9 - Pathovideo - Polyzystische Nephropathie [ID:3383]
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Zu Sehen ist eine deutlich vergrößerte und mit Zysten übersäte Niere.

Die reichlichen, bis zu 4 cm großen und mit klarer oder durch Einblutung entstandener rötlich trüber Flüssigkeit gefüllten Zysten

sind typisch für die autosomal dominante Form der polyzystischen Nephropathie.

Diese, kurz ADPKD genannte Nephropathie, hat eine Inzidenz von 1 zu 1000

und ist die häufigste lebensbedrohliche Erbkrankheit des Menschen.

Die Zystenbildung beginnt bereits im Jugendalter, wird jedoch erst zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr symptomatisch.

Patienten klagen über Flankenschmerz, häufige Harnwegsinfekte, Nierensteine und Hämatorie.

Klinisch auffällig sind außerdem eine renale Hypertonie, im Tastbefund beidseitig stark vergrößerte Nieren,

sowie eine doch exzessive Zystenbildung verursachte, fortschreitender Funktionsverlust der Nieren.

Vereinzelte Zysten können sich auch außerhalb der Nieren bilden, vor allem in Leber, Pankreas und Milz.

Genetisch unterscheidet man Mutationen auf zwei verschiedenen Genen, die zu ADPKD führen können.

Die bei 85% der Patienten vorkommende Mutation, das auf Chromosom 16 vorkommende PKD1-Gens,

bewirkt eine Fehlbildung des Membranproteins Polycystin 1.

Diese häufigere Variante der ADPKD ist gleichzeitig auch die gravierende Reform,

da sie bereits im Alter von ca. 50 Jahren zu terminalen Niereninsuffizienz führt.

Bei der etwas selteneren, milderen Variante, die eine terminale Niereninsuffizienz durchschnittlich erst im Alter von 70 Jahren bewirkt,

ist eine Mutation des für Polycystin 2 kodierenden und auf Chromosom 4 lokalisierten PKD2-Gens ursächlich.

Beide Polycystinproteine sind Bestandteil eines in den epithelialen Zellen der Niere vorkommenden Zylienzentrumehrkomplexes.

Die momentan vorher-schnittteorie der Pathogenese der ADPKD besagt, dass die einzelne unbewegliche Zylie,

die von der apikalen Seite der epithelialen Zelle ins Tupoluslumen ragt, wichtig ist für das Erkennen der Zellpolarität,

der Flussrichtung und der Scherkraft im Tupolussystem.

Durch das Fehlen oder gestörte funktionierende Polycystinproteine richten sich die Tupolus-Epithelzellen verkehrt aus,

proliferieren und sorgen für verstärkte Sekretbildung, was letztendlich zur Zystenbildung im gesamten Nierenparanchym führt.

Da die Polycystinproteine auch Bestandteil der Glattenmuskulatur sind, kommt es bei ca. 20% der Patienten zu Aneurysmen im Zirkulus villisi

sowie zu kardiovaskulären Anomalien wie z.B. einem Metralklappenprolaps.

Eine aus einem Aneurysmer resultierende Blutung ist die zweithäufigste Todesursache bei ADPKD-Patienten.

Neben der autosomal dominanten polycystischen Nierenerkrankung gibt es auch noch die seltenere autosomal-rezessive polycystische Nephropathie.

Diese, auch infantile polycystische Nephropathie genannte Erkrankung, ist bereits bei der Geburt durch eine manifeste Zystenbildung gekennzeichnet.

Wie bei der Erwachsenenform ist ein Membranprotein des Cylindeszentromerkomplexes betroffen.

Anders als bei der ADPKD handelt es sich hier jedoch um das auf dem PKDH1-Gen codierte Fibrocystin.

Auffällig ist, dass es hier immer zu einer begleitenden Zystenbildung in der Leber kommt.

Im Laufe der Krankheit kommt es außerdem zur Fibrose der Gallengänge sowie zur Leberzirrhose.

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:04:21 Min

Aufnahmedatum

2013-11-18

Hochgeladen am

2014-04-27 00:58:09

Sprache

de-DE

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