Meine sehr verehrten Damen und Herren, vielen Dank für die schöne Einführung.

Also der Untertitel hat folgende Bewandtes. Ich wurde Anfang des Jahres gefragt, ob ich

über Feinstaub und NOX sprechen würde und ich habe gesagt, klar übernehme ich gerne

Collegium Alexandrinum, ist ja eine Ehre hier sprechen zu dürfen und dann sehe ich im Titel,

dass nur noch die Grenzwerte übrig geblieben sind. Ich habe mir deshalb erlaubt, den Untertitel zu wählen,

weil nur über Grenzwerte, ohne konkrete Beispiele, wird schon etwas sehr trockern.

Und wenn man als Wissenschaftler ein Thema behandelt wie die Arbeits- und Umweltmedizin

und hält einen wissenschaftlichen Vortrag, ist man gut beraten, wenn man Interessenskonflikte darstellt.

Und ich bin eigentlich eher ein Freund von den amerikanischen Begriffen Disclosure.

Man legt alles auf den Tisch, was man zu erklären hat, denn selbst so banale Dinge wie einen Lehrstuhlinhaber

kann ein Interessenskonflikt bedeuten, nämlich wenn ich gezwungen bin, Trittmittel einzubewerben.

Ich bin in zahlreichen Gremien beratend tätig und Mitglied und Berater in akademischen Gremien.

Ich wurde in diesem Jahr auch von der Leopoldina gebeten, bei diesem Papier saubere Luft mitzuwirken.

Also was ich jetzt sage, ist keine Minderheitenmeinung, sondern finden Sie es so auch in den Ausführungen der Leopoldina.

Ich habe Nebentätigkeiten, Vorträge und Publikationen werden zum geringen Teil bezahlt

und ich habe ärztliche Tätigkeiten, ein Labor und gebe eine wissenschaftliche Zeitschrift heraus.

Und Sie wissen es, mit dem Titel für Forschung und Lehre ist es schwer zu forschen, gerade noch zu lehren.

Deshalb bin ich auf Trittmittelgeber angewiesen und das sind die Trittmittelgeber,

die mich in den letzten drei Jahren finanziell unterstützt haben.

Also zum überwiegenden Teil Trittmittelgeber der öffentlichen Hand.

Mit Grenzwerten werden wir meistens so konfrontiert, wenn ein Grenzwert überschritten wird, passiert etwas.

Bußgeld oder Führerscheinentzug, Bußgeld, Führerscheinentzug oder sogar Strafe.

Der Grenzwert ist genau definiert und die Konsequenzen sind genau festgelegt.

Das ist die persönliche Erfahrung mit Grenzwerten.

Und da wird es natürlich schwierig, wenn man diese persönliche Erfahrung überträgt auf Grenzwerte,

wie beispielsweise von Stickstoffdioxid in der Umwelt.

Und noch schwieriger wird es dann, wenn Publizisten die Öffentlichkeit auch kontrovers diskutieren,

ohne vielleicht so in die Tieferen der Grenzwertableitung jemals eingestiegen zu sein.

Also offenbar gibt es keinen Beleg dafür, dass N und Zwei in geringer Konzentration für den Menschen schadet.

Das Schlimme an der öffentlichen Diskussion in den ersten drei Monaten dieses Jahres war eigentlich,

dass die breite Öffentlichkeit das Gefühl bekommen musste, Grenzwerte sind freibehandelbar.

Die sind willkürlich, die sind wissenschaftlich nicht begründet und das ist ganz schlimm.

Denn der Laie kann in der Regel ein Expert-Judgment nicht nachvollziehen.

Er muss das glauben und wenn dieser Glaube erschüttert wird, dann hat kein Mensch mehr Vertrauen in irgendetwas.

Und das war eigentlich sehr schlimm.

Und das war von Anfang an in dieser Arbeitsgruppe, das klar, wir wollen gar nicht Grenzwerte hinterfragen

und das werde ich jetzt auch nicht tun.

Ich werde Ihnen nur zeigen, die Schärfen und die Unschärfen von Grenzwerten und was sie eigentlich bedeuten.

Das ist eine Liste der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die gibt jährlich MAC und BAT-Werte,

also Grenzwerte für den Arbeitsplatz heraus.

Und da finden Sie schon den wichtigsten Begriff des heutigen Abend.

Das ist der No-AEL, der No Observed Effect Level, also diese Konzentration oder Dosis eines Schadstoffes,

die keinen Adverseneffekt mehr hervorruft.

Das scheint auf den ersten Blick relativ einfach und man könnte sagen, braucht es da Wissenschaftler?

Es gibt viele Organisationen, die sagen, da braucht es keine Wissenschaftler.

Den No-AEL kann jeder bestimmen.

Aber die erste Frage ist, was ist denn advers?

Und die Frage ist noch nicht definiert.

Also wenn Sie die Treppe steigen, dann steigt Ihre Herzfrequenz.

Sollen wir Treppensteigen verbieten?