Ja, einen schönen guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studierende. Ich danke Ihnen auch sehr herzlich, dass Sie es bei diesen Temperaturen
gewagt haben, das Haus zu verlassen und hierher gekommen sind, mit mir sich auf Reisen zu begeben,
in ferne Länder, in ferne Zeiten, entlang der Seidenstraßen und vielleicht hilft Ihnen diese
Temperatur zumindest ein bisschen, sich auch einzufühlen, wenn ich dann davon spreche,
dass es ja auch Wüstengegenden gibt und so weiter, die man als Händler und Reisender entlang der
Seidenstraßen durchqueren musste. Ich selbst bin Archäologin und Kunsthistorikerin und ich beschäftige
mich mit den Zeugnissen der materiellen Kultur vergangener Gesellschaften. Es wird also um die
historischen Seidenstraßen gehen. Und zu den Forschungen, die wir an meinem Lehrstuhl für
christliche Archäologie an der FAU durchführen, zählt ein Projekt zur materiellen Kultur des
frühen Christentums jenseits der östlichen Grenzen des römischen Reiches entlang der
Seidenstraßen. Und darüber möchte ich Ihnen heute gerne berichten. Das Projekt gehört aus
fachlicher Perspektive in den Bereich der sogenannten Globalarchäologie oder Global Archaeology und Sie
werden gleich sehen natürlich, weshalb das so ist. Der Begriff der Seidenstraßen ist seit einigen
Jahren wieder sehr aktuell geworden, seitdem China große Anstrengungen unternimmt, Wirtschaftskorridore
für den Warenverkehr nach Europa auszubauen. Diese Korridore bestehen aus mehreren transkontinentalen
Bahnverbindungen, die vorrangig durch Russland und Kasachstan verlaufen und Containerzüge in etwa
20 Tagen von China nach Europa bringen können. Ergänzt werden diese Bahnstrecken durch große
Highways, die beispielsweise durch Pakistan zu Verladehäfen am Indischen Ozean führen und ein
ganzes Netz von Häfen entlang des afrikanischen Kontinents und dem Indischen Ozean, die die
sogenannten Maritimen Seidenstraßen bilden. Ich weiß nicht, wie gut Sie das im Saal hier sehen
können, aber ich versuche das jetzt hier mal mit dem Pointer, dass Sie eben sehen können, hier diese
gestrichelten Strecken sind eben die Bahnstrecken, die durch Kasachstan und Russland führen und Sie
sehen dann hier zum Beispiel diese großen Highways, die von China aus zu den Häfen am Indischen
Ozean beispielsweise gebaut werden. Mit diesem Netz verschiedener über Land Hauptrouten durch Eurasien,
an das sich verschiedene Querrouten und regionale Verkehrsverbinderungen anschließen und das eben
durch maritime Routen ergänzt wird, damit schließt China an ein Konzept an, das sich für den
transkontinentalen Handel zwischen Europa, Asien und Afrika bereits in der Antike und im Mittelalter
als Erfolgsmodell etablierte und bewährte. Und eben von diesem antiken und mittelalterlichen
Erfolgsmodell möchte ich Ihnen heute berichten. Wir kennen dieses historische Handelsnetzwerk unter
dem Begriff der Seidenstraße oder auch Seidenstraßen im Plural. Ein Begriff, der durch den
deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen geprägt wurde, den Sie links sehen im Bild und
der zwischen 1868 und 1872 mehrere Forschungsreisen nach China und Zentralasien unternahm. Er
bezeichnete mit dem Terminus der Seidenstraße oder Seidenstraßen auch im Plural Fernhandelsrouten
zwischen dem antiken Mittelmeerraum und China, die durch Zentralasien führten. Sie sehen hier eine
Karte, die von Richthofen publiziert hat auf der rechten Seite und hier sehen Sie die großen
Bergketten in Zentralasien und hier vielleicht so ganz klein können Sie an, dass da so blaue und
rote Striche sind hier im Zentrum und mit denen, das sind die Wegenetze, die Richthofen selbst als
die Seidenstraßen bezeichnete. Und hier eben dem Austausch von Luxusgütern wie beispielsweise
Gewürzen, Edelsteinen und eben den namengebenden Seidenstoffen dienten. Mit den Seidenstraßen
bezeichnen wir auch heute noch an von Richthofen anschließend ein Fernhandelsnetz von Land- und
Seerouten, das etwa zwischen dem zweiten Jahrhundert vor Christus bis etwa ins 15. Jahrhundert nach
Christus den Warenverkehr und kulturellen Austausch zwischen Europa und Ostasien ermöglichte.
Je nach politischen Gegebenheiten, regionalen Stabilitäten und Instabilitäten lassen sich
mehrere Ausbaufasen und Blütezeiten dieses großen Fernhandelsnetzes festmachen. Wichtig ist hierbei,
dass der Handel immer durch einen Austausch zwischen verschiedenen Beteiligten entlang der
Routen erfolgte. Die Waren also in Etappen verhandelt wurden und es nicht im quasi ein
Direkthandeln im Direktverkehr zwischen Händlern an den Endpunkten der Routen zum Handel gekommen
ist. Die Beteiligtengruppen wiesen bezüglich ihrer Lebensweisen große Unterschiede auf,
was auch damit zusammenhängt, dass die naturrömlichen Gegebenheiten sehr unterschiedlich
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:58:16 Min
Aufnahmedatum
2022-07-20
Hochgeladen am
2022-07-26 10:36:51
Sprache
de-DE
Beschreibung
Karawanen, Oasen, Kostbarkeiten – mit der, oder besser „den“ Seidenstraßen verbinden wir nicht nur eines der wichtigsten vormodernen Handelsnetzwerke, sondern auch einen kulturellen Austausch über Tausende von Kilometern von Europa über Zentral- und Südasien nach Fernost. Prof. Dr. Verstegen begibt sich auf genau diese Reise und berichtet darüber, dass sich nicht nur Handelsgüter wie kostbare Seiden, Gewürze und Glaswaren entlang der Seidenstraßen verbreiteten. Genauso waren diese Transportwege ein Ventil für die Ausbreitung technischer Innovationen und religiöser Ideen wie zum Beispiel das frühe Christentum in der Spätantike.