Ich würde am liebsten mit drei Bildern anfangen, die ihm zeigen und dann sozusagen sagen, worauf
ich eingehen möchte und was die Schwerpunkte sein sollen, über die ich berichten will.
Und zwar möchte ich drei Tiere, die uns alles Vögel zeigen, hat aber nichts zu sagen, die mit
einer ungewöhnlichen Farbschönheit glänzen. Das eine ist der Pfau, den kennen Sie alle. Es gibt
eine ganze Reihe von Gruppen, wo solche bunten Kleider geradezu die Regel sind, zum Beispiel
die Fasanen, zu denen der Pfau gehört. Die Hühnervögel insgesamt, das ist ein Birkahn,
um auch irgendwie mal ein einheimisches Tier, was von einer solchen erstaunlichen Pracht ist,
zu zeigen. Und hier habe ich noch einen Paradiesvogel, das natürlich auch eine
Gruppe aus Neugienäher, wo es eine ganze Reihe von Paradiesvögeln gibt. Das ist der Strahleparadiesvogel,
die eine unglaubliche Farbenpracht entwickeln, unglaubliche Federstrukturen zeigen und dann noch
jeder dieser Paradiesvogelarten, verschieden vom anderen. Der eine mit gelben Wattebäuschen,
der andere so blau und rot wie dieser hier. Und selbstverständlich gibt es auch eine ganze Reihe
von Vogelgruppen, bei denen das ähnlich ist, zum Beispiel die Mannerkinds in Südamerika. Es ist
nicht auf irgendeine Region der Welt beschränkt. Und ich werde versuchen im Laufe des Referats auch
zu sagen, woran das im Allgemeinen liegt, wenn in irgendwelchen Tiergruppen so ganz erstaunliche
Farbenpracht entwickelt wird. Wie ist es möglich, dass in der Evolution derartige Farbenpracht
entstanden ist? Ich denke, jeder, der die Schönheit der Natur kennt, hat sich schon mal bemerkt,
wie verschiedenartig die beiden eigentlich fast widersprüchlichen Aspekte sind, wenn wir Kunstwerke
sehen, die die Natur hervorgebracht hat. Das eine ist die Schönheit unglaublicher Funktionalität. Wenn
Sie an einen Delfin oder einen Hai denken in seinem Element oder wenn Sie an einen Ader denken, der
über einem Alpental kreist, scheinbar ohne eine einzige Feder zu bewegen und dann plötzlich senkrecht
wie ein Stein runterfällt, um ein Murmeltier zu schlagen, dann haben wir diesen Eindruck einer
perfekten Funktionalität, die uns unheimlich schön vorkommt. Und dann gibt es diese Beispiele,
die ich hier gerade eben vorgestellt habe und von denen ich heute noch eine ganze Reihe auch aus
anderen Sinnesmodalitäten nennen will, das gibt es auch in der Akustik. Denken Sie an die Nachtigall.
Ich will versuchen, als einen der durchgehenden Gedanken dieses Referates vielleicht wenigstens
Anhaltspunkte zu finden, wie so etwas in der Evolution entstanden ist. Man hat so etwas
Luxus genannt. Auf jeden Fall ist es schwer zu verstehen, ob das eine Funktion, wie die Funktion
davon sein kann, wenn man an den anderen Gesichtspunkt der Schönheit in der Natur denkt.
Denn so ein Pfau zum Beispiel, das hat bereits Darwin, wie ich gleich zeigen werde, als Problem
erkannt gehabt. Ein solcher Pfau hat natürlich eine solche Schleppe hinten dran mit seinem Schweif,
den er zu diesem Pfauenrad aufstellen kann, dass er offensichtlich behindert ist, wenn er von einem,
weiß ich was, von einem Raubviertier, zum Beispiel einem Leoparden oder so etwas, angegriffen würde.
Gut, die Erklärung dafür, die Darwin bereits gegeben hat. Darwin hat 1859 sozusagen den
Grundgedanken der natürlichen Selektion entwickelt und es war ihm selbst klar, dass da irgendetwas
noch fehlt und er hat dann 1871 ein großes Buch über die sexuelle Selektion geschrieben.
Was ist der Unterschied zwischen den beiden und wie kommt dies beides zustande? Das eine ist
einfach der Gedanke Davins, wie die Evolution der Organismen abgelaufen ist. Nicht wenige einfache
Fakten reichen, um die zu verstehen, wenn ich weiß, dass die Eigenschaften der Lebewesen,
viele Eigenschaften der Lebewesen durch Gene bestimmt sind, wenn ich weiß, dass diese Gene immer
in verschiedenen Allelen vorliegen, also in verschiedenen Varianten und wenn ich gleichzeitig
bedenke, dass die Zahl der Nachkommen, die ein Lebewesen hat, normalerweise viel, viel größer
ist als die Zahl, die notwendig ist, um die Populationsdichte zu erhalten. Ich denke immer
an eine Eiche, wenn eine Eiche 200 Jahre alt wird und jedes Jahr, alle paar Jahre, Tausende,
Zehntausende von Eicheln gebildet hat, das gibt es auch in der Akustik. Denkt ihr an die
Nachtigall? Das gibt es auch in der Duftkommunikation, das ist uns Menschen etwas mehr verschlossen,
unglaubliche Vielfalt. Ich will versuchen, als einen der durchgehenden Gedanken dieses
Referates, vielleicht wenigstens Anhaltspunkte zu finden, wie so etwas in der Evolution entstanden
ist. Man hat so etwas Luxus genannt. Auf jeden Fall ist es schwer zu verstehen, ob das eine
Funktion, wie die Funktion davon sein kann, wenn man an den anderen Gesichtspunkt der Schönheit
Presenters
Prof. Dr. Otto von Helversen
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:18 Min
Aufnahmedatum
2008-06-19
Hochgeladen am
2017-07-06 17:40:08
Sprache
de-DE
Die meisten Lebewesen müssen zwei Bedingungen erfüllen, um ihre Gene an die nächste Generation weitergeben zu können: Sie müssen bis zum betrachteten Zeitpunkt überlebt haben und sie müssen einen Partner finden. Darwin hat die erste dieser Bedingungen als Ursache der „natürlichen“ Selektion erkannt und die zweite als Ursache der „sexuellen“ Selektion bezeichnet. Da Männchen ihren Fortpflanzungserfolg durch häufige Paarungen erhöhen können, während der Fortpflanzungserfolg der Weibchen vor allem durch physiologische Barrieren begrenzt ist, entsteht bei allen sich bisexuell fortpflanzenden Organismen eine Asymmetrie im Verhältnis der Geschlechter. Diese führt zu einer Verschiebung des „operationalen Geschlechterverhältnisses“ in Richtung auf mehr Männchen. Das wiederum ist Ursache von Männchen-Konkurrenz und Weibchen-Wahl (femalechoice). Die sexuelle Selektion wirkt keineswegs immer parallel zur natürlichen Selektion, was in der Evolution der Organismen zu den erstaunlichsten Phänomenen, die oft an „Luxusbildungen“ erinnern, geführt hat. Deren evolutive Entstehung ist in vielen Fällen immer noch nicht restlos verstanden.