7 - Politische Ideengeschichte von der Antike bis zur frühen Neuzeit [ID:21349]
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Ja, hallo liebe Studierende, jetzt geht es weiter in der Geschichte wieder mit sieben

Meilenstiefeln in die Neuzeit hinein. Ich möchte Ihnen einen Denker wenigstens vorstellen aus der

Renaissance, nämlich Machiavelli, Niccolo Machiavelli. Renaissance, dazu nur ganz

wenige Sätze. Renaissance heißt bekanntlich Wiedergeburt. Gemeint ist

Wiedergeburt der Antike. Nun war die antike Tradition ja nie völlig verschwunden.

Also das mittelalterliche Geistesleben wird ja geradezu definiert, dadurch dass antike

Tradition sich in oft spannungsvollem Verhältnis mit dem Christentum verbindet,

verbündet oder dann auch wieder auseinander lebt. Also verschwunden war die antike nicht,

aber sie war in Teilen zwischenzeitlich verschüttet gewesen und gerade auch durch

Synthesen mit christlichem Denken auch ein Stück weit vielleicht verfremdet gewesen.

Die Renaissance ist ein Versuch an die Antike in vieler Hinsicht wieder anzuknüpfen, vor allem

auch in stilistischer Hinsicht. Also es geht um eine neue Philologie, also tatsächlich auch

die Originaltexte wieder lesen zu können. Nicht alles nur durch Mehrfachübersetzungen bis ins

lateinische hin. Also über den Fall Konstantinopels waren auch griechische Intellektuelle nach Italien

gekommen. Man hat jetzt auch wieder Zugang zu nicht nur zu griechischen Quellen, auch die griechische

Sprache wurde zum Teil wieder unterrichtet, die hebräische Sprache, die ersten hebräischen

Grammatiken. Also Philologie ist ganz wichtig und wenn man sich des lateinischen bemüht,

dann soll es ein Latein sein wie Zizero. Also die Idee ist tatsächlich ganz unmittelbar anzuknüpfen,

schreiben wie Zizero, Bildnisse zu errichten wie ansonsten in der Antike, das alte Theater,

die Tragödie wiederzubeleben. Das hat nicht ganz funktioniert, da ist dann versehentlich die

neuzeitliche Oper dabei rausgekommen. Und auch in der Politik anzuknüpfen an Antike Vorstellungen,

vor allem an die Republik, die römische Republik. Also das spielt jetzt für Machiavelli eine ganz

große Rolle. Machiavelli lebt in Florenz. Florenz ist eine der durchaus sehr selbstbewussten italienischen

Stadtrepubliken und man sieht sich sozusagen unmittelbar in der Parallele zu Rom, aber nicht

zum römischen Imperium, wo die Deutschen ja immer noch den Anspruch erhoben, irgendwie dieses Imperium

weiterzuführen unter deutschen Auspizien. Nein, also Rom ist relevant als die römische Republik,

das Modell der römischen Republik. Und für Machiavelli ist der wichtigste Gesprächspartner

Livius. Livius, der Historiker, der die Jahrhunderte römische Republikgeschichte aufgeschrieben hat.

Und also das ist für Machiavelli auch unmittelbar dann vorbildlich jetzt für Politik, wie er selber

sie kennt, ja wie er sie selber auch praktiziert. So, also jetzt noch spezifischer zum politischen

Hintergrund Niccolò Machiavellis. Ich sagte schon, er lebt in Florenz. Er lebt um 1500, also geboren

1469, gestorben 1527. Florenz ist eine Republik, bei der breite Schichten der Bevölkerung in

verschiedenen Gremien und Ämtern mitwirken. Natürlich ist es keine moderne Demokratie,

aber vergleichsweise starke Möglichkeiten doch auch der Mitwirkung in Gremien. Allerdings ist

es eine Republik mit der Dominanz einer Familie, jedenfalls lange Zeit. Das ist die Familie der

Medici, die ihr eigenes Netzwerk von Patronage und Klientelismus aufbauen und ihre Netze irgendwie

über alle Ämter hinweg spannen und spinnen. Also, und da spielt das Geld eine ganz große Rolle.

Also insofern ist es schon eine auch sehr oligarchische, auch von Finanzinteressen geprägte

Republik. Jetzt, Machiavellis zeitweilige politische Karriere ist nicht mit der Familie

der Medici verbunden, sondern mit einer Phase dazwischen. Also die Medici Herrschaft fand so

ungefähr 20 Jahre lang dann doch eine Unterbrechung. Also als nach dem Tod Lorenzo de Medici,

Florenz in die Wirren auch der Außenpolitik geriet, Einmachste Franzosen etwa. Dann gab es

eine Phase, wo ein fundamentalistischer Prediger, jedenfalls würden wir den heute so nennen

wahrscheinlich, den Ton angab. Savonarola entwickelte ein religiöses Regiment. Ich weiß nicht, ob man

sagen sollte, nur Schreckensregiment, sicher auch Schreckensregiment, wo er gegen Luxus und

Korruption und Sittenlosigkeit zu Felde zog. Die Leute wurden aufgepeitscht durch Reden und haben

dann zuteil selber ihre Bildnisse in die Flammen geworfen. Also ein paar Jahre lang war Florenz

Schauplatz tatsächlich auch eines religiösen Fanatismus, einer religiösen Bilderstürmerei.

Ja, aber es war sozusagen eine Theokratie mit massiver Mobilisierung der Bevölkerung. Also

eine theokratische Volksrepublik im Grunde mit starken Mobilisierungseffekten auch in der

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:46:51 Min

Aufnahmedatum

2020-10-15

Hochgeladen am

2020-10-21 11:46:15

Sprache

de-DE

Neuzeit, Machiavelli

Tags

Neuzeit Machiavelli
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