgeladen am

2012-07-15 09:17:50

Sprache

de-DE

Tags

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