Hallo liebe Zuhörer, im heutigen Medcast dreht sich alles um die Mukoviszidose. Viel Spaß!
Wehe dem Kind, was beim Kuss auf die Wange salzig schmeckt. Es ist verhext und muss bald sterben.
Im 17. Jahrhundert wurde Mukoviszidose oder auch zystische Fibose, CF, am salzigen Schweiß eines
Kindes erkannt und war therapeutisch nicht in den Griff zu bekommen, weshalb die Krankheit oft
früh letal endete. Durch eine frühzeitige Diagnose und moderne Therapiemöglichkeiten
konnten deutliche Fortschritte in der Versorgung von CF-Patienten erzielt werden.
Wie ist die Pathophysiologie der Mukoviszidose? Die Mukoviszidose entsteht durch eine Mutation
im CFTR-Gen, Cystic Fibrosis Transmembrans Conductance Regulator. Der epitheliale
Chloridkanal ist dadurch defekt. Durch den eingeschränkten Chlorid-Ionentransport und
der damit einhergehenden gestörten Wassersekretion kommt es zu einer Störung des Flüssigkeits-
und Elektrolythaushaltes in verschiedenen Organen. Es bildet sich zähe Sekret, welches Organgänge,
Verstopft und Entzündungen verursacht. Die Mukoviszidose ist also eine Systemerkrankung,
welche zur Sekretionsstörung aller Drüsen führt. Betroffen sind unter anderem Lunge,
Pankreas, Leber, Magen-Darm-Trakt, Nasennebenhöhlen und das Fortpflanzungssystem. Pferd schleiben in
diesen Organen für zu erheblichen Funktionseinbußen. Welche Rolle spielt die Genetik bei Mukoviszidose?
Es ist die häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung in Deutschland. Ungefähr eins von 2500 Neugeborenen
leidet in Deutschland an Mukoviszidose und somit werden etwa 300 Kinder pro Jahr mit Mukoviszidose
geboren. Die Mutation befindet sich auf dem langen Arm von Chromosom 7. Die Krankheit wird
autosomal rezessiv vererbt. Es erkranken Homozygote und Compound-Heterozygote. Jeder 25. in der
caucasischen Allgemeinbevölkerung ist Heterozygoter, Überträger der CF. In Asien und Afrika ist die
Krankheit deutlich seltener. Es sind über 2000 Mutationen des CFTR-Gens mit sehr unterschiedlicher
Ausprägung bekannt, wobei nur etwa 300 tatsächlich Mukoviszidose verursachen. Eine Klasse I-Mutation,
welche ca. 10% aller CF-Patienten haben, führt zu einem 100%igen Funktionsverlust, da keine Kanäle
synthetisiert werden. Bei der Klasse II-Mutation sind Proteinreifungen des CFTR-Kanals die Prozessierung
unter intracelluläre Transport des Kanals gestört. Der Kanal erreicht in der Folge die
apikale Epitel-Oberfläche nicht. Über 80% der CF-Patienten sind der Mutationsklasse II zuzuordnen.
Die häufigste Mutation der Mutationsklasse II in Deutschland, 70%, ist eine Delition mit dem
Namen F508DEL. Die Klasse III-Mutation führt dazu, dass der Kanal geschlossen bleibt. Bei der Klasse
IV-Mutation ist der Chlorid-Ionenfluss aufgrund einer verminderten Leitfähigkeit reduziert. Die Anzahl
funktionsdurchsicher Kanäle ist bei der Mutationsklasse V wegen einer reduzierten
Syntheseleistung vermindert. In der Mutationsklasse VI wird zwar ein funktionsfähiges CFTR-Protein
gebildet, dieses ist aber in der Stabilität reduziert und wird daher vermehrt degradiert.
Wie diagnostiziert man die Mukoviszidose? Die frühzeitliche Diagnose ist essentiell,
um massive Endorganschäden, wie zum Beispiel den Verlust von Lungenfunktionen, zu vermeiden.
Im neugeborenen Screening werden das immunreaktive Trypsinogen IAT und das
Pancreatitis assoziierte Protein PAP aus Trockenblut bestimmt. Durch den zähen
Schleimen in der Bauchspeicheldrüse gelangt mehr Trypsinogen in die Blutbahn als beim Gesunden.
Beim Schweißtest der Pylokapin-Iontopherese mit Pylokapin und Reißstrom ungefähr in der dritten
oder vierten Lebenswoche wird die Chloridkonzentration im Schweiß gemessen. Die
Schweißtropfen laufen in das Messgerät hinein, welches wie eine Armbanduhr getragen wird.
Normal beträgt die Chloridkonzentration kleiner 30 mmol pro Liter. Ein Wert größer 60 mmol
pro Liter ist sicher pathologisch und bei CF liegt die Chloridkonzentration klassischerweise
größer 90 mmol pro Liter. Auch die genetische Analyse ist sinnvoll und gefordert. Die Bestimmung
der genauen Mutation ist relevant, da mutationsspezifische Therapien verfügbar sind.
Was sind Komplikationen bei Mukoviszidose?
Früherste Manifestation bei 15% der Patienten der Mukoviszidose ist der Mekoniumilius.
Das distale intestinale Obstruktionssyndrom DIOS ist spezifisch für Mukoviszidose. Beim DIOS
kommt es aufgrund des eingedickten Darminhaltes zur Obstruktion im terminalen Ilium und im
proximalen Colon. Heranwachsende leiden unter einer Gedeistörung. Die gesteigerte Schweißsekretion
führt zu einem hohen Kochsalzverlust im Schweiß und bei Kindern gegebenenfalls zu einem
Presenters
Timo Mihatsch
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:07:44 Min
Aufnahmedatum
2019-11-05
Hochgeladen am
2019-11-05 16:01:28
Sprache
de-DE
Mukoviszidose, Cystische Fibrose (CF)