6 - Medienbildung im Geschichtsunterricht – Grundlegende Perspektiven und exemplarische Konkretionen [ID:1329]
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Der unmittelbare Zugang zu bzw. die unmittelbare Erfahrung von geschichtlicher Wahrheit oder

generell der Vergangenheit ist per se unmöglich. Wenn man Schülerinnen und Schüler an historischen

Erkenntnisprozessen teilhaben lassen will und nur dann wird Geschichte zum Denkfach,

dann sind Medienbildung und der Aufbau von Medienkompetenz dem Geschichtsunterricht

inhärent. Medien sind Träger von Informationen, sie dienen als Hilfsmittel zur Vermittlung von

Informationen. Medien sind im Geschichtsunterricht Erscheinungsformen, mit denen Schüler Geschichte

erarbeiten und erlernen sollen. Medienbildung und die Vermittlung von Medienkompetenz bedeutet in

der Geschichtstidaktik und für den Geschichtsunterricht zunächst einmal zu unterscheiden, ob Medien primäre

Aussagen, Medien können Medienbildung und die Vermittlung von Medienkompetenz bedeuten,

also im Geschichtsunterricht erst einmal zu unterscheiden zwischen Medien historischen Erinnens

und Medien historischen Lernens. Medien können demnach, sie sehen es hier, Quellen zur Rekonstruktion

von Vergangenheit sein, hierunter sind etwa schriftliche Quellen, Bildquellen, Plakate,

Tondokumente, Filmdokumente, Sachquellen und Zeitzeugenberichte zu fassen. Diese Medien sind

also Hinterlassenschaften, die Informationen über die Vergangenheit beinhalten. Medien historischen

Lernens hingegen sind Geschichtendarstellungen, in diesen Medien begegnet uns bereits Gedeutete

und interpretierte Vergangenheit, die zu Geschichte geworden ist. Diese Medien, sie sehen es hier,

sind Verfassertexte im Schulbuch, Statistikendiagramme, Zeitleisten, Karten, aber auch

historische Kontroversen, Modelle, Hörspiele, historische Kinder- und Jugendliteratur, Denkmäler

oder Museum und Ausstellungen. Dabei wird, nur um es zu klären, jede Darstellung später wiederum

zur Quelle über die eigene Entstehungszeit. Seit Ende der 1980er Jahre erweiterte sich das

Erkenntnisinteresse der Geschichtstidaktik. Mit dem Begriff Geschichtskultur, nach Jörn Rüsen die

praktisch wirksame Artikulation von Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft, wurde im

Zuge der sich abzeichnenden Mediengesellschaft der Denk- und Forschungsbereich in der

Geschichtstidaktik bezeichnet, der sich mit den vielfältigen Formen des Umgangs von Individuen

und Kollektiven mit Geschichte auch außerhalb der Universitätshistorie und auch außerhalb der

Schule befasst. Unter dieser geschichtskulturellen Perspektive wurden etwa die Lernorte, Museum und

Ausstellungen nun nicht mehr ausschließlich als Orte der originalen Begegnung verstanden,

sondern als geschichtskulturelle Institutionen mit ihren spezifischen Möglichkeiten der Inszenierung

und Darstellung von Geschichte. Die Geschichtskultur hat sich in den letzten 20 Jahren weiter

ausdifferenziert. Insbesondere lässt sich derzeit eine enorme Konjunktur populärer

Geschichtsdarstellungen in verschiedensten medialen Formen beobachten. Dieser Geschichts- und

Erinnerungsboom hat zur Folge, dass das Geschichtsbewusstsein der Schülerinnen und

Schüler vor allem auch durch derartige populäre Geschichtsdarstellungen geprägt wird, mit denen

sie außerhalb der schulischen Veranstaltung Geschichtsunterricht in Berührung kommen.

Hier mal einige Beispiele. Die Geschichtswissenschaft hat also bei der Interpretation und vor allem der

Darstellung von Geschichte also längst ihre Monopolstellung verloren. Sie teilt sich diese

Aufgabe vor allem auch mit den Medien. In meinem heutigen Vortrag möchte ich einige Beispiele

populärer geschichtskultureller Medien vorstellen und daran anschließend einige Aspekte zum Aufbau

und zur Förderung von Medienkompetenz im Geschichtsunterricht ableiten. Dabei wird der

Schwerpunkt auf visuellen Medien liegen, denn die gegenwärtig zu beobachtende Dominanz des

Visuellen zeigt sich nicht zufällig in den modernen Mediengesellschaften. Sie ist ihnen

inhärent, denn die Massenmedien sind wesentlich Bildmedien. Das trifft in besonderen Maße für

Film und Fernsehen zu, wird aber bald auch für den Bereich des Digitalen etwa für das Internet zum

Standard werden. Ein erstes Beispiel, ein wichtiger Baustein zur Konstruktion von Authentizität in

zeitgeschichtlichen historischen Dokumentationen ist die Verwendung von Filmdokumenten. Bis Mitte

der 1990er Jahre, also vor der digitalen Produktion von TV Dokumentationen, wurden einzelne

Bildelemente hauptsächlich mit Hilfe des Kommentars oder grafischer Elemente wie Kreise oder Pfeile

hervorgehoben. Für Ausschnittvergrößerungen war eine hochkomplizierte mechanische Bearbeitung des

Films nötig. Die digitale Produktion von Geschicht Dokumentationen ermöglicht es heute,

aus historischem Filmmaterial problemlos Ausschnitte heraus zu vergrößern. Nun berechnet der Computer

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:18:06 Min

Aufnahmedatum

2010-12-13

Hochgeladen am

2018-05-05 10:29:13

Sprache

de-DE

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