5 - Der Weg vom Spender zum Empfänger am Beispiel der postmortalen Nierenspende [ID:514]
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Unser großes Thema im Moment ist ja die Organtransplantation. Ganz eng verknüpft mit dem Thema Organtransplantation ist ein anderes wichtiges Thema, nämlich das Thema der Organspende.

In aller Regel, in den meisten Fällen, handelt es sich dabei um die postmortale Organspende. Das bedeutet, die Organspende bei einem Verstorbenen.

Wir haben beim letzten Mal, hat meine Kollegin Ihnen schon ein bisschen was erzählt, darüber, wie allgemein in Deutschland die Organspende organisiert ist.

Sie haben schon gehört, es gibt die Deutsche Stiftung Organtransplantation, die die Organspende koordiniert.

Es gibt die Vermittlungsstelle Eurotransplant in Leiden. Und es gibt die einzelnen Transplantationszentren, in denen die Transplantationen stattfinden.

Und was ich heute in meinem Vortrag Ihnen darstellen möchte, ist einfach etwas ausführlicher den ganzen Prozess der Organspende.

Wie genau kommt ein Spendeorgan von einem Organspender zu einem ganz bestimmten Empfänger?

Und wenn man diesen Organspendeprozess beschreibt, dann ist immer die erste Frage, die man sich stellt, unter welchen Bedingungen ist überhaupt bei einem Verstorbenen eine Organspende möglich?

Und dazu lässt sich sagen, dass das nur in einer ganz speziellen Situation möglich ist, nämlich immer dann, wenn ein Patient auf einer Intensivstation an einem Hirntod verstirbt.

Und dieser Begriff Hirntod ist ja auch oft Anlass für Diskussionen. Und deswegen möchte ich gern ein bisschen darauf eingehen, was bedeutet überhaupt Hirntod? Was steckt dahinter?

Hirntod ist letztendlich definiert als die komplette Zerstörung des gesamten Gehirns. Großhirn, Kleinhirn, Hirnstamm sind irreversibel zerstört und werden nicht mehr durchblutet.

Das Gehirn stirbt ab, das Gehirn zerfällt. Und die Ursache für so einen Hirntod können mannigfaltig sein, die Ursachen.

Letztendlich kann jede schwere Hirnschädigung zum Hirntod führen. Das kann eine schwere Kopfverletzung sein, das kann eine spontane Hirnblutung sein, das kann ein schwerer Sauerstoffmangel des Gehirns sein.

Und wenn dann das Gehirn abgestorben ist, wenn das nicht mehr durchblutet wird, was bedeutet das dann für diesen Patienten?

Sie können sich vorstellen, wenn das Gehirn zerstört ist, dann ist natürlich zum einen denken, fühlen, handeln, das Bewusstsein des Menschen komplett irreversibel erloschen. Aber noch mehr, denn das Gehirn steuert auch die gesamten Körperfunktionen.

Das steuert die Atmung, steuert den Kreislauf, die Stoffwechselvorgänge. Und wenn das Gehirn abgestorben ist, kommt es eben auch immer zu einem Zusammenbruch aller Körperfunktionen.

Es kommt immer zu einem kompletten Ausfall der Atmung und zu einem zunehmenden Zusammenbrechen aller anderen Funktionen.

Und nur durch die moderne Intensivmedizin, insbesondere durch die künstliche Beatmung, ist es möglich, bei einem abgestorbenen Gehirn, noch für einen ganz begrenzten Zeitraum, maximal wenige Tage, die Organfunktionen noch am Funktionieren zu halten.

Und was sind die Symptome nun des Hirntods? Woran erkennt man, dass ein Patient hirntot ist?

Wenn man am Bett des Patienten steht, sieht man einen Patienten, der im tiefen Koma ist, der keinerlei Reaktion mehr zeigt. Wir haben einen Ausfall der zentralen Reflexe.

Wir haben immer ganz klassisch den Ausfall des Atemantriebs. Also der Patient muss immer komplett künstlich beatmet werden.

Und besonders eindrücklich, denke ich, sieht man oder kann man den Hirntod darstellen durch apparative Methoden.

Denn das Charakteristische am Hirntod ist immer der Ausfall der Durchblutung. Wir haben keine Durchblutung mehr im Gehirn.

Und durch verschiedene Methoden kann man diesen Ausfall sehr gut darstellen, sehr gut bildlich darstellen.

Zum einen gibt es die Möglichkeit, mit einer Angiographie die Durchblutung im Kopf darzustellen. Und Sie sehen hier auf der rechten Seite, dass wir hier einen Durchblutungsstopp haben.

Wir haben hier keine Gefäße mehr, das Blut beim Übergang in das Gehirn fließt es nicht mehr weiter, sondern stoppt.

Wir haben also hier einen kompletten Ausfall der Durchblutung.

Eine andere gute Methode, diesen Ausfall der Durchblutung darzustellen, ist die sogenannte Perfusionszintigraphie.

Sie sehen hier beim Normalbefund diese schwarze Färbung im Bereich des Kopfes. Es ist eben diese gute Durchblutung des Gehirns, die wir normalerweise haben.

Und bei dem Hirntod in Patienten haben wir hier ein regelrechtes Loch, also einen kompletten Ausfall dieser Durchblutung.

Eine andere Methode, den Hirntod darzustellen, ist durch die sogenannte Nulllinie im EEG.

Wir haben also keine Hirnströme mehr, keine Aktivität mehr über die Nervenzellen, sondern eben diese flache Linie.

Nicht mehr diese Ausschläge, sondern diese flache Nulllinie.

Wenn Sie sich nun vorstellen, auf einer Intensivstation ist ein Patient verstorben am Hirntod, der Hirntod ist festgestellt worden.

Wie läuft es nun wirklich ab, dass geklärt wird, ob eine Organspende möglich ist?

Und da ist es so, dass diese Klärung der Zustimmung immer so läuft, dass nach der Hirntodfeststellung ein Gespräch mit den Angehörigen geführt wird.

Und bei diesem Gespräch mit den Angehörigen kann ein Transplantationskoordinator, der DSO, mit anwesend sein.

Oder die Ärzte auf Station können das auch alleine mit den Angehörigen führen.

Und so ein Gespräch besteht immer aus zwei Teilen.

Der erste Teil des Gesprächs ist immer, dass man die Todesnachricht übermittelt, dass man den Angehörigen erklärt, dass der Hirntod eingetreten ist und damit der Tod des Patienten.

Und dann gilt es natürlich immer, erstmal eine gewisse zeitliche Zäsur zu setzen, den Angehörigen die Möglichkeit zu geben, erstmal diese Todesnachricht langsam aufzunehmen.

Und es kann sein, dass die Angehörigen mehrere Stunden brauchen, um erstmal am Bett des Verstorbenen zu sitzen und diese Nachricht langsam aufzunehmen.

Manchmal wollen die Angehörigen auch nach einigen Minuten das Gespräch dann fortsetzen.

Und in diesem zweiten Teil des Gesprächs, da erst geht es dann um die Frage der Organspende.

Und bei dieser Frage nach der Organspende lässt man sich natürlich von den gesetzlichen Regelungen leiten.

Wir haben ja in Deutschland die erweiterte Zustimmungslösung, das heißt wer entscheidet darüber, ob eine Organspende durchgeführt wird, eigentlich möglichst jeder selber zu Lebzeiten.

Indem man sich zu Lebzeiten überlegt, im Falle eines Hirntodes würde ich Organe spenden wollen oder nicht.

Und diese Entscheidung kann man dann zum Beispiel schriftlich niederlegen in einem Organspendeausweis.

Oder aber indem man mündlich Angehörigen, Freunden von seiner eigenen Entscheidung berichtet.

Die erste Frage an die Angehörigen des Verstorbenen ist deswegen immer, wissen Sie, ob der Verstorbene für eine Organspende gewesen wäre,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Dr. Mirian Opgenoorth Dr. Mirian Opgenoorth

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:34 Min

Aufnahmedatum

2008-01-17

Hochgeladen am

2017-07-06 17:27:11

Sprache

de-DE

Mit dem großen Thema Organtransplantation ist eng verknüpft das Thema der Organspende. In aller Regel handelt es sich dabei um diepostmortaleOrganspende. Der Ablauf einer solchen Organspende - der Weg eines Spendeorgans zu einem bestimmten Empfänger auf der Warteliste - soll Thema dieses Vortrags sein.EinepostmortaleOrganspende ist nur in einer bestimmten Situation möglich, nämlich dann wenn ein Patient auf einer Intensivstation an einem Hirntod verstirbt. Nach Hirntodfeststellung wird in einem Gespräch mit den Angehörigen geklärt, ob eine Zustimmung zu einer Organspende vorliegt. Falls dies der Fall ist, geht es im Organspendeprozess weiter mit der Klärung der medizinischen Eignung und der Spendermeldung anEurotransplant. Hier erfolgt die Allokation, d.h. die Zuteilung der gemeldeten Spendeorgane an bestimmte Patienten auf der Warteliste. Dann startet die Planung der Entnahmeoperation und der Organtransporte.

Nach Feststellung des Hirntodes und Vorliegen des Einverständnisses des Spenders bzw. der Angehörigen zur Nierenentnahme wird diese geplant und durchgeführt. Hierzu wird ein großer Bauchschnitt gemacht, die Nieren und großen Hauptgefäße präpariert und nach Durchspülen mit einer speziellen Lösung zusammen entfernt. Anschließend erfolgt eine Trennung der Organe und getrenntes Verpacken. Zur Transplantation werden die Gefäße der zu transplantierenden Niere speziell vorbereitet. Beim Empfänger erfolgt ein Unterbauchschnitt, die Beckengefäße werden zugänglich gemacht und die Niere hier angeschlossen. Anschließend wird der Harnleiter in die Blase eingepflanzt. Die Eigennieren verbleiben normalerweise im Patienten, es sei denn, sie haben aufgrund ihrer Grunderkrankung eine Größe erreicht, die es notwendig machen, sie vor einer Transplantation zu entfernen, um Platz für die zu transplantierende Niere zu erhalten. Eine der Hauptkomplikationen ist die akute Abstoßung, die sogar zu einem “Platzen” des transplantierten Organs führen kann und somit eine Entfernung des Organs unumgänglich macht. Ziel ist es, die Organqualität zu verbessern und die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen.

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