Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich freue mich, dass ich heute im Rahmen des Kollegium Alexandrinum, im Rahmen der Vortragsreise
in diesem Semester zu zielgerichteten Therapien bei Krebserkrankungen Ihnen heute die Rolle
unseres Faches der Pathologie in diesem Kontext darstellen kann. Sie werden sich fragen, was
spricht ein Pathologe hier über zielgerichtete Krebstherapien, vor allem über Therapien.
Und ich hoffe, dass ich Ihnen in den nächsten 30 Minuten zeigen kann, dass gerade die Pathologie
in den letzten Jahren doch eine ganz wesentliche Rolle einnimmt in der Stratifizierung dieser
Therapien, in der Auswahl der Therapien von Patienten mit Krebserkrankungen. Die Aufgaben
der Pathologie sind heute natürlich in der klinischen Obduktion zu sehen. Ich werde
heute natürlich darüber nicht reden, das wäre ein eigenes Thema. Wir führen natürlich
Leichenöffnungen, Obduktionen durch, aber klinisch im Auftrag der behandelnden Ärzte,
die versuchen oder uns fragen, welche Grunderkrankungen lagen bei den Patienten vor, vielleicht welche
weiteren Erkrankungen, die den schicksalshaften Verlauf der Erkrankung des Patienten bestimmt
haben. Was wir vor allem aber natürlich machen, ist die histopathologische Diagnostik. Und
heute dann möchte ich Ihnen auch darstellen, dass wir mit modernen Molekularen, mit genetischen
Methoden direkt in die Gene von Tumorzellen hineinschauen und herausfinden, welche genetischen
Veränderungen liegen vor und mit welcher Therapie kann dann der onkologisch tätige
klinische Kollege den Patienten helfen. Unser Hauptinstrument ist aber natürlich das Mikroskop.
Sie sehen hier eines der ersten Mikroskope, damals in Holland gebaut von Anthony von Leuvenhülk
1673. Also die Mikroskopie ist schon sehr alt und die moderne Pathologie wurde dann im 19.
Jahrhundert von Johannes Müller und Rudolf Wirschow begründet und vor allem Rudolf Wirschow,
der in Würzburg und später in Berlin tätig war, hat die moderne Cellularpathologie begründet.
Er hat also erstmals gezeigt unter dem Mikroskop, dass bestimmte Erkrankungen, hier eine Zeichnung
von ihm von einer Tumorekrankung mit Tumorzellen, morphologische Veränderungen in den Zellen
aufweisen und hat postuliert, dass man möglicherweise mit bestimmten Therapien diese Tumorzellen
dann treffen kann. Also sozusagen der Wegbereiter dessen, was wir heute versuchen, indem wir
in diesen Zellen direkt in die Gene schauen und versuchen herauszufinden, welche Therapie
vielleicht für einen Krebspatienten die geeignet ist. Unser täglich Brot in der Pathologie
ist aber natürlich die Diagnostik von Gewebeproben und ich habe Ihnen hier als Beispiel, was
das anschaulich macht, was wir in der Pathologie machen, Operationspräparate mitgebracht.
Das sind alles Operationspräparate von Gallenblasen, eine der häufigsten Operationen, die der Chirurg
durchführt, die Gallenblasenentfernung oder Schollezistektomie und diese Gallenblasen
kommen dann aus dem Operationssaal in die Pathologie mit der Fragestellung, verbirgt
sich hinter diesen Veränderungen der Gallenblase eine Krebserkrankung und nicht oder nicht
und das ist auf den ersten Blick, wenn Sie diese Präparate anschauen, gar nicht so einfach
zu sehen. Man würde vielleicht denken, dass hier mit diesen Knoten, die man hier sieht
in dieser Gallenblase, ein malignanter Tumor auftritt. Hier ist die Schleimhaut eigentlich
nur gerötet, also hier würde man eventuell eher keinen Tumor vermuten und in diesen
zwei Beispielen der Gallenblase sieht man eigentlich gar nicht, was vorliegt, weil hier
unterschiedliche Formen von Gallensteinen vorliegen, die dann sehr häufig dann den Patienten
auch zum Arzt führen, weil hier eine Kolik oder starke Schmerzen aufgetreten sind, wenn
sich so ein Stein im Gallengang verfangen hat. Wenn man das Rätsel auflöst, dann ist
hier eine malignante Tumor zu sehen, unter diesen Steinen verbirgt sich einer und hier
in dieser Gallenblase verbirgt sich ebenfalls ein malignanter Tumor und das sind dann die
histologischen Präparate, die in der Pathologie angefertigt werden und diese histologischen
Präparate zeigen hier die Schleimhaut einer Gallenblase und hier dann der Tumor, der sich
hier gebildet hat, das Gallenblasen-Kratzenom, der bösartige Tumor und das sind dann die
Tumorzellen, die wir unter dem Mikroskop sehen, die veränderte Zellkerne aufweisen als Ausdruck
der veränderten Gene, der genetischen Veränderungen, die diese Zellen erfahren haben. Diese Zellen
können sich dann ausbreiten und hier sehen Sie einen kleinen Nerven neben der Gallenblase
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:42 Min
Aufnahmedatum
2012-12-11
Hochgeladen am
2013-05-28 13:35:37
Sprache
de-DE
Die Rolle des Pathologen in der modernen Medizin hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Besonders hervorzuheben ist, dass der Pathologe nicht mit einem Gerichtsmediziner gleichzusetzen ist. Obduktionen nehmen nur einen kleinen Anteil seines Arbeitsfeldes ein. Diese führt er im Rahmen von klinischen Obduktionen bei Patienten mit natürlichen Todesursachen durch.
Die wesentliche Aufgabe des Pathologen in der heutigen Zeit ist die histopathologische Diagnostik. Dabei untersucht er sämtliche Gewebeproben, die im Rahmen von Operationen oder z.B. endoskopischen Untersuchungen des Dickdarms und Magens entfernt werden. Dabei ist wesentlich, dass z.B. alle Krebsdiagnosen durch einen Pathologen erstellt werden.
Um hier eine qualitativ hochwertige Diagnostik zu gewährleisten, ist die Pathologie sehr standardisiert worden, und hat sich umfangreichen Qualitätssicherheitsmaßnahmen unterzogen. Neben der histopathologischen Diagnostik ist in den letzten Jahren die molekularpathologische Diagnostik in den Vordergrund der Aufgaben der Pathologie getreten. Zahlreiche neue zugelassene Krebsmedikamente wirken gegen spezifische genetische Veränderungen in den Krebszellen. Ein typisches Beispiel ist eine Antikörpertherapie gegen das HER2 neu Onkogen bei Brustkrebs (Herceptin) oder eine Antikörpertherapie gegen den EGF-Rezeptor bei Darmkrebs. Zur Zeit finden sich mehr als 400 neue Substanzen in verschiedenen Phasen der klinischen Testung.
Wesentlich ist, dass diese Therapien nur bei Patienten wirken, in denen die spezifischen genetischen Veränderungen in den Tumorzellen vorliegen. Deswegen sind molekularpathologische bzw. genetische Untersuchungen am asservierten Tumorgewebe wichtig, um vorherzusagen, welche Patienten von diesen neuen, oft sehr teuren Therapie profitieren werden. Neue Krebsmedikamente werden in Zukunft nur noch zugelassen werden bei vorheriger Identifizierung eines Biomarkers für ihre Wirksamkeit.
Diese molekularpathologische Diagnostik ist am Formalin fixierten und in Paraffin (Kerzenwachs) eingebetteten Tumorgewebe möglich, das für mindestens 10 Jahre im Pathologischen Institut für jeden Patienten aufbewahrt wird. Aus diesem Archivmaterial kann die Nukleinsäure DNA isoliert werden, und dann mittels hochmoderner genetischer Verfahren die unterschiedlichen Mutationen nachgewiesen werden. Dies ist an zum Teil sehr kleinen Gewebsproben aus Biopsien möglich. Auch hier ist die Brustkrebstherapie mit Herceptin ein sehr gutes Beispiel, da dieses Medikament nur angewendet werden darf, wenn das Zielgen HER2 neu im Brustkrebs der Patientin verändert ist. Dies ist nur in 15 bis 20 % der Patientinnen der Fall. Bei diesen Patientinnen kann man allerdings mit einer Therapie mit Herceptin das Riskio sehr stark verringern, dass die Brustkrebserkrankung Metastasen auslösen kann.
Ein weiteres Beispiel ist eine Therapie mit Medikamenten, die gegen den EGF-Rezeptor gerichtet sind. Diese sind z.B. beim Lungenkrebs nur wirksam in Patienten mit einer EGFR-Mutation im Tumorgewebe. In Patienten, die diese Mutation nicht aufweisen, ist eine Therapie mit diesen Hemmstoffen von EGFR an Stelle der etablierten Chemotherapie schädlich. Die Patienten würden dann sogar eine kürzere Überlebenszeit haben.
Zusammenfassend ist die molekularpathologische Diagnostik eine wesentliche neue Aufgabe des Pathologen. Die molekularpathologischen Untersuchungen haben sich in den letzten fünf Jahren in Deutschland verfünffacht, und werden heute in 80 Pathologen ortsnah angeboten. Zur Zeit werden ca. 30 unterschiedliche Tests eingesetzt. Die Qualitätssicherung dieser Verfahren erfolgt über ein Qualitätsmanagement-System und eine Zertifizierung bzw. Akkreditierung des Instituts, sowie über Ringversuche.