Mein Name ist Annette Keilhauer, ich bin akademische Redin am Institut für Romanistik der Universität Erlangen
seit 2008 im Bereich französische italienische Literaturwissenschaft tätig. Ich habe in meiner
Habilitation über die französische italienische Frauenbewegung im 19. Jahrhundert gearbeitet
und deren Bezug zur Literatur, so bin ich so ein bisschen reingekommen in die Frage des weiblichen Schreibens.
Und ich bin seit 2009 beteiligt in einem, an einem Kostprojekt, an einer Kostaction.
Und ich werde gleich genauer diese Kostaction vorstellen. Die läuft von 2009 bis 2013.
Das heißt, die Abschlussveranstaltung findet jetzt im Juni statt, am 19. Juni in Den Haag.
Ich bin da im Management Committee auf der deutschen Seite und in einer Working Group organisiert.
Und ich werde zunächst die Kostaction vorstellen und die Grundfrage, die sie sich ein bisschen stellt.
Und dann kurz eingehen auf das, was ich dort gemacht habe, aber wirklich nur sehr schlaglichtartig.
Ich kann dann gerne noch genauer drauf eingehen. So, probieren wir mal. Ja.
Hier sehen Sie drei berühmte Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts der französischen Literatur,
die Sie alle wahrscheinlich mehr oder weniger zumindest den Namen kennen, Montesquieu,
die berühmten Lettres Persons, ein Schlüsseltext der frühen Aufklärung, ein Briefroman,
ein fiktiver Briefwechsel zwischen zwei Persern, der einen kritischen,
also kulturell, politisch, religiös kritischen Blick auf die französische Gesellschaft wirft.
Dann ein zweiter Schlüsseltext, Jean-Jacques Rousseau, Émile ou de l'Éducation von 1762,
ein Erziehungsroman, der zugleich eine Abhandlung über die Erziehung des Menschen ist,
die Erziehungstheorien bis in das 20. Jahrhundert beeinflusst hat,
in der Definition einer natürlichen Erziehung, da könnte man jetzt lange drüber sprechen.
Neben diesem Émile gibt es auch eine Sophie in diesem Text.
Also Émile ist eigentlich der Hauptprotagonist, ein männliches Kind,
und diese Sophie, die wird ein bisschen anders behandelt, da gehe ich gleich noch einmal kurz drauf ein.
Dann der dritte Text, Alphonse de Lamartin,
der mit seiner Gedichtssammlung Meditation Poétique von 1820 den Auftakt für die französische Romantik gibt,
also sehr viel später als die deutsche Romantik,
und eigentlich ein Schlüsseltext bleibt für das ganze 19. Jahrhundert,
in der persönlich gefärbten Evozierung von Naturlandschaften, die spiegeln das Innere des lyrischen Ich.
Ja, es gibt aber nicht nur diese Männer, sondern es gibt auch Frauen in dieser Zeit,
und Frauen, die damals zum Teil sehr berühmt waren.
Ich gebe jetzt drei Beispiele, um zu zeigen, was da noch war.
Es war nämlich zum Beispiel François de Graffini,
die 1747 die sogenannten Lettre d'un Peruvien herausgegeben hat,
ein Text, der im 18. Jahrhundert ein absoluter Bestseller war und noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts unendliche Auflagen erlebt hat.
Das ist in gewisser Weise ein Antworttext auf Montesquieu, bei dem eine Peruanerin nach Paris kommt,
und es nicht nur darum geht, einen fremden Blick auf die französische Kultur zu werfen,
sondern eine interkulturelle Integrationsleistung zu vollbringen.
Diese Peruanerin integriert sich nämlich in die französische Gesellschaft,
sie hat also gleichzeitig einen kritischen Blick und gleichzeitig eine integrative Bewegung,
sodass dieser Text eigentlich ein sehr innovativer Text ist, auch im Verhältnis zu Montesquieu.
Das zweite weibliche Beispiel sozusagen ist Stephanie Felicite de Jean Lys,
eine Autorin, die 1782 einen Roman Adèle et Theodore veröffentlicht hat,
auch den werden Sie nicht kennen, aber dieser Text ist eine Erwiderung auf den Emile von Jean Jacques Rousseau,
und es ist ein Text, der auch ganz berühmt geworden ist, nicht nur in Frankreich,
er ist in sechs verschiedene europäische Sprachen zu seiner Zeit in zwölf verschiedenen Ausgaben übersetzt worden,
und es gibt unter anderem mindestens zwei englische Ausgaben,
also auch unterschiedliche Übersetzungen noch zu ihren Lebzeiten,
und das zeigt, wie stark dieser Roman oder diese Erziehungsschrift,
denn auch hier ist es eine ähnliche Kombination, rezipiert wurde.
Hier gibt es, wie Sie sich vorstellen können, dann eine andere Rolle für ein weibliches Pendant zu einem männlichen Kind,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:59 Min
Aufnahmedatum
2013-09-23
Hochgeladen am
2014-04-27 00:58:09
Sprache
de-DE
Ideologien, Bilder und Bildung
Institut für Romanistik