Mein Name ist Stefan Uderhardt, ich bin Arzt in der medizinischen Klinik 3 hier am Uniklinikum,
Rheumatologie, Immunologie und wurde gebeten, hier ein bisschen was über Entzündung vorzustellen
und zu erzählen. Das Ganze wurde als Impulsvortrag betitelt. Impuls bedeutet ohne Struktur,
das heißt ich weiß nicht, was ich erzähle. Wir haben diese Poster vor zwei, nee, vor letztem
Jahr gemacht, das heißt wir werden uns ein bisschen dran ran hangeln und je nachdem,
inwieweit mich meine Impulse leiten und die Sonne auch hier mitspielt. Ich habe mir überlegt,
wir besprechen einfach mal so grundsätzlich, was ist Entzündung, wie läuft es ab, was sind
die Mitspieler, wozu ist es gut und vor allem von uns aus klinischer Perspektive, was passiert,
wenn es schief geht und warum kann es schief gehen. Früher hat man gedacht, jede Entzündung ist
schlecht. Entzündung ist immer eine Reaktion des Körpers, die uns in irgendeiner Art und Weise
schadet. Nichts davon ist gut. Aber tatsächlich hat es irgendwann mal angefangen mit Größen in
der Immunologie, wie zum Beispiel Rudolf Wirchhoff, der irgendwann mal erkannt hat, hey vielleicht ist
nicht alle Entzündung schlecht, sonst gäbe es es vielleicht nicht, vielleicht hat das irgendwie
eine nähere Bedeutung. Und tatsächlich hat Entzündung etwas verdammt Gutes, weil Entzündung
ist das Immunsystem. Das Immunsystem ist dafür da, dass es uns beschützt, vor allem was uns
irgendwie als Energiequelle benutzen will. Falls jemand den ersten Teil von Matrix mal gesehen hat,
genau so was. Also Maschinen oder irgendwelche Dinge wollen die Energie von uns haben, sei es
Parasiten, sei es Krebszellen, sei es irgendwelche Eindringlinge von draußen und das ist das, was
das Immunsystem versucht zu verhindern. Jetzt ist es aber so, dass das Immunsystem anständig
Power hat. Das heißt, das Immunsystem, Immunzellen haben quasi ein Waffenarsenal, was teilweise nicht
so ganz so spezifisch ist und teilweise uns auch kaputt machen kann, was wir täglich eigentlich
in unserem klinischen Alltag sehen können. Um zu verstehen, wie Entzündung funktioniert und vor
allem was schiefgehen kann, muss man erstmal verstehen, wie die einzelnen Schritte in der
Entzündung ablaufen, sodass wir das auch entsprechend im Labor oder in der Wissenschaft
aufschlüsseln können und in irgendeiner Art und Weise auch therapeutisch angreifbar machen. Wenn
man sich überlegt, die einzelnen Schritte der Entzündung, schauen wir mal, ob das so funktioniert,
muss man sich erstmal überlegen, was für Bestandteile das Immunsystem tatsächlich
beinhaltet. Früher ist man recht knallhart vorgegangen und hat gesagt, okay, wir haben das
angeborene Immunsystem und wir haben das erworbene Immunsystem. Mittlerweile muss man aber sagen,
dass so gut wie jede Körperzelle, jeder Faktor sämtliche Organe in irgendeiner Art und Weise
zu einer Immun- und auch zu einer Entzündungsreaktion beitragen können. Das fängt an zum Beispiel mit
der Haut. Die Haut ist tatsächlich unser wichtigstes Organ, an den ein potentieller Feind anprallt. Das
heißt, wenn die Haut nicht in Ordnung ist, ist eine Eintrittspforte. Das ist das, was wir bei
kleinen Mikroläsionen oder so was immer als Eintrittspforte bezeichnen. Also in dem Moment,
in dem es irgendwo blutet, in dem die Haut irgendwo weg ist, da können Erreger reinkommen
und dann kann es losgehen. Das heißt, die Haut ist unsere erste Kontaktbarriere, genauso sämtliche
Schleimhäute, genauso zum Beispiel im Darm die Oberfläche vom Darm. Solange die intakt ist,
ist erstmal der Grenzwahl gesichert und das, was außen ist, kann nicht rein. Das ist ein Prinzip
im Immunsystem und in der Entzündungsmedizin, was ganz wichtig ist, die Kompartmentalisierung. Das
heißt, gewisse Dinge dürfen nur da sein, wo sie sind und müssen da bleiben und dürfen nicht wo
anders rein. In dem Moment, in dem unsere Hautbakterien, von denen wir Milliarden haben,
außen bleiben, in ihrem Kompartiment ist alles gut, sobald die aber das Kompartiment wechseln und
zum Beispiel in die Haut reinkommen, ist es schlecht. Jetzt ist es so, dass unsere Haut einen gewissen
Schutzfaktor darstellt. Was passiert aber, wenn wir zum Beispiel jetzt wie heute
irgendwelche Moskitos oder irgendwelche Messerangriffe, irgendwelche Schäden in
unserer Hautbarriere haben? Was passiert? Die Integrität ist gestört. Zellen gehen kaputt.
In dem Moment, in dem Zellen kaputt gehen, wird das, was normalerweise in der Zelle ist,
nach außen präsentiert. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang, wenn plötzlich zägliche
Zellorgane sichtbar sind. Das ist ein Alarmzeichen für das Immunsystem. Darauf reagieren Immunzellen,
aber nicht nur Immunzellen, sondern alles, was eigentlich in der Haut steckt. In der Haut
Presenters
Prof. Dr. Stefan Uderhardt
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:37:21 Min
Aufnahmedatum
2024-07-17
Hochgeladen am
2024-09-04 17:21:14
Sprache
de-DE
Beschreibung
Beim Wissenschaftspicknick wandert die Forschung ins Grüne! Prof. Dr. Uderhardt gibt spannende Einblicke in die Welt der Entzündungen: Wie entstehen Sie? Wie sehen Zellen des Immunsystems aus und was treiben sie im Verborgenen? Und wie macht man sie sichtbar? Moderne, hochauflösende Bildgebung spielt eine wesentliche Rolle, um entzündliche Vorgänge in Zellen und im Gewebe für unsere Augen sichtbar zu machen und so besser zu verstehen. Dieses Wissen hilft entzündliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, neue gezielte Therapien zu entwickeln und die Entzündung zu stoppen.