6 - Die Gebäude der Erlanger Kliniken in ihrer historischen Entwicklung [ID:6081]
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Sehr geehrter Herr Prof. Eckstein, vielen herzlichen Dank für diese freundlichen Einleitungsworte,

meine sehr geehrten Damen und Herren. Die Anlegung eines solchen Hospitals ist unbezweifelt von dem

größten Nutzen. Auf diesen Satz, auf dieses Zitat, hatte mein Erlangen lange gewartet.

Diesen Satz äußerte am 10. Oktober 1796 der berühmte preußische Staatsmann Karl August

Freier von Hardenberg, der mit der Verwaltung und Reformierung der fränkischen hohen zollerischen

Provinzen beauftragt war. Hardenberg, der in jeder größeren Stadt wenigstens ein solches

Hospital zur Krankenversorgung errichtet sehen wollte, befürwortete damit die Pläne des

Erlanger Medizinprofessors Friedrich von Wendt, was zwar nicht unmittelbar, aber schließlich

doch wenigstens mittelfristig baulichen Erfolg zeitigen sollte. Um zu erkennen, was dieses

Projekt für die Erlanger Universität bedeutete, müssen wir zunächst einen kurzen Blick auf

den Werdegang im 18. Jahrhundert werfen. Zum einen war sie ohnehin eine der kleinen Universitäten,

hatte 1743 mit 64 Studierenden ihren Vorlesungsbetrieb begonnen und kam im Verlauf der folgenden

Jahrzehnte kaum über die Zahl von 400 Studierenden, die eingeschrieben waren, hinaus. Zum anderen

verfügte sie nicht etwa über einen für sie konzipierten, neu errichteten Gebäudekomplex,

sondern war seit ihrer Gründung als Nachnutzerin an einem Teil der ehemaligen Ritterakademie

an der Hauptstraße untergebracht zwischen Hugenottenplatz und Friedrichstraße. Auch

was die räumlichen Ressourcen für die medizinische Lehre betraf, war die Erlanger Universität

anfangs eine recht bescheidene Unternehmung. Für die Leichen der Anatomie exilierte zunächst

nur ein Keller im Eckhaus des Hauptgebäudes, 1754 wurde immerhin ein Theatrum Anatomikum

an der Ostseite des Hauptgebäudes angebaut. Nachdem zu jener Zeit noch kein Klinikum als

Krankenversorgung mit gleichzeitigem praktischen Unterricht üblich war, begleiteten auch in

Erlangen die Studenten ihre Professoren zu den versorgten Patienten. Dies versuchte Friedrich

von Wendt zu verbessern, indem er als ambulante Sprechstunde 1779 ein sogenanntes Institut

zum Klinikum errichtete. Es wurde zwar durch den Landesherrn finanziell unterstützt, war

aber in baulicher Hinsicht kein Universitätsinstitut, sondern in Wends Privatwohnung untergebracht.

Im Wesentlichen wurde dann dieser recht kleine Gebäudebestand seit Universitätsgründung

jahrzehntelang nicht vermehrt. Es war die Klinik, die schließlich die entscheidenden

Impulse zur Vergrößerung der akademischen Baulichkeiten geben sollte. Denn Friedrich

von Wendt wurde nicht müde, das Projekt der Errichtung eines Krankenhausbaus voranzutreiben.

Zu diesem Zeitpunkt schließlich, als die zitierte Unterstützung Karl August von Hardenbergs

hier im Bild eintraf, hatte sich die politische Landschaft wesentlich verändert. Nach der

Abdankung des letzten fränkischen Hohenzollerischen Markgrafen Alexander war auch Erlangen mit

seiner Universität 1792 an die Berliner Linie übriggegangen und wurde nun durch den fachlich

qualifizierten Staatsmann von Hardenberg im Auftrag des preußischen Königs verwaltet.

Er war zu dieser Zeit die wichtigste Persönlichkeit des politischen Lebens für die Erlanger Universität.

Er grüßt der Förderer jener Jahre und damit auch entscheidend für das Vorankommen des

Krankenhausprojekts. Sehen Sie ihn hier mit seinen zahlreichen Ordensinsigenen auf einem

Ölporträt, das heute seiner zeitgenössischen Bedeutung entsprechend im Amtszimmer der Kanzlerin

der Universität hängt. Gemalt allerdings nach seiner Erlanger und später preußischer

Zeit als deutscher Staatskanzler. Als Bauplatz für das Krankenhaus einigte man sich dann

1803, also sind schon wieder einige Jahre ins Land geflossen, auf den östlichen Teil

des Schlossgartens. Damit hatte man sich für den Bauplatz innerhalb der Stadt entschieden,

nachdem auch in anderen Städten Krankenhäuser innerhalb der Stadt lagen, ohne dadurch Probleme

hier vorzurufen. Somit wurden knapp 48.000 Quadratmeter Grund am Ostende des Schlossgartens

abgetrennt und mit der Bautätigkeit für einen zweigeschossigen Bau begonnen. Damit sollte

auch nach Errichtung des Krankenhauses ein großer Garten für die Kranken einschließlich

des barocken Naturtheaters aus margräflicher Zeit erhalten bleiben. Es war und das ist

bemerkenswert das erste und lange Zeit einzige Gebäude, das speziell für die Universität

errichtet wurde. Zunächst schien dieser Krankenhausbau auf einen guten Weg und war 1806 bis einschließlich

des Daches fertiggestellt. Mit dem Ausbruch des Vierten Koalitionskrieges und der Besetzung

Presenters

Dr. phil. Clemens Wachter Dr. phil. Clemens Wachter

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:53:11 Min

Aufnahmedatum

2016-02-29

Hochgeladen am

2016-03-04 09:07:36

Sprache

de-DE

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