Vielen Dank für die sehr netten einführenden Worte und die Begrüßung.
Ich freue mich wirklich, dass an so einem schönen Sommerabend, obwohl der Vortrag verschoben
wurde und der Abend eigentlich frei wäre für Sie, dass Sie zahlreich erschienen sind
und sich für das Thema interessieren, das mich seit mittlerweile 25 Jahren beschäftigt.
Metastasen, das Wort alleine, wenn man hört, jagt einen Schrecken ein, denn leider bedeutet
es heute noch in vielen Fällen eine Todesurte. Die meisten Patienten mit Tumoren versterben
dann an den Metastasen. Drum der erste Teil fataler Prozesse, das ist Ihnen, glaube ich,
allen bewusst. Gleichzeitig und davon hoffe ich, Sie zu überzeugen, ist es eine faszinierende
Biologie, die dahinter steckt, die mich seit 25 Jahren beschäftigt und wirklich fasziniert.
So dass es irgendwie eine Art Konflikt ist. Auf der einen Seite ist es etwas ganz Schlimmes,
diese letzte Stufe der Krebserkrankung. Auf der anderen Seite so ein faszinierendes Forschungsthema,
dass ich mir kaum etwas Interessanteres, zumindest im medizinischen Bereich, vorstellen kann, an dem
man arbeitet und sich wissenschaftlich betätigt. Diese Kombination aus medizinisch enorm wichtigen,
entscheidenden Schritt in einer Erkrankung und dem Grundlagenmechanismus, wenn man den zusammenbringt,
zeigt sich auch die Wichtigkeit des dritten Teils meines Vortrages. Nämlich kann man aus diesen
Mechanismen, die wir untersuchen und verstehen wollen, vielleicht doch Therapieansätze entwickeln,
um diesen wirklich fatalen Prozess irgendwann mal in den Griff zu kriegen. Hier noch mal zusammengefasst,
Sie wissen alle, wie Metastasen aussehen. Hier ein Schema in der Leber, das ist ein
Computer-Tumorgramm mit großen Metastasen in der Leber, die den Patienten wahrscheinlich sicher bald
töten werden. Hier so sieht es der Chirurg, hier ist ein Zintigramm. Noch mal zusammengefasst,
etwa 90 Prozent aller krebsassociierten Todeszwelle entstehen durch Metastasen. Im Primärtumor kann man
oft sehr gut in den Griff bekommen, durch Chirurgie, durch Bestrahlung, durch Chemotherapie. Aber für
Metastasen gibt es bis heute keine spezifische Therapie, wie Sie wissen. Und um das zu ändern,
müssen wir die zugrundelegenden Mechanismen verstehen. Hier noch mal ein Beispiel am
Darmkrebs, wie entscheidend die Metastasierung oder das Stadium ist. Wenn man früher Stadien hat oder
Stadien, wo noch keine Metastasen vorliegen, zum Beispiel Stadium 1 und 2, die sich in der Eindringtiefe
und Größe des Tumors unterscheiden, so ist, und das ist eine etwas ältere Statistik, hat sich
möglicherweise etwas verbessert, so ist die Überlebensrate sehr hoch. Selbst von großen
Tumoren im Darm ist die Überlebensrate bei über 80 Prozent. Ein Sondertipp der Metastasen, die Sie
auch kennen, sind Lymphknotmetastasen. Also wenn die Ausbreitung nur bis zum nächsten Lymphknoten
stattfindet, auch da ist die Überlebenschancen noch nach fünf Jahren sehr hoch. Anders sieht es
aus bei Fernmetastasen, über die ich heute spreche. Metastasen in fremde andere Organe,
wie in die Lunge, in die Leber, ins Gehirn, dann sinkt die Überlebensrate dramatisch.
Es hängt auch von der Tumorart ab. Wenn man jetzt zum Beispiel mal den Brustkrebs hernimmt, gibt es
verschiedene Formen. Drei wichtige sind jetzt hier mal genannt, die luminale, der luminale
Brustkrebs, ein R2-Positiver und was Sie vielleicht auch schon manchmal gehört haben,
ein triple negative Brustkrebs. Wenn man dann anschaut, die Wahrscheinlichkeit oder die Häufigkeit
der Metastasierung, dann zeigen sich deutliche Unterschiede. Der triple negative ist eine sehr
aggressive Form, die schnell zu Metastasen führt und wenn Sie hier die Zeitachse sehen, in Monaten,
also bis zu zehn Jahren, 60 Monate, ist diese berühmte fünf Jahre Überlebenszeit und auf der
Y-Achse die Häufigkeit oder die prozentuale Auftreten von Metastasen anschaut, so sieht man
am Anfang, es sind keine Metastasen da und nach einer gewissen Zeit sinkt die metastasenfreie
Überlebensrate und die ist deutlich, die Metastasenrate ist deutlich höher bei diesem
triple negative Brustkrebs im Vergleich zu den beiden anderen Formen. Das heißt auch Tumor und
Krebs ist nicht gleich Krebs selbst bei einem bestimmten Organ, von dem man ausgeht. Und diese
triple negative hat eben eine besonders schlechte Prognose am Anfang, aber Sie sehen auch, dass nach
fünf Jahren Patienten, wenn sie das überlebt haben, haben sie es überlebt, dann treten auch
keine Metastasen mehr auf statistisch. Bei den anderen Fällen, bei diesem luminalen, da geht es
sehr langsam, aber es hört nie auf. Die Möglichkeit, dass sich Metastasen
entwickelt, die nimmt nie ab. Und auch das ist zum einen interessant, aber auch entscheidend,
Presenters
Prof. Dr. Thomas Brabletz
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:51:38 Min
Aufnahmedatum
2024-07-11
Hochgeladen am
2024-07-12 13:36:03
Sprache
de-DE
Obwohl es in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte gab, ist Krebs immer noch eine oft tödliche Krankheit. Nur bei etwa 30 Prozent der Patient/-innen gelingt es trotz moderner Therapien die Krankheit langfristig zurückzudrängen. Am fatalsten sind dabei Metastasen – sie sind für mehr als 90 Prozent der Todesfälle in Zusammenhang mit Krebs verantwortlich – sowie die Entwicklung von Resistenzen gegen Therapien. Innerhalb eines Tumors gibt es Krebszellen, die genau dafür – Metastasen, Therapieresistenz und Krankheitsrückfall – verantwortlich sind. Diese Krebszellen sind in der Lage, ihre Eigenschaften vorübergehend so zu verändern, dass es ihnen möglich ist, durch den Körper zu wandern, um an anderer Stelle Metastasen zu bilden. Bislang lassen sich diese Zellen noch nicht gezielt angreifen. Prof. Thomas Brabletz Ziel ist es, diese Krebszellen auf molekularer Ebene zu charakterisieren, um so neue Behandlungsstrategien gegen Metastasen und Resistenzen zu entwickeln.