7 - Eigennutz und Gemeinwohl: Über Steuerehrlichkeit im Spannungsfeld von Institutionen und Normen [ID:2759]
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Diese Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich zur EFI Lecture am

heutigen Tage unter dem Titel Eigennutz oder Gemeinwohl über Steuererlichkeit im Spannungsfeld

von Institutionen und Normen. Wie Sie wissen, ist diese Vorlesung ein Teil in einer Reihe von

sogenannten EFI Lectures und Sie wissen vermutlich auch, dass dieses EFI Programm eine Initiative der

Universitätsleitung und damit der gesamten FAU ist, eben sogenannte Emerging Fields zu fördern, also

die großen Fragen der Zukunft, zu denen hier vielfältig geforscht wird eben fokussiert in den

Blick zu nehmen und dazu wird eben heute berichtet, insbesondere eben zu einem Projekt, in dem eine

ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen sich mit mir Gedanken machen zum Thema Steuerehrlichkeit,

soziale Normen und Institutionen. Der Titel dieses EFI Programms, das Teilprojekt lautet

Taxation, Social Norms and Compliance und da sehen Sie die Kernprogramme unseres Forschungsprogramms

bereits im Titel versammelt. Mein Name ist Johannes Rinke, ich habe einen Lehrstuhl für

Volkswirtschaftslehre, genauer gesagt Wirtschaftspolitik am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften und ich

werde den ersten Teil dieses Vortrages heute gestalten und den zweiten Teil des Abends wird

dann meine Kollegin Veronika Grimm bestreiten. Worum geht es? Wenn man sich über Steuerehrlichkeit,

Steuermoral oder auch Steuerhinterziehung Gedanken macht, dann liegt es nahe, dass man beginnt zunächst

mal mit der Frage, ja was ist das Problem, womit befassen wir uns hier im Kern und da verwende ich

den Begriff des sogenannten Steuerstaates. Dieser Begriff soll verdeutlichen, dass der moderne Staat,

so wie wir ihn kennen, ein Staat ist, der existenziell davon abhängt, dass er durchgreifend

auf individuelle Einkommen zugreift mit seinen Steuern. Der Wohlfahrtsstaat, der Staat, der

diese Universität zur Verfügung stellt, der Staat, der dafür gesorgt hat, dass wir alle sicher hier

heute Abend hierher kommen konnten, der Staat, der Schulen, Kindergärten und so weiter und so weiter

finanziert. Dies ist ein Steuerstaat, weil er seine Aufgaben nicht finanzieren kann, wenn er eben nicht

auf diese letztlich einzige Grundlage finanzieller Art zurückgreift, die Staaten eben haben, nämlich

Steuern zu erheben. Nun, wenn wir den Blick so ein bisschen schweifen lassen in unser eigenes Land,

aber vor allen Dingen andere Länder, dann stellen wir fest, das ist nicht so selbstverständlich,

dass das mit dem Steuerstaat immer so funktioniert, wie wir das hier in Deutschland

gewöhnt sind. Wir sehen, der Fall Griechenland liegt jetzt nahe, um ein Beispiel zu nennen,

dass das sehr schnell gehen kann, dass die grundsätzliche Funktionalität von Staaten

als Steuerstaaten in Frage gestellt wird. Die Gründe dafür sind vielfältig, ein Teil davon

werden wir heute diskutieren, aber wenn dies geschieht, dann wird die Funktionalität von Staaten

insgesamt sehr fundamental in Frage gestellt und wir beobachten dann etwas, das man durchaus als

Erosion von Staatlichkeit an sich eigentlich beschreiben und auffassen kann. Über Griechenland

muss ich jetzt anführend keine nicht viele Worte verlieren, die Probleme liegen tatsächlich auf

der Hand und sie stehen wirklich tagtäglich in den Medien, die sie sicher alle konsumieren. Wir

haben ein fundamentales Problem, dass der Staat seine Aufgaben, seine Aufgaben eigentlich nicht mehr

ordnungsgemäß erfüllen kann, empfehlen letztlich die finanziellen Mittel dazu und sie kennen auch

das Problem, dass natürlich die Bereitstellung von Steuermitteln durch die Steuerpflichtigen

eben auch nicht so funktioniert, wie wir das in Deutschland gewöhnen, sondern wie man sich

das wünschen würde. Also das Problem der Steuerhinterziehung ist ein offensichtlicher

Tatbestand in diesem Land. Damit ist Griechenland natürlich nicht alleine und das macht auch nicht

viel Sinn, die Griechen jetzt immer dafür an den Pranger zu stellen. Ich benutze das eigentlich nur

als ein Beispiel, dass dies eben ein Problem ist, dass in Gesellschaften, die da unseren eigentlich

sehr nahe und sehr ähnlich sind, dass dies eben sehr schnell geschieht mit dieser Erosion von

Staatlichkeit. Und vielleicht tut es gut, dann auch ein anderes Beispiel daneben zu rücken und da

würde ich mich für die Vereinigten Staaten von Amerika im Augenblick entscheiden. Hier sehen wir

zwar kein Problem mit der Durchsetzung von Steuern, ist also anders gelagert als in Griechenland das

Problem, aber wir haben sehr wohl das Problem, dass die US-amerikanische Gesellschaft ganz

offensichtlich im Augenblick nicht in der Lage ist, einen sozialen Konsens darüber herzustellen,

wozu Steuern eigentlich da sind, in welchem Umfang sie erhoben werden sollen und wozu sie

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Veronika Grimm Prof. Dr. Veronika Grimm
Prof. Dr. Johannes Rincke Prof. Dr. Johannes Rincke

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:14:50 Min

Aufnahmedatum

2013-02-04

Hochgeladen am

2013-02-06 09:01:04

Sprache

de-DE

Das Beispiel Griechenland macht klar: Es ist keineswegs selbstverständlich, dass der moderne Steuerstaat reibungslos funktioniert. In dem Vortrag wird verdeutlicht, wie eine effiziente Steuerverwaltung, individuelle Anreize zur Steuervermeidung und soziale Normen die Steuerehrlichkeit beeinflussen können. Die Grundprinzipien, nach denen ein Staat mit steuerehrlichen Bürgern und einer dem Gemeinwohl verpflichteten öffentlichen Verwaltung funktionieren kann, werden anhand von Beispielen aus der verhaltensökonomischen und psychologischen Forschung anschaulich erläutert. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie sich Steuerehrlichkeit und die Effektivität der öffentlichen Verwaltung gegenseitig beeinflussen und wie normative Vorstellungen über Gerechtigkeit oder Solidarität die Bereitschaft zur Steuerehrlichkeit verändern können.

Tags

steuern Griechenland moderner Steuerstaat Steuerverwaltung
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