221 - Progressive Enhancement als Praxisbeispiel: Moderne barrierefreie User Interfaces in der interdisziplinären Entwicklung [ID:1008]
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Herzlich willkommen und einen schönen guten Morgen.

Ich freue mich, dass Sie so zahlreich trotz der frühen Stunde erschienen sind und trotz der vielleicht auch etwas längeren Party gestern Abend.

Thema heute Morgen zum Einstieg Progressive Enhancement, untertitelt mit Barriere, moderne barrierefreie User Interfaces in der interdisziplinären Entwicklung.

Das ist nicht um progressive enhancement als Technologie an sich, sondern wie es im Team, wie wir es im Agenturalltag erleben und diskutieren.

Ganz kurz zu uns vorgestellt, mein Name ist Mirko Erwig, ich bin Front- und Backend-Entwickler bei Desire seit zehn Jahren und mache auch den Bereich Teamleitung und Online-Evelopment.

Mein Kollege aus Österreich, Konzeption und Informationsarchitekt, ebenfalls seit zehn Jahren bei Desire in Köln.

Desire ist eine kleine Agentur, wir sind jetzt in knapp 40 Leuten, wir sind eine Agentur für digitales Marketing und machen Konzeption, Screen Design, Programmierung und Betreuung von Web-Applikationen und Web-Auftritten für Kunden wie WZ.Ga, für Aktion Mensch, Paffenerie, Douglas und Swarovski etc.

Bevor wir jetzt richtig einsteigen, möchte ich das große Thema Progressive Enhancement noch mal ganz kurz so glossarmäßig erläutern.

Ich weiß nicht, wie weit Ihnen die Begrifflichkeit Progressive Enhancement bekannt ist oder Sie das Thema schon mal beschäftigt haben.

Um jetzt alle mal ins Boot zu holen, möchte ich ganz kurz ein paar Worte darüber parlieren.

Progressive Enhancement ist weder eine Programmiersprache noch eine Programmierunggebung, sondern es ist eine Methode, eine Vorgehensweise in der Webentwicklung, primär in der Frontendentwicklung, die eine barrierefreie und semantische Umsetzung und Trennung von HTML-Code und Gestaltung voraussetzt und den Inhalt einer Website und die Struktur in den Mittelpunkt stellt und diese dann in mehreren Stufen anreichert.

Progressive Enhancement ist bereits seit 2003, taucht dieser Begriff das erste Mal auf.

Er wird jetzt in den letzten Jahren und Monaten teilweise auch kontrovers diskutiert. Ist es eine Methode, die man umsetzen kann oder sollte?

In der Theorie ist es erstmal genau der richtige Weg, um halt auch barrierefreie Websiten umzusetzen.

Der Grundgedanke ist, das wichtigste, was wir haben auf einer Website ist der Inhalt der Content.

Das ist der Kern der Website, den bieten wir an, erstmal für alle Besucher, für alle User-Agents, also Browser in gleicher Form.

Und genau diese Struktur, dieser Inhalt wird dann angereichert in mehreren Stufen, sodass die Browser, die das dann interpretieren können, sich genau das herausnehmen, was sie interpretieren können und wozu sie in der Lage sind.

Also um den Kern, der Dave Stewart heißt mal, mit einer Metapher dargestellt von so einem M und M.

Das wichtigste in der Mitte ist die Erdnuss. Außenrum kann man dann den Präsentationslayer, also das CSS, zur visuellen Darstellung des HTML-Codes, des eigentlichen Inhalts der Seiten legen.

Und darum kommt dann noch die Zuckergussschicht, welche dann so das kleinzeitige Scripting mit JavaScript, also die Anreicherung des Nutzerinterfaces mit Interaktivität darstellt.

Auf der anderen Seite der Medaille steht noch die Graceful Degradation. Das ist ein anderer Begriff, der einen ähnlichen Ansatz verfolgt, aber genau in die andere Richtung, wo Progressive Enhancement von unten nach oben denkt oder von innen nach außen ist Graceful Degradation.

Da steht die Präsentation im Vordergrund. Ich entwickle erstmal das große Paket für alle gleich und muss dann schauen, auf welchem Browser, auf welcher technologischen Umgebung treten Fehler auf, wo etwas falsch interpretiert wird,

um diese Fehler dann möglichst würdevoll abzufangen und die Browser dann wiederum ins Brot zu holen oder ihnen zu sagen, sorry, hier ist ein Fehler.

Es gibt eine ganze Latte von erwarteten Vorteilen bei Progressive Enhancement. Erwartete Vorteile deswegen, weil nicht unbedingt in jedem Projektscope, in jeder Umgebung auch jeder Vorteil wirklich erreicht werden kann.

Primäre Vorteile sind, dass die Nutzer, die mit älteren oder weniger funktionsfähigen Browsern die Seite besuchen, trotzdem eine voll funktionsfähige Seite bekommen, also den Inhalt komplett navigierbar dargestellt bekommen.

Und die Browser und die Nutzer, die bessere, modernere Browser haben, auch das angereicherte User-Interface und das noch bessere Seitenerlebnis dann auch wahrnehmen können.

Weitere Vorteile, die man sich erwartet sind, dass man weniger Hacks einsetzen muss, wobei ganz ohne Hacks wird es nie gehen, glaube ich, dass man schlankeren Code rausbekommt, damit auch eine bessere Performance der Seite, weil weniger HTML-Code mit irgendwelchen Workarounds geladen werden muss.

Und mitunter auch eine kürzere Entwicklungszeit bei den Projekten, was wir auch in der Erfahrung in den letzten Monaten feststellen durften, dass es durchaus funktionieren kann.

Das Thema beschäftigt uns, also diese Diskussion ist jetzt irgendwie seit ein paar Monaten, die wird teilweise wirklich sehr kontrovers geführt.

Es gibt sehr verschiedene Ansätze, wie man Progressive Enhancement umsetzen kann. Der Grundgedanke ist ein sehr guter.

Aber wir haben uns halt gefragt, wie kann man das auf den Agenturalltag, wie wir ihn leben, übertragen? Geht es überhaupt, das zu übertragen?

Oder gibt es Umstände, wo Progressive Enhancement vielleicht nicht der 100 Prozent dogmatisch bedachte richtige Weg ist, wo man dann vielleicht irgendwie Schleichwege gehen kann oder sollte?

Ja, genau. Also Progressive Enhancement ist ein Thema, diesen Begriff gibt es seit 2003 und es gibt eine ganze Menge von Literatur dazu.

Und wir haben uns dann die Frage gestellt, ist es jetzt ein alter ausgelatschter Schuh? Ist dazu alles bereits gesagt? Ist es überhaupt ein Thema für einen Vortrag?

Weil es einfach so allgemein akzeptiert ist, dass es da gar keine Diskussion mehr drüber gibt.

Auf der anderen Seite bin ich gerade vor ein paar Monaten über einen leider sehr kurzen Blogartikel von dem geschätzten Kollegen Erik Eggert gestoßen,

der gesagt hat, Progressive Enhancement ist dead und da sagt er, sinngemäß, das war vor ein paar Jahren mal eine super Sache, als die Browser noch nicht so leistungsfähig waren.

Inzwischen haben wir aber einen höheren Qualitätslevel erreicht, deshalb können wir jetzt wieder zur Graceful Degradation übergehen und das soll unser erstes Prinzip sein.

Und da haben wir uns gefragt, was ist jetzt Progressive Enhancement? Ist es eine allgemein akzeptierte Methode? Ist es die zweitbeste Methode oder ist es ein Thema, das eigentlich tot ist?

In anderen Worten, ist es jetzt der Königsweg für die Webentwicklung oder ist es eine Sackgasse?

Nächste Frage, ist es ein Thema, das nur für Webdesigner interessant ist?

Klar, es geht am Ende darum, Progressive Enhancement ist Code, aber haben damit die anderen Leute, die in so einem Projekt stecken, haben die da auch noch was mit zu tun?

Und wir glauben, dass der Code, der Frontend-Code, den man da hat, ist das Ergebnis eines Prozesses.

Und dieser Prozess, der hat sehr, sehr vielfältige Ausprägungen.

Und der Weg, wie man zu dem Code gelangt, der ist häufig sehr, sehr verschlungen. Also wir kennen das selber, da geht es um Iteration, Iteration, Iteration, plötzlich mischt sich der ein, plötzlich mischt sich der ein.

Und das heißt für uns, dass derjenige, der den Frontend-Code entwickelt, der in Anführungszeichen Webdesigner, auf den Begriff gehe ich gleich nochmal ein,

kann die Methode seiner Wahl vielleicht nicht immer so autonom bestimmen, wie er es eigentlich gerne möchte.

Und den Weg dorthin, das sind die Prozesse, wie man zu dem Code kommt.

Und in der Literatur geht sehr, sehr viel, in der Diskussion geht es sehr, sehr häufig darum, wie mache ich das jetzt richtig.

Aber sehr, sehr wenig darum, welche Prozesse führen eigentlich dahin.

Teil einer Videoserie :

Presenters

Christian Oestreich Christian Oestreich
Mirko Erwig Mirko Erwig

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:39:11 Min

Aufnahmedatum

2010-10-07

Hochgeladen am

2011-04-11 13:53:28

Sprache

de-DE

Der Vortrag befasst sich mit der Zusammenarbeit innerhalb eines Projektteams, um barrierefreie Websites zu realisieren, die dem Gedanken des Progressive Enhancements folgen.

Tags

Zusammenarbeit Projektteams Gedanken Websites Mirko Erwig Christian Oestreich barrierefreie Progressive Enhancements
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