Grüß Gott zusammen, heute in unserer Folge darf ich Herrn Dr. Flessner begrüßen. Sie sind von
Zivis, dem Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexionen und Schlüsselqualifikationen.
Sie sind von Haus aus, haben Sie Medienwissenschaften und Geschichte studiert
und aber schon in Zukunftsfragen promoviert. Sie sind ein Zukunftsforscher.
Wie muss man sich das vorstellen?
Ja, es ist also nicht so, dass man die Zukunft erforscht, also die eine spätere Gegenwart,
sondern Zukunften. Die Zukunft ist offen. Wir können also nur Modelle möglicher Zukunften
mit einem hohen Maß an Wahrscheinlichkeit basteln. Und das machen wir im Prinzip und stellen diese
Modelle dann auch der Wirtschaft zur Verfügung, Unternehmen, der Universität selbst natürlich
auch oder andere Universitäten.
Dadurch, dass wir Legal Tech als eine Zukunftstechnologie empfinden, was hoffentlich nicht nur daran liegt,
dass die Juristen etwas rückständig sind bei der digitalen Transformation, wie man so sagt,
ist es natürlich sinnvoll, sie zu befragen zu dem Thema, wie wird wohl die Zukunft in einem
möglichen Szenario aussehen können und wie wird sich Legal Tech in dieser Zukunft für uns
vielleicht als Juristen auswirken. Wie funktionieren die Methoden der Zukunftsforschung?
Wie muss man sich das vorstellen?
Es gibt etwa 50 Methoden unterschiedlicher Art, die auch unterschiedlich bewertet und
eingesetzt werden. Unsere wichtigste Methode ist natürlich die Szenariometode. Also, dass wir
narrative Modelle möglicher Zukunft generieren und uns dabei natürlich auf Quellen stützen.
Das sind dann Prognosen anderer wissenschaftlicher Institute, das sind Delphi-Befragungen,
also Experten-Befragungen und das ist die Suche nach, also Portents, nach Spuren aus der Zukunft,
in der Gegenwart und am Ende haben wir dann genügend Material, um so ein Szenario zu bauen.
Eins reicht nie aus, man braucht immer mehrere Alternative und kann damit den probabilistischen
Raum, also den Möglichkeitenraum beschreiben, den so ein Szenariotrichter dann bietet. Mit einem
Zeithorizont so im Moment ist man eher bei 2050.
Und ich glaube die belastbarsten sozusagen Basisdaten kommen, Sie haben davon Kontinuitäten
gesprochen, von Megatrends. Es gibt, habe ich gehört, 20 Megatrends haben Sie gesagt.
Ungefähr.
Was muss man sich unter solchen Megatrends vorstellen? Was ist sozusagen eine Kontinuität?
Ja, ein Megatrend ist ein langfristig wirksamer Transformationsprozess. Also da werden 30 Jahre
noch zu kurz eigentlich, sondern das sind viel längere Zeitabschnitte, die durchaus 100, 150 Jahre
betragen können. Man sieht es beispielsweise am Klimawandel, der ist schon über 100 Jahre aktiv,
aber man sieht es eben auch an der demografischen Entwicklung. Das sind Kontinuitäten, da haben wir
also nicht mit unvorhersehbaren Sprüngen und Brüchen etwas also zu tun oder das ist, wie in
diesem Fall, mit dem ich mich derzeit intensiv befasse, die Konvergenz von Technologien. Also
das Zusammenführen einst getrennter technologischer Entwicklungslinien hin zu einer smarten Technosphäre,
einer intelligenten Technosphäre, wo dann Legal Tech wiederum ein Baustein wäre, ein Segment.
Ach so, die Konvergenz ist sozusagen diese Technologien, die erfasst sozusagen auch Legal Tech.
Die erfasst auch Legal Tech, ja, aber auch eben Fintech oder Intratech oder andere automatisierte
Prozesse, die von Algorithmen getragen werden, die bislang von Menschen bewältigt worden,
werden dann in Zukunft verstärkt von künstlicher Intelligenz, von smarten Algorithmen erledigt
werden. Besonders leicht natürlich alles, was sich standardisieren lässt oder was bereits standardisiert ist.
Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist es so, es geht nicht um Prognosen, Vorhersagen,
die in Zukunft sein wird, sondern es geht um Szenarien. Was ist der genaue Unterschied
zwischen einer Prognose und einem Szenarien?
Eine Prognose sagt auf den Punkt, diesen oder jenen Zustand werden wir dann 2050 haben. Oder
sie sagt, so und so viel Prozent Arbeitslose werden wir 2050 haben. Es gibt Institute, deren
Namen ich jetzt nicht nenne, die sowas also machen. Und das hält man in der Zukunftsforschung
für unseriös, weil die Zukunft eben offen ist. Es gibt viel zu viel Kontingenz, also
Zufälle unterschiedlicher Art. Es gibt viel zu viele Wildcards. Das, was man seriös machen
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:15:30 Min
Aufnahmedatum
2021-01-26
Hochgeladen am
2021-01-27 07:38:47
Sprache
de-DE