Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Insel Zypern spielt innerhalb der
mittelmeerischen Kulturwelt des Altertums eine ganz besondere Rolle.
Zypern zählt zu den wenigen Regionen, in denen einer der wichtigsten Rohstoffe
der Antike, das Kupfer, in ausgedehnten Lagerstätten ansteht, die lateinische
Bezeichnung Kuprum, von der sich unser Wort Kupfer ableitet, hängt ja
unmittelbar mit dem griechischen Namen der Insel, nämlich Kupros, zusammen.
Zypern versorgte bereits während der späten Bronzezeit, das heißt während der
zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends vor Christus, die Hochkulturen des
Mittelmeergebietes mit dem begehrten Metall, das für die Herstellung von
Waffen, Werkzeugen und Gerät aus Bronze unerlässlich war, und zwar sowohl die
Stadtstaaten an der syrisch-palästinensischen Küste wie auch
Ägypten, die Mykänische Hochkultur Griechenlands und auch Regionen weiter im
Westen bis hin nach Sardinien. Verhandelt wurde das Kupfer in Form von
Barren, hier Beispiele aus Bronzezeitlichen Schiffswracks, die vor der
kleinen asiatischen Küste entdeckt wurden.
Links Uluburun um 1300 vor Christus, in der Mitte Cap Gelidonia um 1200 vor
Christus. Diese Barren zwischen 20 und 30 Kilogramm schwer haben eine typische
vierzipflige Form, die das Tragen erleichterte, aber auch das Verteuen im
Schiffsraum. Und wie Sie recht sehen, stehen in Zypern gelegentlich Götterfiguren
auf diesen Barren.
Die Karte vermag ihnen die Ausdehnung der Handelswege, die ein festes
Kommunikationsnetz zwischen den Kulturräumen bereits in dieser Zeit
etabliert haben, demonstrieren. Mittelmärische Kulturentwicklung hat
sich in der Antike, wie übrigens auch in Mittelalter und Neuzeit, nie in der
Isolation der Region, sondern stets in Kommunikation, Kontakt und gegenseitigem
Austausch vollzogen. Nachdem die spät Bronzezeitliche
Staatenwelt sich im Sturm der Völkerwanderung am Ende des zweiten
Jahrtausends vor Christus auflöste, begann für die Insel Zypern eine neue
Epoche ihrer Geschichte. Spätestens seit 1200 vor Christus wanderten
mykenische Griechen auf Zypern ein und prägten in der Folge vor allem
sprachlich das kulturelle Milieu. Mitte des neunten Jahrhunderts vor Christus
folgten Phöniker, die sich vor allem im Südosten der Insel niederließen und
Zypern zu einer Drehscheibe ihres den gesamten Mittelmeerraum umspannenden
Handels machten. Auf der Insel entwickelten sich am Beginn des ersten
Jahrtausends vor Christus unabhängige Stadtstaaten, die von Königen regiert
wurden, anders als in Griechenland, wo die Herrschaft des Adels im frühen ersten
Jahrtausend vor Christus prägend war. An der wirtschaftlichen Bedeutung Zyperns
hat sich nichts geändert. Bereits unsere älteste schriftliche Quelle spricht von
Kupferreichtum und Kupferhandel. Im ersten Gesang der Odyssee rüstet
Mentis, König der Tafir im Nordwesten der griechischen Welt eine Schiffsladung
mit Eisen aus, um Kupfer einzutauschen und zwar in Temesse, das ist
Tamasos auf der Insel Zypern und damit sind wir beim Thema des heutigen Abends.
Im Gegensatz zu vielen der bedeutenden Stadtstaaten wie Salamis, Chition,
Churion, Amatus oder Parvos, die an der Küste liegen und damit direkten Zugang
zur See hatten, liegt Tamasos im Zentrum der Insel, etwa an dieser Stelle hier,
nur etwa 20 Kilometer südwestlich von Nikosia in der Randzone des großen
Gebirgsmassivs des Tordors. Es ist diese hügelige Zone an der Peripherie des
Gebirgsstockes, wo die großen Kupferlagerstätten sich erstrecken.
Von der antiken Verhütung könnten heute noch gewaltige Schlacken halten und
recht sehen sie ein Bruchstück solch einer antiken Schlacke, die bei der
Presenters
MA Katja Walcher
Prof. Dr. Hartmut Matthäus
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:37 Min
Aufnahmedatum
2005-02-10
Hochgeladen am
2017-07-06 15:20:44
Sprache
de-DE
Tamassos war einer der bedeutendsten antiken Stadtstaaten im Zentrum der Insel Zypern während des 1. Jahrtausend v. Chr. Es beherrschte einen Teil der reichen Kupferlagerstätten Zentralzyperns. Gewinnung, Verarbeitung und Export des Metalls, das im Mittelmeerraum nur in wenigen Regionen ansteht, von Zypern aus daher in fast alle Gebiete des Mittelmeerraumes verhandelt wurde, legte die Grundlage für die ökonomische Prosperität der Stadt, deren Blütezeit im 7. und 6. Jh. v. Chr. durch die bereits 1889 entdeckten, wissenschaftlich aber nie systematisch bearbeiteten Königsgräber bezeugt wird. Die reiche und differenzierte Architektur der Kammergräber mit Quaderwerk, mit Schmuck durch reliefierte Volutenkapitelle, Scheintüren und Scheinfenster, Nachahmung hölzerner Deckenarchitektur in Stein ist auf Zypern singulär, findet jedoch Vorbilder in der hochentwickelten Baukunst des benachbarten Phönikien.