1 - Von der Hollerith-Maschine zum Parallelrechner [ID:488]
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Ich möchte Ihnen heute etwas erzählen, was zum einen etwas in die Vergangenheit zurückführt.

In der Informatik liegt die Vergangenheit vergleichsweise nahe zurück, aber wir werden

schon ins 19. Jahrhundert zurückgehen.

Wir werden sehen, dass durch ganz konkrete Probleme technische Innovation entstanden

ist, die ihre Spuren bis in die heutige Zeit auch im Informatikalltag aufweist.

Wir werden zuerst etwas über die Holorithmaschine lernen und wir werden dann sehen, dass ein

Problem, das da auftaucht, nämlich das sogenannte Sortieren, auch heute noch immer etwas ist,

dass man untersuchen kann und dass man da schöne Ergebnisse finden kann.

Um weit zurückzugehen in die Vergangenheit, werden wir uns also mit den Volkszählungen

in den USA beschäftigen, das Problem, das da aufgetreten ist und wie ein heutzutage

auch relativ bekannter Mann, nämlich Hermann Holorith, dieses Problem für die damalige

Zeit gelöst hat.

Die Miniaturisierung hat dann dazu geführt, dass man andere Sachen heutzutage macht, aber

diese anderen Sachen sind auch immer noch etwas, was in der guten alten Zeit damals

aufgetaucht ist.

Ich hatte gerade gesagt, 19. Jahrhundert, Volkszählungen sind aber natürlich noch älter.

Jeder, der die Weihnachtsgeschichte kennt, weiß, dass auch in der Antike Volkszählungen

durchgeführt worden sind.

Die USA haben kurz nachdem sie sich selbst eine Verfassung gegeben haben, auch gesetzlich

festgelegt, dass alle zehn Jahre eine Volkszählung durchgeführt wird.

1790 wurde die erste Volkszählung durchgeführt.

Wir alle wissen, dass die USA ja doch ein Staat ist, der gerade im 19.

Jahrhundert durch Einwanderung sehr stark an Bevölkerung gewonnen hat, sodass natürlich

die Datenmenge immer größer geworden ist.

Der Census, also die Volkszählung von 1880, hat dann 500 Mitarbeiter beschäftigt, also

nicht das Erfassen der Daten, sondern das Auswerten der Daten.

Die haben also im Census Bureau in Washington gesessen und haben die Daten ausgewertet.

Die mussten nach sieben Jahren diese Auswertung abbrechen, weil der Census von 1890 vorbereitet

werden musste.

Das heißt, nach sieben Jahren war ein sehr wichtiger Anteil der Daten, z.B. die Anzahl

der unverheirateten Amerikaner im Jahr 1880, die wurde nie ermittelt, weil die die Volkszählung

– also das Auswerten – abbrechen mussten, um die nächste Volkszählung auch vorzubereiten.

Ich meine, 500 Mitarbeiter – das sind nicht wenige Leute, ich meine 500 Leute, die da

Tag und Nacht nichts machen, die die ganze Zeit nichts anderes machen als da Zahlenkolonnen

aufzustellen, Zahlen zu addieren usw.

Da ist sehr viel, wie man heute sagt, Manpower reingesteckt worden.

Trotzdem musste diese Auswertung nach sieben Jahren abgebrochen werden.

Ja, und dann konnte man so ein bisschen hochrechnen.

1890 würde es, Pi mal Daumen, 50 Millionen Amerikaner geben.

Wenn man die jetzt wirklich auswerten wollte, würde die Auswertung zwölf Jahre dauern.

Naja, aber ganz oben steht, alle zehn Jahre eine Volkszählung.

Wie ich immer gerne sage, das ist ein Problem auch, dass bei der Wettervorhersage durchaus

auftritt.

Man könnte das Wetter sehr viel besser vorhersagen.

Also das Wetter von morgen könnte man sehr viel besser vorhersagen, nur die Laufzeit

wäre zwei, drei Tage, um das Wetter auszurechnen.

Also, wenn man zwölf Jahre lang braucht, um die Auswertung durchzuführen, muss man

irgendwie was machen.

Bei diesen 500 Mitarbeitern, das waren natürlich nicht immer in diesen ganzen sieben Jahren

die gleichen Mitarbeiter, natürlich wurden dann, wie das heute auch ist, studentische

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:02 Min

Aufnahmedatum

2006-04-27

Hochgeladen am

2017-07-06 14:30:17

Sprache

de-DE

Die Geschichte der Informatik ist eng mit einem vertrauten Problem verknüpft: Riesige Datenmengen liegen vor, aus denen Informationen gewonnen werden sollen. Um den notwendigen Überblick zu erhaltenen, der z.B. systematisches Suchen in den Daten ermöglicht, müssen die Datensätze nach bestimmten Kriterien sortiert werden (z.B. alphabetisch nach Namen oder numerisch nach Matrikelnummern usw.). Diese, führt man sie "per Hand" aus, langweilige und fehleranfällige Aufgabe des Sortierens hat schon früh dazu herausgefordert, mechanische und elektronische Maschinen für sie zu konzipieren. Die Entwicklung der Informatik als wissenschaftliche Disziplin ist eng mit der Behandlung des Sortierproblems durch Maschinen verbunden, denn viele entscheidende Neuerungen in der Informatik sind durch die Beschäftigung mit dem Sortieren erfolgt. Dieser Vortrag zeichnet insbesondere den Einfluss der Hollerith-Maschine und ihrer Sortier-Hardware auf die moderne Informatik auf.

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Computer Hollerith-Maschine Parallelrechner
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