Meine Damen und Herren, in diesen Wochen werden zum ersten Mal in der Geschichte
der Menschheit mehr Menschen in Städten leben als auf dem Land. Das ist zumindestens eine
Meldung, die von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen als
Medienmitteilung verbreitet wird. Wir sind uns natürlich als Geografen bewusst, dass es sehr
schwer fällt, überhaupt Städte abzugrenzen und deshalb ist es auch sehr schwierig, Stadtbevölkerung
zu erfassen. Aber diese Meldung zeigt natürlich doch, dass die städtische Bevölkerung unaufhaltsam
wächst und dass dies zum einen mit einem gesellschaftlichen Wandel verbunden ist,
das ist ganz klar, dass sich aber andererseits auch die Frage stellt und zwar immer dringlicher
stellt, wie man künftig mit der Steuerung dieser städtischen Gesellschaften überhaupt umgeht.
Schauen wir uns also zunächst einmal an, welche die Tendenzen der jüngsten Stadtentwicklung,
weltweit sind und hier stellen wir zunächst einmal fest, dass Städte immer stärker ausufern. Das
kann man sehr schön am Beispiel Las Vegas in den Vereinigten Staaten festmachen. Las Vegas ist zur
Zeit diejenige Stadt in den Vereinigten Staaten, die am schnellsten wächst, nämlich ihre Einwohnerzahl
in einer Dekade, wie sie sehen können, fast verdoppelt hat. Ähnliche Dynamiken weist zum
Beispiel Phoenix in Arizona auf, die Konurbation Phoenix, die zurzeit etwa 3,2 Millionen Einwohner
hat und dieses Ausufern der Städte wie auch der Stadt Phoenix findet vor allem in den Vereinigten
Staaten in die Fläche statt, in die Vororte, in die sogenannten Suburbs und das hat eine Dynamik
entwickelt, die einige Fachleute in den Vereinigten Staaten dazu veranlasst hat, gar nicht mehr von
Suburbs zu sprechen, sondern von regelrechten Boomburbs, denn die Vororte etwa von Phoenix
haben in den letzten 40 Jahren ihre Einwohnerzahl verzwanzigfacht und in diesem Wort Boomburb steckt
auch ein lautmalerisches Element, Burb, Englisch der Rülpser, also Städte, die sich wie Rülpser
plötzlich über die Landschaft legen und damit wird eigentlich auch schon sehr eindrücklich
geschildert, welche Dynamik eben diese Stadtentwicklung hat. Die Dimension des städtischen Wachstums
scheint fast keine Grenzen zu kennen, etwa die Konurbation Los Angeles mit etwa 11 Millionen
Einwohnern, dehnt sich inzwischen als geschlossenes Siedlungsband auf 100 bis 160 Kilometer aus und
Tokio in der Fläche etwas kleiner, ist aber mit 33 Millionen Menschen zurzeit die größte städtische
Konurbation dieser Erde und da nimmt sich ein Vergleich mit der Fläche Nürnbergs so aus, also
sie können daran ermessen, wie groß hier zusammenhängende Siedlungsgebiete, städtische
Siedlungsgebiete sind. Vor allem aber ist natürlich von diesem städtischen Wachstum die sogenannte
dritte Welt betroffen. Hier ist dargestellt eine Liste der größten Städte im Jahr 1995, ist es
gar nicht so wichtig, dass sie die einzelnen Städte nicht lesen können, wichtig ist, dass sie die
ersten drei Rangplätze sich einmal anschauen und dann stellvertretend für viele Großstädte,
viele Metropolen der dritten Welt einfach mal die Entwicklung von Lagos ansehen. In diesem Jahr 2005
ist Lagos von einem Rangplatz 29 vor zehn Jahren schon auf Rangplatz 17 vorgerückt, während sich
auf den oberen Rangplätzen so sehr viel nicht mehr tut. Da gibt es schon noch eine Dynamik,
aber sie ist nicht ganz so gravierend und in wiederum zehn Jahren wird Lagos, wenn es so weiter
geht, die neuntgrößte Metropole dieser Erde sein. Also die Dynamik dieses Ausuferns ist in
Entwicklungsgesellschaften noch sehr viel größer als in den Industrienationen. Das ist nun ein
satsamenbekanntes Bild aus diesen Metropolen, denn mit diesem Städtewachstum geht natürlich auch ein
Heer, eine unglaublich große Bevölkerungsentwicklung. Die Städte können nicht mehr adäquaten Wohnraum
zur Verfügung stellen und viele Menschen, Millionen von Menschen sind gezwungen in informellen Siedlungen,
in Slam, unter Slam-Bedingungen eben zu leben, wie etwa hier diese Müllsammler in Kairo, die von der
Verwertung des städtischen Mülls leben. Es gibt in der 15 Millionen-Metropole Kairo keine offizielle
Müllabfuhr, sondern diese Müllabfuhr wird von diesen Menschen getätigt. Und damit sind wir bei
dem Problem der Umweltbelastung, einmal das große Flächenwachstum, aber zum anderen auch eine sehr
schnelle und starke Verdichtung. Das Beispiel Hongkong kann hier herhalten für eine der am
dichtesten besiedelten Orte dieser Erde mit 28.000 Einwohnern pro Quadratkilometer, also unglaublich
viele Menschen auf engstem Raum, die hier zusammenleben. Wir haben aber auch in jüngerer Zeit vor allem
einen gegenteiligen Prozess zu beobachten, nämlich Schrumpfen. Städte werden kleiner, bestimmte Städte
werden kleiner. Als Musterbeispiel hierfür gilt Detroit. Detroit hat in den letzten 50 Jahren etwa
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:30:22 Min
Aufnahmedatum
2005-06-09
Hochgeladen am
2018-05-02 13:21:14
Sprache
de-DE