25 - Mythos Barrierefreiheit [ID:121]
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Guten Tag und vielen Dank, dass ein paar zurückgekommen sind. Da stehe ich nicht so alleine hier.

Mythos Barrierefreiheit klingt erstmal sehr geheimnisvoll, ist kein Geheimnis dahinter, aber verschafft mir zumindest ein paar neugierige Zuhörer.

Worum geht es mir? Ich werde Ihnen keine Grundlagen der Barrierefreiheit hier vermitteln, kein Was und Wie, nur ein Teil Warum.

Deswegen auch die Definition, was ein Mythos überhaupt ist. Im Prinzip nur eine Erklärung eines Sachverhalts, wird umgangssprachlich auch als Lüge und Unwahrheit gleichgesetzt.

In dem Fall werde ich natürlich versuchen, mögliche Unwahrheiten in dem Fall auszuräumen.

Warum sollten wir überhaupt barrierefrei sein? Sollten wir es denn?

Zählen wir mal die gängigen Argumente für die Barrierefreiheit auf, die heute auch schon von den Vorrednern teilweise angesprochen wurden, fand ich in dem Sinne ganz nett.

Da werden wir als erstes natürlich mit den gesetzlichen Vorgaben konfrontiert, von 2002 vom Behindertengleichstellungsgesetz abgeleitet.

Die barrierefreie Informationstechnikverordnung, BITV, wie einige sagen, mittlerweile verordnet auf Bundesebene und die Länder Brandenburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen haben sie ebenfalls verabschiedet.

Dann immer wieder zu hören, der beste Zugang für Behinderte, manche reduzieren es dann noch auf Design für Blinde.

Sinkende Übertragungskosten dank schlankerer Programmierung wurden vorhin schon angesprochen.

Geringerer Pflegeaufwand der Seiten, eine beste Suchmaschinenpositionierung, wichtig für jeden, der irgendwo wirtschaftlich tätig ist und seine Kunden zusammenkriegen möchte.

Und dann wird oft noch von den Agenturen, die meinen, sie können es, aber dann doch nicht so firm sind, behauptet, es kostet nichts, wenn man sowieso neu anfängt.

Die Frage ist, stimmt das denn überhaupt?

Drehen wir mal genau diese Argumente alle ins Gegenteil um.

Wenn wir uns die gesetzlichen Vorgaben mal anschauen, am Beispiel Bayern, weil wir gerade hier sind, wurde angesprochen, seit 2003 gibt es das Gleichstellungsgesetz und bis zum Jahresende soll eine bayerische BITV fertig werden.

Dazu gibt es morgen noch einen Vortrag, im Targungsprogramm steht da Herr Ganzer drin, wie ich gehört habe, wird der ersetzt durch den Herrn Klaus.

Da können Sie sich dann zur BeiBITV informieren.

Sie gilt in dem Fall, wenn sie ratifiziert wird, verpflichtend für die Behörden des Freistaates und die Staatsanwaltschaften.

Für Gemeinden, Gemeindeverbände wird sie dann nur noch empfohlen.

Welche Wirksamkeit so eine Empfehlung hat, können Sie sich selber ausmalen, stellen Sie sich vor, die Straßenverkehrsordnung wird auf Bundesebene für Bundesstraßen, Autobahnen verpflichtend eingesetzt.

Und in den Städten und Gemeinden ist es dann nur eine Empfehlung.

Das ist sicherlich eine Form der Wirtschaftsförderung dann fürs Bestattungswesen.

Sie gilt ausdrücklich nicht für den Bayerischen Rundfunk und die Bayerische Landeszentrale für neue Medien.

Da verkleife ich mir jetzt die Kommentare, die haben wahrscheinlich mit dem Internet gar nichts am Hut.

Und sie gilt auf jeden Fall nicht für die private Wirtschaft.

Da können die also immer sagen, geht mich nichts an mit der Barrierefreiheit.

Einem Maschinenbauer zu erklären, dass Barrierefreiheit ein guter Zugang ist für Behinderte, wird ja auch sagen, ich bin Kranbauer, ich stelle Druckmaschinen her, was interessieren mich die Behinderten?

Genügend kleinere und mittlere Webauftritte basieren auf irgendwelchen Pauschalverträgen mit den Providern.

Da sagt auch jeder, sinkende Übertragungskosten interessiert mich nicht, ich zahle eh eine Pauschale.

Der Pflegeaufwand, kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, ist in der Regel höher als ohne die Barrierefreiheit.

Bessere Suchmaschinenpositionierung. Schauen Sie mal bei Google rein, wenn Sie Ihren Notebook dabei haben und einen Zugang haben.

Geben Sie mal Brille ein, wenn wir uns im Bereich Behinderungen bewegen.

Sie kriegen als allererstes die einschlägig bekannten, den Vielmann, der ist mit nicht barrierefrei, dann zwei Wikipedia-Einträge und als viertes dann das Kuratorium Gutes Sehen, auch nicht barrierefrei.

Man kommt also offensichtlich ohne Barrierefreiheit auch ganz gut auf die ersten Plätze.

Die Kosten, Barrierefreiheit, auch wenn es andere Leute anders sehen, verursacht anfangs immer mehr Kosten. Sie müssen an der Konzeption ein bisschen intensiver feilen.

Sie müssen alle Beteiligten intensiv schulen. Sie müssen teilweise erst einmal Überzeugungsarbeit leisten, dass die Leute bereit sind, sich auf das Thema einzulassen.

Insofern könnte man sich fragen lassen, was dann lieber nicht gleich sein.

Betrachten wir einmal, warum sind wir denn überhaupt im Internet, was machen wir dort?

Wir wollen was verkaufen, wir wollen selber einkaufen, wir wollen kommunizieren, wir wollen durch Online-Angebote Zeit und Personal sparen.

Können wir es uns da leisten, irgendjemanden, ob er behindert ist oder nicht behindert ist, von unseren Angeboten auszuschließen?

Daraus entsteht die nächste Frage, schließen wir denn überhaupt irgendjemanden aus von unseren Angeboten?

Wie gehen wir ins Web? In der Regel über die Festanschlüsse, die wir im Büro, zu Hause, sonst wo haben,

vom Modem bis zum Fernsehkabel mit den verschiedensten Computern, Betriebssystemen, Browser-Modellen.

Wir gehen zunehmend mobil ins Internet, vom Notebook, Handy, PDA, über irgendwelche Navigationssysteme, Spiele, Konsolen, was weiß ich, was uns da in der Zukunft alles noch erwartet.

Web-fähige MP3-Player oder sowas. Die Anteile mobiler Zugänge steigen ständig, dafür sorgen schon die Mobilfunkanbieter mit ziemlich aggressiver Werbung.

Die ersten Anbieter reagieren, nicht unbedingt richtig, aber hier als Beispiel mal Neckermann,

die für mobile Geräte einen separaten, abgespeckten Shop eingerichtet haben, auch noch mit dieser Top-Level-Domain Mobi.

Das hätte man mit einem barrierefreien Web-Auftritt auch erschlagen können, ohne da eine Sonderversion zu bauen.

Der mit am weitesten verbreitetste Mythos ist, dass barrierefrei gleich behindertengerecht oder noch schlimmer Webdesign für blinde bedeutet.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Rainer Schlegel Rainer Schlegel

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:40:59 Min

Aufnahmedatum

2006-09-28

Hochgeladen am

2017-07-04 10:17:26

Sprache

de-DE

Was in der Beratungs- und Entscheidungsphase häufig vergessen, verschwiegen oder aus Unkenntnis ungenügend behandelt wird: Warum Barrierefreiheit mehr ist als Webdesign für Blinde. Warum sie nicht auf Knopfdruck funktioniert. Was barrierefreie Webseiten für Ihr Unternehmen/Ihre Institution wirklich leisten können und was sie kosten. Als Entscheider in Wirtschaft und öffentlichen Institutionen erhalten Sie Argumentationshilfen und Tipps für den Umgang mit Anbietern barrierefreier Webauftritte.

Tags

Barrierefreiheit barrierefrei
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